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Tagung der FUEN in St. Vigil: Mehr Sichtbarkeit für Regionalsprachen
Arbeitsgruppe Non-Kin-State der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten FUEN tagt erstmals in St. Vigil in Enneberg
ST. VIGIL IN ENNEBERG (LPA). Erstmals ist St. Vigil in Enneberg Austragungsort der Jahrestagung der Arbeitsgruppe Non-Kin-State der Föderalistischen Union Europäischer Nationalitäten FUEN gewesen. Vom 30. Mai bis 1. Juni stand die Verwendung von Regionalsprachen bei Großveranstaltungen in den Bereichen Sport, Kultur und Gesellschaft im Mittelpunkt.
Organisiert wurde die internationale Tagung von der FUEN, der Union Generela di Ladins sowie der Tourismusgenossenschaft St. Vigil - St. Martin mit dem Ziel, Vertreterinnen und Vertretern sprachlicher Minderheiten eine Plattform für Austausch und Vernetzung zu bieten, auf der bewährte Praktiken geteilt und gemeinsame Herausforderungen diskutiert werden können.
Nach den offiziellen Begrüßungen führte ein filmisches Porträt in die Geschichte und Kultur der Dolomitenladiner ein. Im Anschluss besichtigten die Teilnehmenden die ladinischen Bildungseinrichtungen in St. Vigil vom Kindergarten bis zur Mittelschule. Der ladinische Schulamtsleiter Heinrich Videsott, der ehemalige Schulamtsleiter Roland Verra sowie Schuldirektor Ludwig Rindler und sein Kollegium präsentierten das in Südtirol einzigartige paritätische, mehrsprachige Schulsystem.
"Im ladinischen Bildungssystem werden alle drei Landessprachen gleichwertig vermittelt", erklärt Landesrat Daniel Alfreider: "Das Ladinische steht auf Augenhöhe mit Deutsch und Italienisch. Unser Lehrpersonal wird in einem eigens eingerichteten Universitätslehrgang an der Unibz ausgebildet, um Mehrsprachigkeit und Lerninhalte nach den neuesten Erkenntnissen der Didaktik zu vermitteln. Ihrem großen Einsatz und Engagement ist es zu verdanken, dass unsere Sprache lebendig bleibt und im gesellschaftlichen Alltag fest verankert ist."
Sprachwissenschaftler Paul Videsott beleuchtete in seinem Vortrag "Minderheitensprache und Tourismus", wie touristische Entwicklungen auf das Leben und die Sprache autochthoner Minderheiten einwirken.
Beim Runden Tisch zur Mehrsprachigkeit in Südtirol betonte der ladinische Bildungs- und Kulturdirektor André Comploi, dass in einer globalisierten Gesellschaft Minderheitensprachen keine Bedrohung, sondern eine Bereicherung darstellen: „Es liegt an uns, diesen Reichtum sichtbar zu machen – jeder und jede Einzelne ist gefragt, als Multiplikator zur Lebendigkeit der eigenen Sprache beizutragen.“
Den Abschluss bildete ein ladinischer Kulturabend mit der Buchvorstellung Lijendes ladines dles Dolomites, kulinarischen Spezialitäten sowie Musik des Quartetts d’La Pli.
red/mac