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Wipptaler Hof im Volkskundemuseum in Dietenheim eröffnet

LPA - Der „Wipptaler Einhof“ ist das „jüngste“ Zuwachs im Freigelände des Volkskundemuseums. Landeshauptmann Luis Durnwalder selbst hat das geschichtsträchtige Gebäude heute, 23. Mai, eröffnet. „Nun können sich auch die Besucher ein Bild machen, wie Menschen vor gar nicht vielen Jahren im Wipptal und Oberpustertal gelebt haben. Gleichzeitig wurde ein Hof gerettet, den es in ein paar Jahren sicher nicht mehr gegeben hätte“, sagte Durnwalder. Der ehemalige Museumsdirektor Hans Grießmair hat den Wipptaler Einhof im Detail erklärt.

Wipptaler Hof im Volkskundemuseum
Beim „Wipptaler Einhof“ handelt es sich um die Rekonstruktion eines so genannten „primären Einhofes“, der unter Verwendung alter Bestandteile im Museum errichtet wurde. „Solche Einhöfe gibt es heute noch im Wipptal zwischen Matrei und der Franzensfeste aber auch im Hochpustertal zwischen Pudigbach und Innichberg“, erklärte Griesmair. Mit dem Hof werde nicht nur Architekturgeschichte, sondern auch Sozialgeschichte gezeigt. Kennzeichnend für diesen Hof ist der Verlauf der Traufseite parallel zum Hang. Talseitig sind Stube, Küche und Kammern angeordnet, bergseitig der Stall und die Lagerräume für Futter und Getreide. Zwischen den Stall- und Wohnräumen liegt die große Labe, die von Mensch und Tier gleichermaßen benutzt wurde. Diese Bauweise hatte den Vorteil, dass der Bauer auch bei größtem Regen oder Schneetreiben nicht ins Freie musste, um zum Vieh zu gelangen und die Stallarbeit zu erledigen. Gleichzeitig hat das Vieh seine Körperwärme auch an das Haus abgegeben. „Heute allerdings ist dieses Wohnen von Mensch und Tier unter einem Dach nicht mehr zeitgemäß. Wo neu gebaut oder saniert wird, verschwinden die Einhöfe oder verlieren zumindest ihre Doppelfunktion“, sagte Grießmair. „In den vergangenen Jahren hat sich kulturelle so viel verändert, dass man sich heute kaum noch vorstellen kann, wie die Leute früher auf ihren Höfen gewohnt haben“, meinte der Landeshauptmann. „Umso mehr freut es mich, dass das Volkskundemuseum mit diesem Hof den jungen Leuten und Kindern Geschichte sozusagen zum Anfassen bietet“, sagte Durnwalder. Durch den Aufbau im Volkskundemuseum konnte der Hof laut Landeshauptmann Durnwalder gerettet werden, sonst gäbe es ihn sicherlich in ein paar Jahren nicht mehr.
Der Wipptaler Einhof ist das einzige Gehöft im Museum, das über elektrisches Licht, natürlich über Putz verlegt, sowie über fließendes Wasser und einen Sparherd verfügt. Diese Modernisierungen haben in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Südtiroler Bauernhäuser Einzug gehalten und vor allem das Leben der Bäuerinnen und Mägde erleichtert. „Das Museum will ganz bewusst den Gegensatz zu den anderen Bauernhäusern im Freigelände aufzeigen, die aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammen, und deshalb Rauchküchen mit offenen Feuerstellen haben, den Brunnen vor dem Haus und keine andere Beleuchtung als Kerzen, Kienspäne oder Öllampen“, erklärte Alexa Untersulzner, die Direktorin des Volkskundemuseums. Während die anderen Höfe „begehbare Urkunden“ seien, in denen alles an seinem Platz bleiben sollte, könne man in diesem Hof mit Gruppen arbeiten, Ausstellungen veranstalten, Brot backen oder im Heu schlafen.
Der Bundwerkgiebel des Hofes stammt vom „Ruoner“ in Innerridnaun, der 2002 abgebrochen wurde. Grundherr dieses Hofes war das Hochstift Brixen. Im Theresianischen Kataster scheint auf, dass 1750 Michael Pruner und Katharina Hätzl die Bauern beim “Ruoner“ waren. Ihr Erbe, Matthias Pruner, hat dann 1781 Umbauarbeiten vornehmen lassen oder auch neu gebaut.
Grießmaier hat anlässlich der Hoferöffnung auch seinen neuen Museumsführer„Bewahrte Volkskultur“ vorgestellt. Dieser enthält viel von seinem profundes Wissen im Bereich der Volkskunde. Der Museumsführer gibt Einblick in die Geschichte und Gegenwart des Südtiroler Volkskundemuseums und umfasst die großen Bereiche der Volksreligiosität, Volkskultur sowie der bäuerlichen Lebens- und Arbeitswelt.

SAN

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