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Verwaltungsbehörde wird Dienstleistungsbetrieb -Deutsches Schulamt feiert 30-jähriges Bestehen

LPA – Im Zeichen der laufenden Schulentwicklung stand die heutige Geburtstagsfeier des Deutschen Schulamtes. Vor dreißig Jahren, am 16. September 1975, war das staatliche Schulamt abgeschafft und durch drei Schulämter für die deutsche, italienische und ladinische Volksgruppe ersetzt worden. Über diese 30-jährige Arbeit auf dem Weg zu einer eigenständigen deutschen Schule wurde heute (Dienstag, 27. September) am Sitz der Europäischen Akademie Eurac in Bozen Bilanz gezogen. Unter dem Motto "Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen" wurde gleichzeitig wurde Ausblick auf die künftige Entwicklung der Schule gehalten, der das Schulamt durch verschiedene Neuerungen gerecht werden will.

Die drei deutschen Schulamtsleiter David Kofler, Walter Stifter und Peter Höllrigl
Vor 250 Zuhörern umriss Bildungslandesrat Otto Saurer in seiner Festrede die Geschichte der Schule in Südtirol - von der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und den schweren Jahren des faschistischen Regimes mit den Katakombenschulen bis hin zur Zweiten Nachkriegszeit, als mit dem Ersten Autonomiestatut von 1948 das Prinzip des muttersprachlichen Unterrichts festgeschrieben und der Wiederaufbau der deutschen Schule unter schwierigen Voraussetzungen in Angriff genommen wurden.

Als rechtliche Grundlage der heutigen Südtiroler Schule bezeichnete er das Zweite Autononomiestatut mit dem Artikel 19 zur Schulordnung, das auch die Voraussetzungen für die Errichtung des eigenständigen Deutschen Schulamtes. Saurer ging auch auf die Entwicklung der Schule und des Schulamtes der vergangenen drei Jahrzehnte ein. Die vom Staat vorgegebene Einführung der Pflichtmittelschule im Jahr 1962, die Integration von Schülern mit Behinderung im Jahre 1977, das Landesgesetz über die Autonomie der Schulen im Jahr 2000 und schließlich die staatliche Schulreform wertete der Bildungslandesrat als fruchtbare Neuerungen, sowohl aus sozialer als auch aus bildungspolitischer Sicht.

Saurer schloss seinen Beitrag mir einem zuversichtlichen Blick in die Zukunft und einem Zitat von Rainer Brockmeyer, Pädagoge, Berater und Professor mit Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten: „Wenn ich vor dem Hintergrund der Schulentwicklung in anderen europäischen Ländern deren Situation beurteilen soll, habe ich ein eindeutiges Urteil: Die deutschsprachige Schule in Südtirol ist gut aufgestellt in der europäischen Gesamtentwicklung.“

Einblick in die Verwaltungsarbeit des Schulamtes während der vergangenen dreißig Jahre gab Inspektorin Maria Luise Fischer. Unter dem Motto „Von der Schulautonomie zur Autonomie der Schulen“ veranschaulichte sie nach inhaltlichen Schwerpunkten die Tätigkeit des Schulamtes. Dabei brach sie eine Lanze für neue Unterrichtsformen und den schülerzentrierten Unterricht.

Zukunftsgerichtet war der Beitrag des deutschen Schulamtsleiters Peter Höllrigl, der nach David Kofler und Walter Stifter vor zwei Jahren als dritter deutscher Schulamtsleiter in den erweiterten und erneuerten Schulamtssitz in der Bozner Amba-Alagi-Straße eingezogen ist, wo die räumliche Nähe zum Bildungslandesrat und zum Pädagogischen Institut eine intensiven Austausch und eine enge Zusammenarbeit möglich macht.

Das Wort Autonomie spielte im ausführlichen Referat des Schulamtsleiters eine wesentliche Rolle: Mit den Autonomiebestimmungen habe Südtirol weit reichende autonome Befugnisse im Schulbereich erhalten, durch das Landesgesetz zur Autonomie der Schulen wurden die einzelnen Schulen eigengestalteten „Häusern des Lernens“ umgebaut und schließlich stelle die Schulreform das individuelle und eigenständige Lernen des einzelnen Schülers in den Mittelpunkt.

„Die zunehmende Eigenständigkeit der Schulen bewirkt, dass sich das Schulamt von einer zentralistischen, hierarchischen Verwaltungsbehörde hin zu einem modernen, effizienten Dienstleistungsbetrieb für die Kindergärten und Schulen entwickelt“, so der Schulamtsleiter, „Dienstleistungen und Verwaltungsabläufe müssen optimiert und die vielfältigen Angebote dezentralisiert werden. Kontrolle und Verwaltung treten hinter Beratung und Unterstützung zurück.“

Zu diesem Zweck wurde im Schulamt eine „Organisationsentwicklung“ eingeleitet, in die auch das Pädagogische Institut eingebunden ist und die auf eine Verbesserung der Arbeitsabläufe, die Einrichtung dezentraler Angebote und die Schaffung neuer thematischer Kompetenzfelder (Umgang mit Vielfalt in Kindergarten und Schule, Entwicklung des Bildungssystems, Sprachen in Kindergarten und Schule, neue Lernkultur und Unterrichtsentwicklung) vorsieht. Auch ein neues Erscheinungsbild ist Ausdruck dieses neuen Selbstverständnisses.

Im Bereich Schule gelte es, Gipfel zu erklimmen, erklärte der Schulamtsleiter abschließend, und zählte sieben solcher Gipfel auf: das interkulturelle Lernen, das frühkindliche Lernen, das sprachliche Lernen, das ökonomische Lernen, das demokratische Lernen, das individuelle Lernen, das lebenslange Lernen. Das Schulamt werde sich bemühen, optimale Rahmenbedinungen vorzugeben, versprach Höllrigl und forderte alle Partner zur Zusammenarbeit auf, da eine gute Schule die Grundlage einer zukunftsträchtigen Gesellschaft bilde.

jw

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