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Delegation der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgien mit Unterrichtsminister Paasch

LPA - Wie Schüler mit Behinderung erfolgreich in Schul- und Klassengemeinschaften integriert werden können und welche Erfahrungen Südtirols Schule mit der Evaluation gemacht hat, darüber hat sich eine Delegation von Schulverantwortlichen der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit an der Spitze Unterrichtsminister Oliver Paasch im Rahmen eines zweitägigen Südtirolbesuchs informiert.

LR Saurer mit dem deutschbelgischen Unterrichtsminister Paasch
Zwei intensive Informations- und Arbeitstage haben der Unterrichtsminister der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens, Oliver Paasch, sein Berater Freddy Cremer und die beiden Schulinspektoren Marlise Breuer und Bernd Klever gestern und heute (Montag, 28., und Dienstag, 29. November) in Südtirol absolviert. Im Mittelpunkt des Interesses der deutschbelgischen Unterrichtsdelegation standen die Themenbereiche Integration und Evaluation. Bei den Gesprächen mit Südtirols Bildungsverantwortlichen mit an der Spitze Bildungslandesrat Otto Saurer, Schulamtsleiter Peter Höllrigl und PI-Direktor Rudolf Meraner ging es außerdem um den Sprachunterricht und den Fremdsprachenunterricht, die PISA-Studie sowie die Kleinst- oder Zwergschulen. 

Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens will die Integration von Schülern mit Behinderung durch ein Gesetz regeln. In Südtirol, wo die Integration seit Jahren Wirklichkeit ist, besuchten die deutschbelgische Delegation zwei Grundschulklassen und eine Mittelschulklasse, wo sie Einblick in den integrierten Unterricht erhielten. Außerdem trafen sie mit der für Integration, Gesundheitserziehung und Schulberatung zuständigen Inspektorin Edith Brugger Paggi zu einem Gespräch zusammen. Bildungslandesrat Otto Saurer bestärkte die Besucher aus Belgien in ihrem Bemühen um die Integration von Schülern mit Behinderung, die er als " wichtige Errungenschaft nicht nur für unserer Schule sondern für unsere Gesellschaft" bezeichnete.

Einblick in Südtirols Schulevaluation erhielt die deutschbelgische Delegation durch den Direktor des Pädagogischen Instituts, Rudolf Meraner, und den Koordinator der Evaluationsstelle, Franz Hilpold. "Mit dem Aufbau des Schulevaluationssystem wurde gleichzeitig mit der Einführung der Autonomie der Schulen nach 2000 begonnen", so Direktor Meraner, "wir sind den Deutschbelgiern einige Schritte voraus. Rege Kontakte und einen Austausch gibt es in diesem Bereich bereits über das EU-Netzwerk Sirene."

Im Bereich des Sprach- und Fremdsprachunterrichts sind die Grundtendenzen in Südtirol und Deutschbelgien ähnlich: In beiden Ländern steht die sehr gute Beherrschung der Muttersprache im Vordergrund. Gleichzeitig wird auf einen möglichst rechtzeitigen Erwerb von Zweitsprachkenntnissen gesetzt. Das neue, 2004 in Deutschbelgien in Kraft getretene Sprachgesetz sieht den Unterricht der zweiten Sprache Französisch in der Grundschule und eine spielerische Einführung bereits im Kindergarten vor. Englisch wird derzeit ab der achten Schulstufe unterrichtet.

Eine Zusammenarbeit streben die beiden Länder im Hinblick auf die PISA-Studie 2009 an. "Da wir beide zum Teil von den zentralstaatlichen Organen abhängen, andererseits als deutschsprachige Minderheiten nicht nur besondere sprachliche Bedürfnisse haben, wollen wir gemeinsam vorgehen und uns gegenseitig unterstützten", erklärt PI-Direktor Meraner. 

Für die Fortsetzung und Intensivierung der Zusammenarbeit sprachen sich abschließend beide Seiten aus. "Wir sind die einzigen deutschsprachigen Minderheiten mit gut ausgebauten Autonomien im Bildungsbereich", so Bildungslandesrat Saurer, "es gibt ausgesprochen viele Ähnlichkeiten und Parallelen, eine weite Zusammenarbeit zwischen Eupen und Bozen liegt auf der Hand."

Die Deutschsprachige Gemeinschaft ist mit seinen etwas mehr als 71 000 Einwohner die kleinste der drei Gemeinschaften Belgiens. Ihr Gebiet umfasst 854 Quadratkilometer. Amts-, Schul- und Gerichtssprache ist Deutsch.

jw

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