Aktuelles

Kulturpolitische Gespräche mit der ehemaligen deutschen Kulturministerin Christina Weiss

LPA - Die Kulturpolitik stand heute Abend (Dienstag, 23. Mai) im Palais Widmann in Bozen im Mittelpunkt einer Gesprächsrunde von Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur, dem deutschen Kulturbeirat, dem Direktor des Museums für moderne und zeitgenössische Kunst, Andreas Hapkemayer, mit der ehemaligen bundesdeutschen Staatsministerin für Kultur, Christina Weiss. Die langjährige Kultursenatorin der Hansestadt Hamburg und parteilose Kulturministerin im Kabinett Schröder arbeitet heute als Publizistin und ist Mitglied zahlreicher Stiftungen sowie Jurys.

LRin Kasslatter Mur und die ehemalige deutsche Staatsministerin Weiss
"Kultur ist das Regelwerk des Miteinanders in einer Gesellschaft", mit dieser Definition von Kultur nahm Christina Weiss im Jahr 2002 ihre Arbeit als Staatsministerin auf. Auf diese Definition kam sie auch beim heutigen Treffen mit Südtirols Landesrätin für deutsche Kultur, Sabina Kasslatter Mur, zurück und führte sie weiter aus. Sie bezeichnete Kultur als gesellschaftliche Grundlage, die in alle Bereiche hineinwirke. 

Im Alltag werde vornehmlich leistungsorientiert und zweckgesteuert agiert. Oft werde Kultur als etwas Zusätzliches gesehen, das nur dann zähle, wenn es allen gut gehe. Dieser Standpunkt sei auch bei der Diskussion um die europäische Verfassung stark vertreten worden. Dieser Haltung widersetzte sich die Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin Weiss auch im Rahmen des heutigen kulturpolitischen Austausches in Bozen: "Kultur ist die vorderste Spitze der Veränderung. Sie ist dazu da, uns er Denken in eine nicht gehabte Richtung zu lenken. Sie macht eine Gesellschaft visions- und damit zukunftsfähig."

Während ihrer Amtszeit als Staatsministerin habe sie sich besonders um die Förderung jener bemüht, "die unsere Gesellschaft weiterbringen, eben Forscher und Künstler".
Christina Weiss berichtete außerdem über die während ihrer Zeit als Staatsministerin von der deutschen Bundesregierung eingeführten Kulturverträglichkeitsprüfung für Staatsgesetze.

Einig waren sich die ehemalige Staatsministerin und Südtirols Kulturlandesrätin über die Rolle des Kulturpolitikers beziehungsweise der Kulturpolitikerin, als wichtiger Mediator zwischen Politik und Verwaltung auf der einen Seite und den Künstlern, "die eine völlig andere Sprache sprechen", auf der anderen Seite.

Gesprochen wurde heute Abend außerdem über den kulturellen Austausch zwischen Ländern und Regionen als Bereicherung und als Notwendigkeit sowie über eine noch stärkere Vernetzung der Kulturträger.

Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, die die ehemalige Staatsministerin zu diesem kulturpolitischen Austausch eingeladen hatte, war bereits vor einem Jahr in Berlin mit Christina Weiss zusammengetroffen.

Christina Weiss wird heute Abend im Rahmen der Vortragsreihe "artiparlando" des Museions über Kunstwahrnehmung referieren.

jw

Bildergalerie