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Archäologische Funde in Kastelruth: Verzögerungen hätten vermieden werden können

LPA – Das Landesamt für Bodendenkmäler führt seit einem Monat archäologische Voruntersuchungen auf der Baustelle für eine Tiefgarage und den neuen Kindergarten in Kastelruth durch. Die Feldforschung der Archäologen hat die Arbeiten auf der Baustelle verzögert. Ein Umstand, der laut Landesarchäologe Lorenzo Dal Ri hätte vermieden werden können: „Wäre das Denkmalamt im Voraus um ein Gutachten ersucht worden, hätte man die Bautätigkeit in dieser bekannten archäologischen Zone erst gar nicht gestattet und der Kindergarten hätte andernorts ohne Probleme gebaut werden können“.

Die Baustelle für die Tiefgarage "Grondlboden", die derzeit vom Landesamt für Bodendenkmäler untersucht wird.
Im Kastelruth wird derzeit an einer Tiefgarage gebaut, über der dann in der Folge der neue Kindergarten errichtet werden soll. Seit einem Monat ruhen die Arbeiten allerdings, weil die Archäologen des Landesdenkmalamtes vor Ort sind und Sondierungen sowie Voruntersuchungen durchführen. Da die Weiterführung der Arbeiten sehr dringend ist - die Baustelle war bei Eintreffen der Archäologen schon in vollem Betrieb - hat das Land entschieden, die nötigen außerordentlichen Finanzmittel für die Grabungen sofort zur Verfügung zu stellen.

Die Techniker des Landesamtes für Bodendenkmäler unterstreichen zwar die freundschaftliche und aktive Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister und der Gemeindeverwaltung von Kastelruth zur Lösung dieses schwierigen Problems, Amtsdirektor Lorenzo Dal Ri betont jedoch, dass eine bessere Planung der Bauarbeiten vor Baubeginn auch eine bessere Weiterführung derselben bedeutet hätte. „Wäre das Landesamt für Bodendenkmäler im Voraus um ein Gutachten ersucht worden, hätte man keine Bautätigkeit in einer bekannten archäologischen Zone gestattet und dies im Interesse der Bürger von Kastelruth. Somit wäre eine andere Zone im Bereich des Dorfes ausgewählt worden, wo man ohne irgendeiner Einschränkung hätte bauen können. Übrigens sind alle archäologischen Zonen in Südtirol über den Archaeobrowser einsehbar“, so Dal Ri.

Die Archäologen sind in diesen Tagen dabei, Überreste einer großen vorgeschichtlichen Siedlung ans Licht zu bringen. Die Kleinfunde, besonders Keramikbruchstücke, weisen darauf hin, dass die Zone während mehrerer Jahrtausende vielleicht dauerhaft besiedelt, bzw. benutzt worden war. Man vermutet, dass die schon seit langem aus archäologischer Sicht bekannte Zone im Laufe der Jungsteinzeit (5000 - 3500 v. Chr.) durch den Menschen kolonisiert wurde und auch später in der Bronzezeit (2200 - 1000 v. Chr.) sowie in der Eisenzeit (1000 - 15 v. Chr.) intensiv besiedelt war. Ebenso sind Funde der Römerzeit, des Mittelalters und der Frühneuzeit vorhanden.

Die in diesen Tagen durchgeführten Sondierungen haben den Zweck, die genaue Ausdehnung der archäologischen Zone, bzw. Stärke und Beschaffenheit der Schichten zu bestimmen. Diese Tätigkeiten helfen zur genauen Planung des Zeitrahmens und der Kosten einer Notgrabung, die für den kommenden Frühling vorzusehen ist.

ohn

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