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250 Südtiroler diskutieren in Fokusgruppen über neues Bildungs-Leitbild

(LPA) Rund 250 Südtiroler haben in den letzten drei Monaten in so genannten Fokusgruppen über die Zukunft der Bildung in Südtirol diskutiert. Nach Auswertung der Diskussionen steht fest: Alle gesellschaftlich relevanten Gruppierungen fordern ein qualitatives Umdenken in Sachen Bildung. Detailliert sind die Ergebnisse ab morgen im Internet nachzulesen.

"Sich gegenseitig zuhören und miteinander an zukunftsfähigen Lösungen arbeiten": Dies war der Auftrag, den Landesrat Otto Saurer zum neuen Bildungs-Leitbild gegeben hatte. Umgesetzt hat man ihn in 25 von Moderatoren begleiteten Fokusgruppen, in denen alle gesellschaftlichen Gruppierungen zu Wort gekommen sind. Insgesamt haben so 250 Frauen und Männer aller Sprachgruppen und auch aus dem Ausland eingehend über die Zukunft der Bildung in Südtirol beraten. "Wir wollten wissen, was sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen von Bildung erwarten", so Helmut Hell vom externen Beraterteam

So unterschiedlich die Zusammensetzung der Fokusgruppen auch war, in den Ergebnissen war man sich einig: "Ein durchgängiges Thema war die Forderung, neue Wege im kulturellen Austausch der Sprachgruppen zu beschreiten", so Moderatorin Maria Sparber. Dies etwa im Sinne eines möglichst frühen Erlernens der jeweils anderen Sprache oder der Schaffung von Austauschprogrammen.

Ein weiterer roter Faden betraf die Schule als primäre Bildungseinrichtung. Auch hier, so die Teilnehmenden, brauche es "Frischluft", so Hell, "obwohl die Bevölkerung durchaus weiß, was sie am Südtiroler Schulsystem hat". Moderatorin Sonia Marti verweist auf die Forderungen einer besseren Zusammenarbeit zwischen Schule und Arbeitswelt, individueller Lernformen auch in den höheren Schulstufen und nicht zuletzt der Durchlässigkeit des Schulsystems und der Abschaffung von "Sackgassen" in der Schulkarriere, wie sie heute noch in der Berufsbildung anzutreffen seien.

Das lebenslange Lernen, so die Fokusgruppenteilnehmer, werde zwar immer wieder gefordert, die Wirklichkeit des Bildungsangebotes sehe jedoch oft anders aus. "Die Möglichkeiten und Angebote des Lernens bis ins hohe Alter und zur Vernetzung von Praxis- und Buchwissen sind noch nicht ausreichend gegeben", so Sparber.

Die detaillierten Ergebnisse der Diskussionen in den Fokusgruppen finden sich ab morgen, Donnerstag, im Internet (www.bildung-zukunft-suedtirol.it) und können dort weiter diskutiert werden. Am 9. Februar haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich im Bozner Hotel Sheraton an der Leitbilddiskussion zu beteiligen. Die Schweizer Moderatorin und Bildungsexpertin Marti ist von der Idee und der Arbeit am Bildungsleitbild jedenfalls begeistert: "Dass ein Politiker zur Zukunft der Bildung auch die Bürger befragt, ist ein bildungspolitisches Novum." Bei einem großen Kongress im Mai soll das endgültige Bildungsleitbild schließlich vorgestellt werden.

chr