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Monitoring Schulreform: Evaluationsstelle liefert Ergebnisse

(LPA) Wie sehen Lehrer die Umsetzung der Schulreform und wie Direktoren? Wie stehen sie zur Lernberatung, wie zum Portfolio und wie zu den Wahlpflichtfächern? Die Evaluationsstelle für die deutsche Schule in Südtirol hat nun die Ergebnisse des Monitorings zur Schulreform um zweiten Erprobungsjahr veröffentlicht.

"Die Kritik an der Schulreform ist vor allem von Seiten der Lehrpersonen harsch und entschieden, dabei werden aber die allgemeinen Grundsätze der Reform von vielen Mitgliedern der Schulgemeinschaften geteilt", heißt es im Bericht der Evaluationsstelle. Es sei in erster Linie die Art der Umsetzung, die auf Widerstand stoße, nachdem vor allem die Lehrpersonen der Meinung sind, dass einiges, was die Reform als Neuerung vorgibt, bereits seit längerem in der Schule erfolgreich umgesetzt werde. Die Lehrer kommen überdies nicht mit dem in ihren Augen nicht gerechtfertigten enormen organisatorischen und bürokratischen Aufwand zurecht.

Die Direktoren hingegen mahnen eine längst fällige Umsetzung einiger Bereiche des Autonomiegesetzes an, worin bereits einige wesentliche Grundsätze der Reform enthalten seien. Die Vertreter der Eltern seien wiederum grundsätzlich für die inhaltlichen Aspekte der Schulreform, stellten aber Umsetzungsschwierigkeiten fest.

Was die Lernberatung betrifft, nehme die Mehrzahl der befragten Gruppen eine grundsätzlich positive Stellung ein. Die Bestimmung der konkreten Formen der Lernberatung solle jedoch den einzelnen Schulen überlassen werden. Von Seiten der Eltern wird die Lernberatung gefordert, sie wünschen zudem, in den Prozess einbezogen zu werden. Für die Schüler ist dagegen nur eine individuelle Lernberatung sinnvoll.

"Die Erfahrungen mit dem Portfolio sind sehr unterschiedlich, da der Grad und die Form der Umsetzung von Schule zu Schule sehr verschieden sind", so die Evaluationsstelle. So meinen denn auch die meisten Eltern und Direktoren, dass der Nutzen des Portfolios nicht generell beurteilt werden könne. Auch gehöre die Führung des Portfolios eher zur Methode und sei damit den Lehrern freigestellt. Die Lehrer reagieren auf die Fragen nach dem gesetzlich verordneten Portfolio weitgehend negativ: in den verschiedenen konzipierten Formen erfülle es nicht den Zweck, Entwicklungen sichtbar werden zu lassen. Andere Wege der Dokumentation des persönlichen Lernfortschritts seien dazu geeigneter.

Laut dem Bericht der Evaluationsstelle stießen auch die Wahlpflichtfächer immer noch auf Umsetzungsschwierigkeiten. Die Lehrer und die Elternvertreter begrüßen mehrheitlich die Wahlmöglichkeiten für die Schüler, weil sie die Individualisierung und die Mitgestaltung des Lernweges durch die Schüler bejahen. Sie kritisieren jedoch die Begleitumstände, die letztendlich die pädagogischen Vorteile fragwürdig erscheinen lassen: großer Aufwand und viel Bürokratie, Kürzungen im Kernbereich, Verlust der Teamstunden, mit denen ein den Bedürfnissen angepasstes Stützsystem aufrecht erhalten werden konnte. Es wird gefordert, der Schule mehr Kompetenzen in Bezug auf die Wahlpflicht- und die Wahlfächer zuzugestehen, damit die Gestaltung besser an die Bedürfnisse angepasst werden kann.

Als Fazit stellt die Evaluationsstelle fest, dass eine große Anzahl der Befragten sich ein ausgewogeneres Verhältnis zwischen verbindlichen Vorgaben und autonomer Gestaltungsfreiheit wünsche, dazu klarere Rahmenvorgaben, mehr Zeit zu wirklicher Erprobung, mehr Rücksicht auf die Wünsche, die Sorgen und vor allem die Erfahrungen der "Basis".

chr