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Sonderausstellung "Alle Taschen voll Steine ...“ im Naturmuseum eröffnet

LPA - Mit dem Aufbau einer einzigartigen naturhistorischen Sammlung legte der Bozner Naturhistoriker und Künstler Georg Gasser im ausgehenden 19. Jahrhundert den Grundstein für das heutige Naturmuseum in Bozen. Anlässlich seines 150. Geburtstags gibt es nun die Sonderausstellung "Alle Taschen voll Steine ...“ im Naturmuseum zu sehen. Landeshauptmann Luis Durnwalder und Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur haben die Ausstellung am 7. Mai eröffnet. Mit der Ausstellung feiert das Naturmuseum Südtirol gleichzeitig sein zehnjähriges Bestehen.

Der Bozner Privatier, Naturhistoriker und Künstler Georg Gasser

Anlässlich seines 150. Geburtstags arbeitete das Naturmuseum die Sammlertätigkeit und die Biografie Georg Gassers (1857-1931) im Rahmen eines Forschungsprojekts auf. Die Ergebnisse der Recherche flossen in die Sonderausstellung „Alle Taschen voll Steine…. - Ex. Coll. Georg Gasser" und in ein Katalogbuch ein. Erstmalig werden auch lange Zeit verschollen geglaubte Teile der Gasserschen Sammlung ausgestellt. 

Gasser war von Beruf das, was man im 19. Jahrhundert einen so genannten Privatgelehrten nannte. Als Sprössling begüterter und angesehener Eltern erhielt er eine umfassende schulische Ausbildung und war zeitlebens finanziell abgesichert. Bereits während seiner Schulzeit am Franziskanergymnasium in Bozen wollte er Künstler werden. Seine ersten Lernjahre führten Gasser nach Sachsen. Als Gehilfe seines Lehrmeisters Johann Hintner war er zusammen mit weiteren Tiroler Malern an der Ausmalung der Stiftskirche zu Wechselburg beteiligt. Die folgenden Studienjahre an der Akademie der Bildenden Künste in München (1878-1885) sowie eine siebenmonatige Hochzeits- und Studienreise durch Italien (1887/1888) blieben seine einzige erwähnenswerte künstlerische Schaffensperiode.

Nach Bozen zurückgekehrt, konzentrierte sich Gasser fortan auf das Sammeln von naturkundlichen Objekten und den Aufbau eines öffentlich zugänglichen naturhistorischen Museums in seinem Haus. In kürzester Zeit stellte er ein Naturalienkabinett immensen Ausmaßes zusammen. Über 11.000 Mineralien, zahllose Tierpräparate und Sammlungen von Schmetterlingen, Insekten, Pflanzen, Hölzern, Samen, Pilzen, Muscheln, Schnecken, Eiern, Korallen usw. bildeten den Grundstock seines Museums. In einem Reiseführer von 1893 findet man unter den empfohlenen Sehenswürdigkeiten der Stadt Bozen bereits die „Sammlung von Naturalien und culturhistorischen Gegenständen des Kunstmalers Gasser, in der Spitalgasse 7.“

Als Autodidakt erwarb sich Georg Gasser weit reichende naturwissenschaftliche Kenntnisse, insbesondere auf dem Gebiet der Mineralogie. Als Krönung seiner Karriere mag die heute noch begehrte Monographie aus dem Jahre 1913 über „Die Mineralien Tirols, Vorarlbergs und der Hohen Tauern“ gelten. Darin sammelte er alle Informationen über Mineralvorkommen in den genannten Gebieten.

Ab 1905 stellte er den Großteil seiner Sammlungen dem neu errichteten Stadtmuseum Bozen zur Verfügung. Bis zu seinem Tod war er dort als Kustos der naturwissenschaftlichen Abteilung tätig.

In den 30er Jahren musste die Gassersche Sammlung aus dem Stadtmuseum geräumt werden. Diverse Bittschreiben an den Präfekten der Stadt, aber auch an Benito Mussolini selbst bezeugen zwar den vorhandenen Willen seiner direkten Nachkommen zur Erhaltung der Sammlungen. Notdürftige und unsachgemäße Aufbewahrung und nicht zuletzt Verkauf reduzierten schließlich den ursprünglichen Sammlungsbestand enorm. Über Jahre verschollen, kamen Reste der Sammlung erst wieder Anfang der 70er Jahre ans Tageslicht. Dank der Bemühungen des Franziskanerpaters Viktor Welponer erklärte sich Cilli Gasser, die einzige Tochter von Georg Gasser, bereit, die Sammlung dem Land für das Naturmuseum zu schenken. Mit der Eröffnung des Naturmuseum Südtirol im Jahre 1997 konnte zumindest dieses Anliegen von Georg Gasser posthum erfüllt werden.

Die Ausstellung "Alle Taschen voll Steine... Ex coll. Georg Gasser (1857-1931)“ ist bis zum 2. September im Naturmuseum, Bindergasse 1, in Bozen zu sehen. Sie ist täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet drei Euro.

SAN

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