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ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee am 30. und 31. August

LPA - Erstmals finden am kommenden 30. und 31. August 2007 “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee” statt. Das internationale Symposium im Hotel “Pragser Wildsee” wird gemeinsam vom “ZeitgeschichtsArchiv Pragser Wildsee”, dem Südtiroler Landesarchiv und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin veranstaltet.

Die prominenten Geiseln der SS am Hotel Pragser Wildsee unmittelbar nach deren Befreiung durch Einheiten der US-Armee im Mai 1945.

Zeithistorikerinnen und Zeithistoriker aus Deutschland, Österreich und Südtirol werden sich Ende August am Pragser Wildsee zu den "ZeitgeschichtsTagen" treffen, um das Thema “Für Freiheit und Recht in Europa. Der 20. Juli 1944 und der Widerstand gegen das NS-Regime in Deutschland, Österreich und Südtirol” zu bearbeiten. Aktueller Anlass der Veranstaltung ist der hundertste Geburtstag der Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Helmuth James Graf von Moltke, deren Namen mit dem Anschlag auf Hitler vom 20. Juli 1944 untrennbar verbunden ist. Durch die beiden Wiederstandskämpfer wurde die Aufmerksamkeit auf das andere Deutschland gelenkt, das gegen NS-Regime, "Endlösung" und die Weiterführung des Krieges ankämpfte. Von Anfang an strebte es eine Zusammenarbeit mit Antifaschisten anderer europäischer Ländern an. Schon im „Kreisauer Kreis“ um Moltke wurden Überlegungen darüber angestellt, welchen Platz das neue Deutschland nach Hitler in Europa einnehmen könne.

Auch wenn der Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 scheiterte, war er doch ein Signal des Widerstands. In vielen europäischen Ländern gab es Kräfte, die sich gegen den Nationalsozialismus und die deutsche Besatzung zur Wehr setzten. Diese Kräfte, vor allem in den besetzten Ländern Europas, erfuhren nun, dass sie mit Gleichgesinnten in Deutschland rechnen konnten. 

Auch einige Südtiroler entschlossen sich zum Widerstand gegen Hitler, wofür sie einen hohen Preis bezahlten. 166 Südtiroler und Südtirolerinnen wurden - wie der Südtiroler Journalist und Politiker Friedl Volgger, der selbst den Weg ins KZ Dachau gehen musste, in seinen Erinnerungen berichtet - in Konzentrations- und Arbeitsstraflager verschleppt. Wörtlich heißt es darin: „140 landeten hinter Kerkermauern, 276 junge Südtiroler haben sich trotz massivster Drohungen dem Dienst in Hitlers Militärmaschine entzogen“. 21 Südtiroler wurden als Widerstandskämpfer hingerichtet oder in den Vernichtungslagern des Dritten Reiches umgebracht.

Bei den ZeitgeschichsTagen werden die deutschsprachigen Referenten der Geschichte von Widerstandsgruppierungen, die außerhalb Deutschlands aktiv wurden -  wie die “Gruppe 05" in Österreich oder dem “Andreas-Hofer-Bund” in Südtirol - nachgehen und untersuchen, wie weit diese heute in das öffentliche Bewusstsein ihrer Heimatländer eingedrungen sind. Die “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee” wollen mit diesem Symposium den bisher weniger bekannten Widerstand gegen das NS-Regime in Europa würdigen und die Erinnerung an längst vergessene Opfer wieder beleben.

Bei dem Tagungsort, dem Hotel „Pragser Wildsee”, handelt es sich um einen zeitgeschichtlichen Ort von europäischer Bedeutung: Hierher verschleppte die SS bei Kriegsende 139 „Sippen- und Sonderhäftlinge“ aus 17 Ländern Europas. Darunter waren nicht wenige Angehörige der Attentäter des 20. Juli. Ende April 1945 traf der Transport in Niederdorf ein, wo der Leidensweg der zumeist prominenten Gefangenen endete. Die Tagung ist die erste Veranstaltung der “ZeitgeschichtsTage Pragser Wildsee”, die künftig als feste Einrichtung geplant sind.

Das Programm der Tagung am 30. und 31. August 2007 kann auf der Homepage des Südtiroler Landesarchivs im Südtiroler Bürgernetz unter Aktuelles www.provinz.bz.it/sla eingesehen werden. Informationen erteilt das Südtiroler Landesarchiv, A. Diaz Str. 8, I-39100 Bozen, Tel. 0471 411951. Projektbeauftragte sind: Margot Pizzini (Tel. 0471-411951, Margot.Pizzini@provinz.bz.it) oder Gerald Steinacher (Tel. 0471-411949, Gerald.Steinacher@provinz.bz.it).

jw

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