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Mehr Sozialpädagogik an Schulen gefragt

LPA - Der sozialpädagogischen Arbeit an der Schule kommt zunehmend mehr Beachtung und Wertschätzung zu. Beweis dafür ist das Interesse an der heutigen (24. Oktober) Tagung "Sozialpädagogik und Schule" im Bozner Pastoralzentrum. An die 200 Personen aus Schule und Sozialwesen folgten der Einladung des Deutschen Schulamts und des Landesamts für Familie, Frau und Jugend.

Wenn Schüler sich auffällig verhalten oder Lehrpersonen überfordert sind, kann die Arbeit von Sozialpädagogen helfen, den Sand aus dem Getriebe zu schaffen. Auch in Südtirol wird sozialpädagogische Arbeit immer stärker nachgefragt. In diesem Schuljahr arbeiten an sieben Schulen Sozialpädagogen. Allerdings hat sich das Berufsbild des "Schul-Sozialpädagogen" - im Unterschied zu anderen Ländern - noch nicht etabliert. Die Bedeutung und der Ausbau der sozialpädagogischen Arbeit an der Schule zur Bewältigung schwieriger Situationen oder zur Krisenvorbeugung standen im Mittelpunkt der Tagung  "Sozialpädagogik und Schule", zu der das Deutsche Schulamt und das Landesamt für Familie, Frau und Jugend heute (Freitag, 24. Oktober) ins Bozner Pastoralzentrum geladen haben.

Der Direktor im Landesamt für Familie, Frau und Jugend, Eugenio Bizzotto, gab zum Auftakt der Tagung Einblick in die verschiedenen Felder der Sozialarbeit und Sozialpädagogik in Südtirol. Bizzotto bezeichnete den Ablaufplan bei Fremdunterbringung von Schülern als bewährtes Beispiel einer guten Zusammenarbeit zwischen Sozialdiensten und Schule. Vor neue Herausforderungen stünden Sozialdienste und Schule im Hinblick auf Minderjährige mit psychischen Problemen, denen das Recht auf Bildung gewährt werden muss. Die Gewaltprävention ist nach den Worten Bizzottos ein weiteres Arbeitsfeld, dem Vorrang eingeräumt werden müsse.

Der Rektor der Freien Universität Bozen, Walter Lorenz, legte seinen Ausführungen die Evaluationsergebnisse des Pilotprojekts „Sozialpädagogische Arbeit an der Schule“ zugrunde, das an den Meraner Mittelschulen „Peter Rosegger“ und „Dr. Josef Wenter“ durchgeführt worden war. Nach seinen Worten ist es Ziel der Schulsozialarbeit, "die sozialen Dimensionen der psychologischen Entwicklung von Jugendlichen generell zu stärken". "Im Fall von verhaltensauffälligen Schülern und Schülerinnen lehrt die Erfahrung, dass die besondere Aufmerksamkeit, die ihnen durch sozialtherapeutische und sozialpädagogische Projekte geschenkt wird, nicht zu ihrer zusätzlichen Isolierung beitragen darf", so Lorenz, "daher haben diejenigen Projekte die besten Erfolgsaussichten, die von der ganzen Schulgemeinschaft getragen werden."

Das Verhältnis von Sozialpädagogik, Schulpädagogik und Sozialarbeit und die Aufgabe der Sozialpädagogik im schulischen Kontext referierte der in Oldenburg und Eichstätt-Ingolstadt lehrende Universitätsprofessor Eric Mührel. Dabei ging er besonders auf das schwierige Verhältnis von Schulpädagogik und Sozialpädagogik ein, das verbessert werden müsse. "Schon die sprachlichen Barrieren zwischen Pädagogik und Sozialarbeit erfordern eine erhebliche Übersetzungsarbeit im gegenseitigen Verstehen", meinte Mührel.

Nach den Grundsatzreferaten des Vormittags werden die Tagungsarbeiten am Nachmittag in Workshops fortgesetzt. "Dieser erste Austausch zwischen international anerkannten Experten und Führungskräften und Mitarbeitenden aus Schule und Sozialdiensten hat Anregungen und Vorstellungen für die sozialpädagogische Arbeit in Südtirol gebracht, von der wir uns eine Verbesserung des Schulklimas und der Chancen des Schulerfolges aller Jugendlichen versprechen", erklärten Eugenio Bizzotto und Schulinspektorin Rosa Anna Ferdigg.

jw