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Kindergarten: Rahmenrichtlinien für Bildungsarbeit vorgestellt

LPA - Die frühkindliche Bildung hat in Südtirol einen neuen Stellenwert. Die tragende Rolle der Kindergärten im Bildungssystem wurde im jüngst verabschiedeten Bildungsgesetz verankert. Nun hat die Landesregierung die Rahmenrichtlinien für die Bildungsarbeit an den Kindergärten erlassen. Bildungslandesrat Otto Saurer hat diese heute (14. November) in passender Umgebung im Bozner Kindergarten "Kunterbunt" vorgestellt.

Neue Grundlage für Bildungsarbeit an Kindergärten vorgestellt durch Ch. Messner, LR Saurer, W. Fthenakis, SAL Höllrigl, A. Oberschmied, B. Wasserer

Stark sollen unsere Kinder sein, aber auch kommunikationsfreudig und medienkompetent, kreativ und phantasievoll sowie entdeckungsfreudig. Sie sollen wertorientiert handeln und sich einbringen. Das sind die Bildungsvisionen, für deren Umsetzung nun mit den Rahmenrichtlinien für die Kindergärten die theoretische Grundlage geschaffen wurde. Die Rahmenrichtlinien, nach denen sich die pädagogische Arbeit an den einzelnen Kindergarten ausrichten wird, stellen das Kind in den Mittelpunkt. Das Kind wird als Mitgestalter seiner eigenen Entwicklung und Bildung gesehen. Pädagoginnen und Eltern bilden im Interesse des Kindes gemeinsam eine Bildungspartnerschaft.

"Mit den neuen Rahmenrichtlinien knüpft Südtirol an europäische und internationale Entwicklungen an, die der kindlichen Entwicklung und Bildung verstärkte Aufmerksamkeit widmen. Der Kindergarten wird - als Fundament des Bildungssystems - gestärkt", betonte Bildungslandesrat Otto Saurer bei der heutigen Vorstellung.

Er berichtete über den Werdegang der Rahmenrichtlinien. Mit deren Ausarbeitung 2003 begonnen worden war. In der Folge erhielt die 60-köpfige Arbeitsgruppe, in die alle Praxisfelder (Kindergarten, Verbände und Gewerkschaften, Schule und Bildungseinrichtungen, Kirche und Wirtschaft sowie von Experten im sozialen und Gesundheitsbereich) eingebunden waren, wissenschaftliche Unterstützung von Wassilios Fthenakis, Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie an der bildungswissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Bozen.

Von der seit den 90er Jahren intensiv geführten wissenschaftlichen Debatte über die Bildungsqualität und den erfolgten Paradigmenwechsel berichtete Universitätsprofessor Fthenakis: "Die Bedeutung des Wissenserwerbs wird relativiert zugunsten des Lernprozesses und der Stärkung kindlicher Entwicklung und kindlicher Kompetenzen. Diese entwickeln sich in den ersten Lebensjahren." Außerdem schrieben wissenschaftliche Studien den höchsten gesellschaftlichen Ertrag Bildungsinvestitionen für die Altersgruppe bis acht Jahre zu, so Fthenakis. 

Vor diesem Hintergrund wurden die nun von der Landesregierung genehmigten Rahmenrichtlinien erarbeitet. "Diese Rahmenrichtlinien sind auf die Stärkung der kindlichen Kompetenzen ausgerichtet, wie auf die Entwicklung eines positiven Selbstkonzeptes, das sich stets auf emotionale und soziale Fähigkeiten gründet", erklärte Fthenakis. Er verwies auf die drei Ebenen der Richtlinien: die Visionen, die Kompetenzen und die Bildungsfelder. "Die Visionen durchdringen das pädagogische Handeln und umreißen, gemeinsam mit den  theoretischen Grundlagen, die 'Philosophie' der Rahmenrichtlinien. Die Bildungsfelder bestimmen die alltägliche Handlungsebene des Kindergartens. Sie sind der Rahmen, in dem die kind- und entwicklungsangemessen Lernprozesse gestaltet werden", so der Bildungswissenschaftler. Kein Kind dürfe überfordert, aber auch nicht unterfordert werden, auf die natürliche Neugier des Kindes sei einzugehen, schulische Inhalte dürften aber nicht vorverlegt werden, auch wenn neue Bildungsfelder wie Mathematik, Naturwissenschaften und Technik an Bedeutung gewinnen, so die Vorgaben.

Kindergarteninspektorin Christa Messner kündigte an, dass die heutige Vorstellung Teil einer breiten Informationsarbeit sei, die sich in erster Linie an Pädagoginnen des Kindergartens richte. "Die Rahmenrichtlinien unterstützen in unseren Kindergärten die Sicherung der Qualität und die Weiterentwicklung der Bildungsqualität, sie werden auch zur Orientierung der Pädagoginnen wesentlich beitragen", meinte abschließend Bildungslandesrat Saurer.

An der heutigen Vorstellung nahmen neben Landesrat Otto Saurer, Professor Wassilios Fthenakis und Kindergarteninspektorin Christa Messner auch Kindergartendirektorin Anna Oberschmied und die Leiterin des Kindergartens "Kunterbunt" Barbara Wasserer teil.

jw

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