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Waidbruck: Drehkreuz bereits in der Antike

LPA – Waidbruck, eine der kleinsten Gemeinden Südtirols, spielte in der Antike eine bedeutende Rolle. Die Ortschaft am Ufer des Eisacks und am Eingang des Grödner Tales war eine wichtige Durchzugsstätte, wo Menschen verschiedener Kulturen aufeinander trafen. Dies bestätigen die archäologischen Funde der vergangenen Jahre, deren Auswertung nach den Archäologinnen Elena Banzi und Marta Livaccari vom Landesamt für Bodendenkmäler nun vor dem Abschluss stehen.

Blick auf die römerzeitliche Fundstelle

Die Alpen galten den Römern einerseits als Schutzwall gegen barbarische Einfälle aus dem Norden, andererseits als Tor ins damalige Norikum. Über ein verzweigtes Straßen- und Wegenetz sicherten sie sich die Kontrolle und schafften Durchzugsmöglichkeiten durch das Berggebiet: Kaiser Augustus Stiefsohn Drusus begann 15 vor Christi Geburt mit dem Bau der Via Claudia Augusta von Altinum an der Adriaküste durch Bozen (Pons Drusi) und den Vinschgau bis Augsburg (Augusta Vindelicum), die von seinem Sohn Claudius 46 bis 47 n. Chr. ausgebaut wurde.

Bereits zur Zeit Kaisers Augustus war Waidbruck in das Wege- und Wirtschaftsnetz des Römerreichs eingebunden. Vermutlich war Waidbruck - zwischen dem Norikum und der zehnten römischen Region "Venetia et Histria" gelegen – Sitz einer Zollstation, an der die Gebühren für den Warentransport über das Einzugsgebiet des Zollbezirks des "Portorium Illyrici" hinaus eingehoben wurden. Beim Jodokuskirchlein wurden Altarreste gefunden, die orientalischen Gottheiten gewidmet waren und vermutlich von Zollbeamten mit balkanischen Wurzeln errichtet wurden. Die Inschriften "Festinus et Fortunatus" sowie "Saturninus conductor pubblici portorii Illyrici" auf den Isis-Ältären ließen es vermuten, so die beiden Archäologinnen Banzi und Livaccari.

Wichtige Erkenntnisse ergaben die Grabungen, die in den vergangenen Jahren im Süden des Dorfes durchgeführt wurden und deren Auswertungen nun vor dem Abschluss stehen. Im Zusammenhang mit den Ausbauarbeiten am Friedhof wurde von 2003 bis 2007 ein 90 Meter langes und 2,5 Meter breites Straßenstück aus der Römerzeit freigelegt. Längs dieser Straße wurden Reste verschiedener Baulichkeiten entdeckt, bei denen es sich um Wohn- und Lagerräume, um Ställe und vermutlich auch um Schmieden handelt. Im Straßenbereich wurden außerdem Keramikscherben, Schlüssel, Fibeln, Bronzemünzen aus dem 4. bis 5. Jh. n. Chr. gefunden. In den Gebäuderesten entdeckten die Archäologen unter anderem Keramikgegenstände, Nadeln aus Tierknochen, Glassplitter sowie Schmuck– und Handwerksgegenstände aus Silber (Halsreif, Ring), Bronze und Eisen (Nägel und Feilen). Darüber hinaus fand sich unter der Holzverkleidung des Bodens eine große Menge an Bronzemünzen.

jw

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