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Tagung gegen Rechtsextremismus und Gewalt

LPA - Mit dem Thema Rechtsextremismus haben sich heute (27. November) in Bozen rund 150 Fachleute aus Schule, Sozial- und Jugendarbeit auseinandergesetzt. Den Rahmen bildete eine von Deutschem Schulamt und Pädagogischem Institut veranstaltete Tagung. Die Politik habe die Aufgabe, der Verbreitung rechtsradikalen Gedankenguts vorzubeugen, sagte LRin Sabina Kasslatter Mur bei der Eröffnung. Als Präventionsmaßnahmen nannte sie die Verringerung von Jugendarbeitslosigkeit, eine starke Familienpolitik, eine kinderfreundliche Umwelt, funktionierende Einwanderungsregeln und Integrationskonzepte.

LRin Sabina Kasslatter Mur bei der Eröffnung der Tagung über Rechtsextremismus und Gewalt

Auch an Schulen in Südtirol kommt es zu Fällen von Rechtsextremismus und Gewaltbereitschaft. Richtiges Handeln und Präventionsarbeit sind gefragt. Um alle an der Schulgemeinschaft Beteiligten über das Thema zu informieren und dafür hellhörig zu machen, haben das Deutsche Schulamt und das Pädagogische Institut heute zu einer Tagung in die Europäische Akademie in Bozen geladen.

"Wir wollen sensibilisieren, wir wollen versachlichen und wir wollen vernetzen", so Schulamtsleiter Peter Höllrigl zu den Zielen der heutigen Tagung. Der Schulamtsleiter vertrat den Standpunkt, dass Südtirols Schulen Orte seien, an denen es sich gut leben, lehren und lernen lasse. Durch die Tagung wolle man nicht Ängste schüren, aber eine fortwährende Hellhörigkeit der Gesellschaft für Gewalt und Rechtsradikalismus bewirken. Auch dürfe "es nicht dazu kommen, dass Rechtsextremismus und Gewalt einem Prozess der Normalisierung unterliegen", so der Schulamtsleiter. Gewalt vorzubeugen oder zu verhindern sei allerdings nicht nur eine schulpädagogische Aufgabe: "Nur durch gemeinsames Vorgehen, lässt sich den demokratiefeindlichen und gewaltakzeptierenden Ideologien der Nährboden entziehen", so Höllrigl.

Auf die vielen unterschiedlichen Einflüsse, denen Jugendlichen ausgesetzt seien, verwies Schullandesrätin Sabina Kasslatter Mur. Kämen Ängste hinzu, entstehe ein gefährlicher Nährboden, auf dem rechtsextremes Gedankengut gut gedeihe. Gesellten sich Gefühle der Ohnmacht und des Sozialneids dazu, könnten diese in Verbindung mit historischer Unwissenheit rasch zur ideologischen Eskalation führen. Auch sei "die Grenze zwischen wünschenswerter Heimatverbundenheit und Identitätsbewusstsein einerseits und Nationalismus bis hin zu rechtsextremen Anschauungen andererseits nicht immer auf Anhieb erkennbar". Sie forderte die Tagungsteilnehmenden auf, Vorschläge auszuarbeiten und versprach, die Landesregierung werde die notwendigen Rahmenbedingungen für die Präventionsarbeit schaffen.

Eine Begriffsbestimmung und eine Begriffsabgrenzung von Rechtsextremismus und Rechtspopulisums nahm Reinhold Gärtner vom Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck im Impulsreferat vor. Er beleuchtete die Methoden rechtspopulistischer Vorgehensweise und Rethorik in Europa. Die Entwicklung des Rechtsextremismus in Südtirol nach 1945 zeichnete der Historiker Leopold Steurer nach und schließlich leuchtete Staatsanwalt Axel Bisignano die rechtlichen Hintergründe der Thematik aus. 

Um die Suche nach wirksamen Wegen und Mitteln, um Rechtsextremismus und Gewaltbereitschaft vorzubeugen geht es am Nachmittag: Axel Bisignano, Reinhold Gärtner, Roman Grünfelder, Walter Pichler, Klaus Nothdurfter, Lukas Schwienbacher, Theodor Seeber, Leopold Steurer, Renate Unterholzner und Pia Zitturi leiten fünf Workshops, in denen Schulführungskräfte und Lehrpersonen Sachfragen vertiefen werden.

An der heutigen Tagung nahmen neben der Schullandesrätin und dem deutschen Schulamtsleiter auch der ladinische Schulamtsleiter Roland Verra, der Direktor des Pädagogischen Instituts, Rudi Meraner, der Abteilungsleiter für Berufsbildung, Peter Duregger sowie Vertreter aus Kirche und Politik teil. Die Tagungskoordination lag bei Schulinspektor Christian Alber und Walter Pichler vom Pädagogischen Institut.

jw

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Einsatz gegen Rechtsextremismus und Gewalt

Landesrätin Kasslatter Mur über den Einsatz des Landes gegen Rechtsextremismus und Gewalt