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Oberstufen-Reform und Sozialpartner: Nicht an Bedarf vorbei ausbilden

Nach Direktoren und Schulgewerkschaften haben die Schullandesräte Sabina Kasslatter Mur, Hans Berger und Christian Tommasini den Entwurf der Oberstufen-Reform heute (7. Oktober) mit den Vertretern der Sozialpartner beraten. So ging's weniger um den Arbeitsmarkt Schule, als vielmehr um den Beitrag der Schule zur gesellschaftlichen Entwicklung. Und um das Ziel, nicht am Bedarf vorbei auszubilden.

"Bildung ist der Schlüssel zu individuellen Lebenschancen." Und: "Ein funktionierendes Gemeinwesen sowie die Wettbewerbsfähigkeit des Landes hängen von der Investition in die Menschen und ihre Fähigkeiten ab." Was als gesellschaftspolitischer Stellenwert der Schule im Entwurf der Leitlinien verankert ist, an denen sich die Schulverteilung in Südtirol künftig orientieren wird, wurde heute in der Aussprache der Schullandesräte mit den Vertretern der Gewerkschaften und Wirtschaftsverbände im Detail diskutiert. Landesrat Berger brachte es als eines der Ziele der Reform auf den Punkt: "Wir müssen die Schullandschaft so gestalten, dass wir nicht am Bedarf vorbei ausbilden."

So werden etwa die Ausbildungsangebote im mathematisch-naturwissenschaftlich-technologischen Bereich ausgebaut. "Dies, weil wir aus den unterschiedlichsten Studien wissen, dass auf dem Arbeitsmarkt gerade junge Menschen mit einer solchen Ausbildung gesucht und gefragt sind", so Kasslatter Mur, deren Kollege Tommasini betonte, die Reform solle auch eine neue Denkweise mit sich bringen: "Technische Ausbildungen sollen nicht mehr als Ausbildungen zweiter Kategorie wahrgenommen werden", so Tommasini.

Konkret heißt dies, dass etwa im berufsbildenden Bereich Vollzeitschulen und die Lehrlingsausbildung beibehalten werden, dass aber künftig auch die Möglichkeit eröffnet wird, über diese Ausbildungswege eine Matura anzustreben. Die bisherigen Lehranstalten werden in Berufsfachschulen in der Zuständigkeit des Landes umgewandelt, die sich wiederum wesentlich am Arbeitsmarkt ausrichten sollen. Und geht es nach Berger, sollen auch die touristischen und landwirtschaftlichen Ausbildungswege in einer Matura enden können.

Stellung genommen hat Landesrätin Kasslatter Mur heute auch zur Polemik um die musikalische Ausbildung in der Oberstufe, nachdem der Entwurf zur Schulverteilung keine Oberschulen mit musikalischer Ausrichtung mehr vorsieht, während der Staat gar Musikgymnasien einführt. "Wir sind skeptisch, was diesen Schultyp betrifft, weil wir nicht glauben, dass der Arbeitsmarkt jährlich 50 bis 60 Berufsmusiker aufnehmen kann", so die Landesrätin. Bliebe noch die Möglichkeit, die Autonomie von Land und Schulen zu nutzen, um den staatlich vorgesehenen Stundentafeln noch Musikstunden anzufügen, was den Zugang zum Musikunterricht aber auf wenige Schulen konzentrieren würde. "Unsere Überlegung ist, die Lehrerstellen am Institut für Musikerziehung aufzustocken und sie talentierten Jugendlichen der gesamten Oberstufe zur Verfügung zu stellen", so Kasslatter Mur. Die Schulen könnten sich damit des IME wie einer Agentur bedienen, die Musik-Ausbildung wäre gesichert.

chr