Schule / Kultur | 01.12.2010 | 13:27

Europäische Kulturhauptstadt 2019: LH Durnwalder unterzeichnet Abkommen

Seit heute (1. Dezember) ist es offiziell: Südtirol bewirbt sich mit den Ländern im Nordosten Italiens um den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt 2019. "Wir sind dabei, weil wir die Besonderheiten der Länder hervorheben wollen, wenn nur mehr von Globalisierung die Rede ist", so Landeshauptmann Luis Durnwalder, der in Venedig die Bewerbung besiegelt hat.

Gemeinsam mit den Vertretern der anderen Partner bei der Bewerbung hat Durnwalder heute im Correr-Museum am Markusplatz in Venedig das Abkommen zur Kandidatur und damit zur Gründung des gemeinsamen Organisationskomitees unterzeichnet. Mit dabei sind die Regionen Venetien (heute vertreten durch ihren Präsidenten Luca Zaia) und Friaul-Julisch Venetien (Kulturreferent Elio De Anna), die Provinzen Südtirol (LH Durnwalder, Kulturlandesrat Christian Tommasini und Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli), Trentino (Kulturlandesrat Franco Panizza) und Venedig (Präsidentin Francesca Zaccariotto) sowie die Stadt Venedig (Bürgermeister Giorgio Orsoni).

Alle sechs Körperschaften wollen 2019 gemeinsam als Europäische Kulturhauptstadt auftreten, ein Titel, den die EU Jahr für Jahr vergibt, um den unterschiedlichen Kulturen im vereinten Europa die nötige Sichtbarkeit zu verleihen. Auf die Waagschale legen die Länder im Nordosten Italiens nicht weniger als sieben Millionen Einwohner, mit der Stadt Venedig ein attraktives Zugpferd und nicht zuletzt die Besonderheit eines mehrsprachigen Gebiets wie Südtirol. "Es sind gerade die Unterschiede innerhalb dieses Gebiets, die einen Mehrwert darstellen und wir mit unseren Erfahrungen als mehrsprachiges Gebiet und der friedlichen Lösung eines ethnischen Konflikts spielen natürlich eine besondere Rolle", so Durnwalder heute. 

Nicht zuletzt deshalb hat sich der Landeshauptmann heute auch in deutscher Sprache an die Anwesenden gewandt. "Ich mache heute den selben Fehler wie in Auronzo", so Durnwalder in Anspielung an die Polemiken, die sein kurzes deutsches Grußwort bei der Feier zur Verleihung des Unesco-Weltnaturerbe-Titels an die Dolomiten ausgelöst hatte. Heute gab's dafür allerdings Applaus statt Kritik.

Der Landeshauptmann betonte zudem, dass alle an der Kandidatur beteiligten stolz auf ihre Geschichte, Sprache und Traditionen sein sollten. "Venedig hat es sicher nicht nötig, sich den Titel 'Kulturhauptstadt' zu sichern, nachdem sie es de facto bereits ist, die Kandidatur gibt uns aber die Chance, auf das prächtige Mosaik aus Kulturen und Identitäten aufmerksam zu machen, das dieses Gebiet ausmacht", so Durnwalder.

"Die gemeinsame Kandidatur ist eine Riesenchance, um über Investitionen in die Kultur zu wachsen", erklärte Landesrat Tommasini, der die Beteiligung an der Bewerbung angeregt hatte. Sie ist heute zwischen den sechs Ländern besiegelt worden, soll aber auch anderen öffentlichen wie privaten Institutionen offenstehen, damit - sollte es eine Zusage der EU geben - ein ganzes Jahr lang ein dichtes Kulturprogramm geboten werden kann und auch dauerhafte Kooperationen daraus entstehen können. Zudem soll der Titel auch einen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich bringen: durch die Förderung der Innovation, durch das Anziehen neuer Investitionen und nicht zuletzt durch den Tourismus, der in den bisherigen Kulturhauptstädten um durchschnittlich zwölf Prozent angezogen hat.

Nach dem heutigen ersten offiziellen Schritt hin zur gemeinsamen Kandidatur geht's im März mit einer ersten Sitzung des wissenschaftlichen Beirats weiter, der gemeinsam mit einem Führungsgremium ernannt wird. Innerhalb 2012 muss das Projekt zur Kandidatur stehen, innerhalb 2013 fällt die Entscheidung über die Zuerkennung des Titels durch die EU. Dabei haben die Länder im Nordosten Italiens durchaus ernst zu nehmende Konkurrenz. So bewerben sich auch Turin, L'Aquila, Siena, Matera und Palermo um den Titel.

chr

Bildergalerie

Haben die Kandidatur besiegelt: LH Durnwalder mit Venedigs Bürgermeister Orsoni und dem Trentiner Kulturlandesrat Panizza (im Hintergrund) (Foto: Stadt Venedig)

Startschuss gegeben: (v.l.) Panizza, Durnwalder, Orsoni, Zaia, De Anna und Zaccariotto (Foto: Stadt Venedig)