Aktuelles

Erste PISA-Ergebnisse: Mathematik über Schnitt, aber insgesamt ein Dämpfer

Was für jede Zeugnisvergabe gilt, gilt auch für die Ergebnisse der PISA-Studie: sie zeigen Licht- und Schattenseiten auf. Nach der heutigen (7. Dezember) Bekanntgabe erster Ergebnisse der 2009er Studie heißt dies für Südtirol: in Mathematik und Naturwissenschaften überdurchschnittliche Punkte, insgesamt aber schlechtere Ergebnisse als 2006.

Alle drei Jahre wird der PISA-Test im Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt, um die Leistungen von Schülern international vergleichen zu können. Beim letzten Test 2009 lag das Hauptaugenmerk auf dem Textverständnis, aber auch die mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung der Schüler wurde erhoben. Die ersten Ergebnisse des Tests wurden heute international zugänglich gemacht, für Südtirol zeigt sich ein Rückgang der Schülerleistungen im Vergleich zu 2003 und 2006. "Das ist ganz sicher ein Dämpfer, den wir einstecken und verarbeiten müssen, das Ergebnis zeigt, dass es keinen Grund gibt, sich auf Lorbeeren auszuruhen", so Schullandesrätin Sabina Kasslatter Mur.

Aus den veröffentlichten Daten wird ersichtlich, dass Südtirols Schule im Textverständnis mit den erreichten 490 Punkten zwar im europäischen Vorderfeld, insgesamt aber nur mehr im Schnitt der OECD-Staaten liegt und damit schlechter abschneidet als 2003 und 2006. Südtirols Punktezahl liegt drei Punkte unter dem OECD-Schnitt (493) oder auch Deutschlands Ergebnis(497), allerdings vier Punkte vor Italien (486) oder gar 20 Punkte vor Österreich (470). An der Spitze in Sachen Textverständnis liegen Shanghai, Südkorea, Finnland, Hongkong und Singapur.

Besser schaut's bei der mathematischen und naturwissenschaftlichen Grundbildung aus. In der Mathematik erreichte Südtirols Schule 507 Punkte, während sich der OECD-Schnitt auf 496 Punkte beläuft. Italien (483) und Österreich (496) liegen auch hier hinter Südtirol, Deutschland (513) rangiert dagegen weiter vorne. In der naturwissenschaftlichen Bildung liegt Südtirol mit 513 Punkten über dem OECD-Durchschnitt (501) und vor Österreich (494) und Italien (489). Deutschland erreichte 520 Punkte.

"Wir hatten in den letzten PISA-Tests immer im Textverständnis sehr gut abgeschnitten, weniger gut in Mathematik und Naturwissenschaft, weshalb wir uns in den letzten Jahren stärker darauf konzentriert haben", so Kasslatter Murs erste Einschätzung der Daten. Klar sei, dass die PISA-Ergebnisse ein Rückschlag seien. "Sagen wir so: wir haben sicher keinen Totalschaden zu beklagen, müssen jetzt aber schauen, die kleineren Blechschäden auszubeulen", so die Landesrätin. Dafür seien zunächst die Verantwortungen festzumachen, "und zwar bei allen Beteiligten: bei der Bildungspolitik, den zentralen Schulverwaltungen aber auch bei Lehrern und Schulführungskräften", so Kasslatter Mur.

65 Staaten haben sich 2009 am PISA-Test beteiligt. Viele davon, auch Italien, haben dabei den Ländern die Möglichkeit eingeräumt, mit umfassenden Stichproben dabei zu sein. In Südtirol fielen alle Ober-, Berufs- und Fachschulen des Landes in die Stichprobe. In größeren Schulen wurden 35 Schüler zum Test ausgelost, in kleineren Schulen wurden alle Schüler getestet. Herangezogen wurden Jugendliche, die zum Zeitpunkt des Tests 15 Jahre alt waren. In der Regel haben sie die zweite Klasse der Ober- oder Berufsschule besucht, aber auch Schüler der ersten Klasse Oberschule und der Mittelschulen wurden getestet.

PISA misst, wie gut Schüler auf die Herausforderungen der Wissensgesellschaft vorbereitet sind. Die Studie konzentriert sich weniger auf schulische Curricula, als vielmehr auf Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten, die die Jugendlichen zur Bewältigung alltäglicher Herausforderungen benötigen.

Eine erste detaillierte Analyse der Daten gibt's am kommenden Donnerstag, 9. Dezember, um 9.30 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz, die entsprechende Einladung folgt.

chr