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PISA-Ergebnisse und Schlussfolgerungen vorgestellt
Die Aufsicht verstärken, Leistungsansprüche nach oben schrauben, die Fortbildungsbegeisterung bei Lehrern steigern und Familien verstärkt einbeziehen: Dies sind die Schlüsse, die Landesrätin Sabina Kasslatter Mur aus einer ersten Analyse der PISA-Ergebnisse zieht. Vorgestellt hat sie sie heute (9. Dezember) mit ihrem Kollegen Christian Tommasini.
Mit ersten detaillierten Auswertungen der am Dienstag weltweit veröffentlichten PISA-Daten konnten zunächst Rudolf Meraner, Direktor des deutschen Pädagogischen Instituts (PI), sowie der italienische Schulinspektor Paolo Lorenzi aufwarten. Demnach hat es zwar einen leichten Rückgang der Schülerleistungen in Südtirol im Vergleich zum letzten PISA-Test gegeben, international hätten sich die Leistungen der Schulsysteme aber zusammengeschoben. "Wir haben bei den Ergebnissen der Studie 2009 ein sehr breites Mittelfeld, das sich statistisch kaum voneinander unterscheidet", so Meraner. Nach oben (vor allem ostasiatische Staaten und Finnland), wie nach unten (auch Österreich) gebe es nur wenige Ausreißer, Südtirol sei dagegen stabil im oberen Mittelfeld klassiert.
Derzeit lediglich auf Gesamt-Südtiroler Ebene liegen die Daten für Naturwissenschaft und Mathematik vor, die überaus positiv ausfallen. Südtirol liegt hier mit Punktezahlen von 507 (Mathematik) bzw. 513 (Naturwissenschaften) jeweils deutlich über dem OECD-Schnitt (496 bzw. 501). Detailliertere Daten gibt's dagegen zum Textverständnis, in dem sich Südtirols Ergebnisse (490 Punkte) etwas unter dem OECD-Schnitt (493) finden. Schlüsselt man die Daten allerdings nach Sprachgruppen auf, so liegt die deutsche Schule auch hier deutlich über dem Schnitt und sogar etwas über den Ergebnissen Deutschlands.
Deutliche Unterschiede zeigen sich auch, wenn die Ergebnisse noch weiter aufgeschlüsselt werden, und zwar nach Schultypen. So erreichen deutsche Gymnasien 562 Punkte, Fachoberschulen 519, Fachlehranstalten 473 und die Berufsbildung 438 Punkte. "Hier zeigt sich, dass vor allem die Fachlehranstalten abgefallen sind, während Gymnasien und Fachoberschulen ihre Ergebnisse halten konnten", so Meraner. Abhilfe soll hier mitunter auch die Reform der Oberstufe schaffen: "Ab dem kommenden Schuljahr legen wir die Fachlehranstalten mit der Berufsbildung zusammen und werden eruieren, welche Maßnahmen wir setzen können, um das Textverständnis zu verbessern", so Kasslatter Mur.
Betont wurde heute allerdings auch, dass die PISA-Studie die Leistung von 15-Jährigen messe, die Daten demnach weniger die Leistungen der Oberstufe widerspiegelten, als vielmehr jene der Mittelschulen. "Es ist wohl so, dass man aus den Daten eher herauslesen kann, welche Schüler sich für welche Schultypen in der Oberstufe entscheiden", so die Landesrätin. Leseschwache Schüler würden sich demnach tendenziell für eine weitere Ausbildung an Fachlehranstalten und Berufsschulen entscheiden als für Gymnasien.
Grundsätzlich, so Kasslatter Mur, störe sie der Rückgang der Leistungen im Textverständnis aber: "Texte zu erfassen, sie einzuordnen und die Intentionen des Verfassers zu verstehen, sind Schlüsselkompetenzen in unserer Mediengesellschaft", so Kasslatter Mur, die in diesem Zusammenhang auch auf Initiativen zur Leseförderung - wie etwa das Projekt "Bookstart" - verweist. "Eltern sollten in jedem Fall mit gutem Beispiel vorangehen", so die Landesrätin.
Ein sehr positives Ergebnis zieht die Landesrätin aus der PISA-Studie, wenn es um die Bildungschancen geht: "Es hat sich erneut gezeigt, dass unser Schulsystem in der Lage ist, soziale Ungleichheiten auszugleichen", so Kasslatter Mur, die unterstreicht: "Es gelingt den Schulen offensichtlich, die Schüler gleichermaßen zu fordern, wir müssen angesichts der etwas schlechteren Ergebnisse an der Spitze der Leistungsskala nun allerdings überlegen, wie wir die begabtesten Schüler noch besser fördern können."
Aufschluss geben die PISA-Daten übrigens auch über die unterschiedlichen Leistungen von Mädchen und Buben. Erstere liegen im Textverständnis weit voran, letztere in der Mathematik und auch (leicht) in den Naturwissenschaften. "Wir leiten daraus ab, dass wir - vergleichbar mit den Förderprojekten für Mädchen in den technischen Bereichen - Lese-Fördermaßnahmen für Buben brauchen, um aus männlichen Lesemuffeln Lesefans zu machen", so die Landesrätin.
Nach einer grundlegenden Auswertung aller verfügbaren Daten aus der PISA-Studie gehe es nun darum, Bildungspolitik, Schulverwaltung, Lehrer und Führungskräfte zu versammeln, um die richtigen Schlüsse zu ziehen und Maßnahmen zu entwickeln. Erste Ansätze gab's heute bereits von der Landesrätin. So plädiert sie für eine Verstärkung von Evaluation und Aufsicht über die Schulen sowie für ein Höherschrauben der Leistungsansprüche. "Schule ist der Lebensmittelpunkt der Kinder und Jugendlichen und darf nicht zur Nebensächlichkeit verkommen", so Kasslatter Mur.
Darüber hinaus habe man festgestellt, dass die Fortbildungs-Begeisterung der Lehrpersonen stark abgenommen habe. "Wir appellieren deshalb an die Lehrerinnen und Lehrer: Sagt uns, was Ihr braucht und kommt zu den Fortbildungsveranstaltungen", so die Landesrätin. Schließlich sollen - siehe Leseförderung - auch die Familien verstärkt ins Boot geholt werden. "Die Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule ist nun einmal unverzichtbar", so Kasslatter Mur.
Die detaillierten PISA-Ergebnisse gibt's auch online, und zwar unter www.schule.suedtirol.it/pi/themen/pisa09.htm
chr
Schule: PISA-Ergebnisse vorgestellt
Landesrat Tommasini zu den Ergebnissen in den italienischen Schulen
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Landesrätin Kasslatter Mur zu den Ergebnissen in den deutschen Schulen
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