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Oberstufen-Reform: Neue Schulverteilung, neue Inhalte

Nicht nur das Schulangebot, sondern auch die Unterrichts-Inhalte wird die Reform der Südtiroler Oberstufen-Landschaft ab dem kommenden Schuljahr verändern. Gestern (13. Dezember) hat die Landesregierung die Reform beschlossen, heute haben die Landesräte Sabina Kasslatter Mur, Christian Tommasini und Florian Mussner die Details erläutert.

Haben heute die Details der Oberstufen-Reform erläutert: (v.l.) LR Mussner, LRin Kasslatter Mur und LR Tommasini (Foto: Pertl)

Mit den gestern von der Landesregierung gefassten Beschlüssen sei man einen entscheidenden Schritt weiter gekommen, erklärte heute Kasslatter Mur, die ergänzte: "Trotzdem stehen wir immer noch am Beginn des langen Wegs der Umsetzung der Reform." Diese wird im kommenden Schuljahr konkret und Schritt für Schritt angegangen, und zwar in allen drei Säulen, auf denen die gesamten Oberstufen-Landschaft in Südtirol ruhen wird: der Berufsbildung, den Gymnasien und den Fachoberschulen.

Die Unterschiede zwischen diesen drei Säulen brachte die Landesrätin heute auf den Punkt. Demnach sei eine Ausbildung in der Berufsbildung für all jene ideal, die "Interesse haben, mit Kopf und Hand zu lernen und in erster Linie auf eine Berufsqualifikation abzielen", so Kasslatter Mur. Diese Qualifikation sei in der Berufsbildung vorrangig, eine Matura könne nur an den neuen Berufsfachschulen erworben werden. "Für diese müssen wir nun schnellstmöglich die Stundentafeln ausarbeiten", so die Landesrätin heute.

Die zweite Säule bilden die Gymnasien, die die Schüler mit der breitestmöglichen Allgemeinbildung versorgten. "Diese Schulen prädestinieren ihre Abgänger zu einem Weiterstudium an einer Uni oder Fachhochschule", erklärte Kasslatter Mur. Ebenfalls allgemeinbildend seien schließlich die Fachoberschulen ausgerichtet, die zudem auch spezifische Kompetenzen vermittelten und auf ein Studium in ganz bestimmten Bereichen vorbereiteten - "oder auch auf einen direkten Einstieg in den Arbeitsmarkt", so die Landesrätin.

Die eigentliche pädagogische Reform verortet Kasslatter Mur in den Rahmenrichtlinien, die gestern für Gymnasien und Fachoberschulen verabschiedet worden sind und in denen die Organisation des Unterrichts, die Fächertafeln und Stundenkontingente festgelegt werden. "Zum ersten Mal orientieren sich diese Richtlinien nicht mehr an der Vermittlung von Wissen, sondern an Kompetenzen, also an der Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Haltungen", so die Landesrätin. Dazu sei in den Rahmenrichtlinien mehr Raum für fächerübergreifenden Unterricht oder Wahlfächer vorgesehen.

In den Rahmenrichtlinien festgeschrieben ist auch die Höchstzahl an Unterrichtsstunden pro Halbtag, und zwar auf 4,5 Stunden. "Diese Stundenanzahl kann um maximal 30 Minuten erhöht werden, wenn nicht mehr als vier Fächer unterrichtet und alternative Unterrichtsformen angeboten werden", so Kasslatter Mur, die betonte: "Da ist auch Kreativität von Seiten der Lehrpersonen gefragt, wir werden im Frühjahr aber auch eine Reihe von Best-Practice-Beispielen veröffentlichen."

In Sachen Schul- und Direktionsverteilung betonte Kasslatter Mur heute, dass die Anzahl der Direktionen um drei, die schulischen Angebote um zehn und die Standorte um ein Dutzend verringert worden seien. "Wenn Schulen zu einer Direktion zusammengelegt werden, heißt dies aber noch lange nicht, dass ein Schulangebot verschwindet", so die Landesrätin mit Blick auf das Humanistische Gymnasium in Meran, das nicht mehr als eigene Direktion, sehr wohl aber als Schule unter dem Dach einer anderen Direktion weitergeführt wird.

Der nächste Schritt, der nun ansteht, ist der Start einer umfassenden Informationskampagne von Jänner bis März. "Wir haben Broschüren, Webseiten, Veranstaltungen und die Bildungsmesse im Februar geplant", so Kasslatter Mur, die betont, dass es das Ziel sei, Schülern und Eltern eine bewusste Entscheidung über die Schulwahl zu ermöglichen. Ein besonderes Augenmerk richte man zudem auf die heurigen Erstklässler in den Oberschulen, nachdem diese von der zweiten in die dritte Klasse den Sprung in das neue Schulsystem vollziehen müssen. "Das ist für all jene kein Problem, deren Schulen weitergeführt werden, alle anderen werden wir besonders betreuen und begleiten", so die Landesrätin.

Landesrat Christian Tommasini betonte heute, dass es mit der Reform gelungen sei, eine Schullandschaft zu schaffen, die den Herausforderungen der Gesellschaft gerecht werde. Besonders hervorgestrichen hat er das in der italienischen Schule vorgesehene weitgehend vereinheitlichte Biennium für Gymnasien und Fachoberschulen. "Dieses schafft eine größtmögliche Durchlässigkeit und wahrt den Spielraum für die Schüler, auch in der dritten Klasse noch an eine andere Schule zu wechseln, wenn sie ihre ursprüngliche Schulwahl überdacht haben sollten", so Tommasini.

Dass es gelungen sei, das bisherige Bildungsangebot in den ladinischen Tälern zu wahren, strich heute Landesrat Mussner hervor. So wurde in St.Ulrich ein Oberschulzentrum unter einer einzigen Direktion mit einer Technischen Oberschule im Bereich Wirtschaft, einem Kunstgymnasium und einer Berufsschule für Kunsthandwerk gebildet. In Stern umfasst die neue Direktion eine Technische Oberschule für Wirtschaft sowie ein Gymnasium im Bereich Sprachen bzw. Humanwissenschaften. "Die Entscheidung darüber treffen die zuständigen Schulorgane", so Mussner.

Der Landesrat ging heute auch auf die Anhebung der Pflicht-Ladinisch-Stunden auf zwei wöchentlich ein, die für die ladinische Minderheit von großer Bedeutung sei. Als Ziel nannte Mussner heute, die Abschlüsse an ladinischen Oberschulen dem Dreisprachigkeits-Nachweis B gleichzustellen. "Ob dies über eine Zertifizierung geschieht oder - noch besser - über eine Änderung der Durchführungsbestimmung zum Autonomiestatut muss nun diskutiert werden", so der Landesrat heute.

chr

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