Aktuelles

Denkmalpflege: Jahresbericht 2009 erschienen

LPA - Auf 256 Seiten dokumentiert die Landesabteilung Denkmalpflege ihre Jahrestätigkeit 2009. Der umfassende Jahresbericht wurde heute (Freitag, 25. Februar) am Sitz der Abteilung in Bozen durch Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, Abteilungsdirektor Leo Andergassen und die für Baudenkmäler, Bodendenkmäler bzw. für das Landesarchiv zuständigen Amtsdirektorinnen Waltraud Kofler Engl, Catrin Marzoli und Christine Roilo vorgestellt.

Besonderer Lichtblick im Arbeitsjahr 2009: Die Freilgungsarbeiten im Bereich der römerzeitliche Villa in St. Pauls

16 neue Unterschutzstellungen, die Rückführung der 1977 entwendeten spätgotischen Madonna nach St. Magdalena in Ridnaun, die Freilegung der Römerzeit-Villa in St. Pauls und der Ankauf des Archivs Welsperg sind nur die vorrangig ins Auge stechenden Ereignisse, die das Arbeitsjahr 2009 der Denkmalpflegeabteilung des Landes kennzeichnen.

Denkmalpflege-Landesrätin Sabina Kasslatter Mur bezeichnete bei der heutigen Vorstellung des Jahresberichts die "Arbeit an Denkmälern als konkrete Arbeit an der Erinnerungsfunktion von Geschichte". In der Denkmalpflege wandle sich Kultur zum Dialog zwischen den Zeiten. "Wir dürfen nicht müde werden", so die Denkmalpflege-Landesrätin, "an Konzepten zu arbeiten, um die Akzeptanz und den positiven Blick auf unsere Kulturgüter zu unterstützen."

Die Landesrätin wartete auch mit den Eckdaten zur Denkmalpflege im Jahr 2009 auf. Demnach standen der Landesabteilung Denkmalpflege für den Erhalt von Kulturdenkmälern 5,3 Millionen Euro zur Verfügung. Damit wurden 202 Restaurierungsmaßnahmen bezuschusst, die private und öffentliche Gesuchsstellende durchgeführt haben. Im Bereich der Bodendenkmalpflege gab das Land 2009 für Notgrabungen, Restaurierungen und Musealisierungsmaßnahmen knapp drei Millionen Euro aus. Das Landesarchiv wandte 2009 rund 750.000 Euro für Ankauf, Erhaltung, Erschließung von Archivbeständen auf.

Abteilungsdirektor Leo Andergassen hob unter den 16 neu unter Denkmalschutz gestellten Bauten besonders zwei altehrwürdige bäuerliche Holzbauten hervor: das Plobm-Haisl in Pill und den Stadtl des Weilers Grueb in St. Martin in Passeier. Die ältesten Baukerne beider Bauten datieren ins 14. Jahrhundert. Solche Holzbauten bedürften eines ausgedehnten Schutzes, da sie durch Veränderungen besonders gefährdet seien. Als schmerzlich bezeichnete der Landeskonservator die Aufhebung des Denkmalschutzes für den Plattnerhof in Sterzing mit seinen barocken Bauelementen.

Einblick in den Bereich der Baudenkmalpflege gab Amtsdirektorin Waltraud Kofler Engl. Das Hauptgewicht der Betreuungs- und Genehmigungsarbeiten lag nach ihren Worten 2009 im profanen Bereich, wo an über hundert Stadt- und Bauernhäusern Restaurierungsarbeiten durchgeführt wurden. Sie verwies auf das oft geringe Verständnis für historische Bausubstanz, bezeichnete aber die Restaurierungsarbeiten an den Höfen Sompunt in St. Leonhard in Abtei, Hofbauer in St. Georgen bei Bruneck, Specker in Gsies, Schlosser in Mals und Grueb in St. Martin in Passeier als beispielhaft. Der Sichtung und Erhebung gefährdeter Bausubstanz habe 2009 ein Hauptaugenmerk gegolten. 

Das Amt für Bodendenkmäler unterstand 2009 noch dem langjährigen Amtsleiter Lorenzo Dal Ri. Besonders wichtige Grabungsstellen waren St. Pauls, wo im Aichweg eine römerzeitliche Villa freigelegt wurde, die Laimburg, wo die Grabungen am bekannten antiken Handelszentrum fortgeführt wurden, das bis in die Eisenzeit zurückreicht, oder in Siebeneich, wo ebenfalls eisenzeitliche Spuren entdeckt wurden, wie Amtsdirektorin Catrin Marzoli berichtete.

Nicht nur das Archivs Welsperg wurde 2009 in den Bestand des Landesarchivs übernommen, sondern auch eine Reihe weiterer Archive, wie zum Beispiel die Bildarchive Franz Haller zur Ortlerfront im Ersten Weltkrieg und "Foto Excelsior" sowie Archive von Parteien und des Konservatoriums "Claudio Monteverdi". Zur Bearbeitung des übernommenen Archivgutes kamen Forschungs- und Dokumentationsarbeit sowie Öffentlichkeitsarbeit in Form von Tagungen hinzu, wie Landesarchivarin Christine Roilo berichtete.

Der Denkmalpflegebericht 2009 ist in diesem Jahr im Tappeiner-Verlag erschienen. Erhältlich ist er im Buchhandel.

jw

Bildergalerie