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450 Teilnehmende bei Tagung "Autistische Verhaltensweisen verstehen"

LPA - Autistische Verhaltens- und Erlebensweisen besser zu verstehen, das ist der Anspruch der Tagung, die heute (16. März 2011) an der Freien Universität Bozen stattfindet und von den drei Schulämtern organisiert wurde. Die Tagung ist auf großes Interesse gestoßen und hat mehr als 450 Fachleute aus Bildungswesen, Gesundheits- und Sozialbereich sowie Eltern zusammengeführt.

LR Tommasini bei der Eröffnung der Tagung "Autistische Verhaltensweisen verstehen"

Wichtig für die Integration von autistischen Menschen sei die Zusammenarbeit auf allen Ebenen und zwischen allen Bereichen und Institutionen, erklärten bei der Eröffnung der heutigen internationalen Tagung die Schullandesräte Christian Tommasini und Florian Mussner. Ein Schritt dazu werde auch mit der heutigen Tagung getan, in deren Rahmen drei namhafte Expertinnen referierten und die am Nachmittag in fünf Workshops Vertiefung und Erfahrungsaustausch ermöglichte.

"Um die Integration zu fördern, braucht es neben der Früherkennung auch das Wissen über Autismus, um die Besonderheiten und vor allem eine Haltung der Akzeptanz von Vielfalt", erklärten die drei Schulamtsleiter einig. Peter Höllrigl, Nicoletta Minnei und Roland Verra forderten die Schulen auf, sich mit unterschiedlichen Sichtweisen auseinanderzusetzen und vor allem die Perspektive des Erwachsenen in der individuellen Erziehungsplanung zu verankern. Damit dies gelingen könne, müsse gemeinsam Verantwortung übernommen und im Netz gearbeitet werden.  

Paola Venuti von der Fakultät für kognitive Wissenschaften der Universität Trient hob die Bedeutung der Früherkennung von Autismus vor dem zweiten Lebensjahr hervor sowie die Wichtigkeit von Frühförderung und guter Zusammenarbeit mit den Eltern. Dadurch sei es möglich, sekundäre Entwicklungsstörungen zu verhindern und präventiv die zwischenmenschliche Beziehungsfähigkeit zu unterstützen.

Nina Hömberg, Dozentin an der Fakultät für Bildungswissenschaften an der Universität Bozen, verlagerte den Blickpunkt auf die möglichen Tücken einer rein medizinisch oder aber defizitorientierten Sichtweise von Autismus. In ihrem Vortrag plädierte sie für die Anerkennung der Sichtweisen von direkt Betroffenen, die sich für Selbstbestimmung und Akzeptanz von Anderssein stark machen. Eine Sensibilisierung dazu wurde auch in einem Workshop im Austausch mit zwei jungen Erwachsenen mit Autismus angestrebt.

Eine weitere Perspektive bot die psychopädagogische Beraterin und Integrationslehrerin aus Rovereto, Nazaria Cappa, die den Fokus auf die schulische Integration und Didaktik setzte, insbesondere auf ein stärkenorientiertes Bildungsprojekt. Im Workshop fand dieser Aspekt mit der Präsentation von konkreten  Erfahrungen mit Integration in einer italienischen Schule seine Fortsetzung.

Um konkrete Erfahrungen und Vorschläge für eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schulführungskräften ging es im Workshop, der von Hansjörg Elsler, dem Vorsitzenden des AEB, moderiert wurde. Felicita Scolati, Fachärztin am Dienst für Kinderneuropsychiatrie stellte die "Leitlinien zum Autismus" vor, an denen sich die Dienste für Kinderneuropsychiatrie in Italien orientieren. Dabei ging sie auf die Angebote und Grenzen des Gesundheitsbezirks Bozen und auf die wichtige Frage der Lebensplanung ein.

Die Herausforderung für die Zeit nach der Schule wurde auch im Workshop von Paola Venuti aufgegriffen. Sie stellte ihre Erfahrungen mit einem Projekt vor, das sich dieser Herausforderung stellt und den Blick über die Schule hinaus wagt.

jw

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