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Aktionstage: Auftakt mit Diskussionsreihe "Verantwortung für unser Land"
LPA - Die Aktionstage Politische Bildung 2011 haben am Welttag des Buches, am vergangenen 23. April, begonnen. Sie stehen in diesem Jahr unter dem Motto "Verantwortung übernehmen!" Eine der diesjährigen Initiativen ist die Diskussionsreihe zum Thema "Verantwortung für unser Land", die an drei Abenden verschiedene Aspekte der Verantwortung und Mitgestaltung beleuchten will.
Auftakt der Diskussionsreihe war letzte Woche in der Cusanus-Akademie in Brixen. Fachleute erörterten das Thema Verantwortung und Umwelt. Der Moraltheologe Paolo Renner unterstrich die Verantwortung des Menschen, der eine präzise Verpflichtung gegenüber der Umwelt habe. Peter Ortner, Vorsitzender des Heimatpflegeverbandes, äußerte seine Besorgnis darüber, dass durch die intensive Nutzung der Natur durch Bevölkerung und Urlaubende diese Schaden ziehe. "Seit den 90er Jahren ist die Verbauung des landwirtschaftlichen Grüns kein Tabu mehr. Im Gegenteil, das landwirtschaftliche Grün ist die größte Baustelle des Landes geworden", so Ortner.
Auf den Vorwurf, dass der größte Druck vom Tourismus ausgehe, konterte der stellvertretende Vorsitzende des HGVs, Thomas Walch, mit der Aussage, es gelte die Natur zu erhalten, weil die Gäste gerade diese in Südtirol suchten. Allerdings wolle der Gast auch eine schnelle und bequeme Anreise und, so Walch, "wenn Touristen 100 Kilometer Pisten wollen und wir sie nicht bieten können, dann suchen sie sie eben woanders." Markus Breitenberger vom AVS unterstrich die Aufgabe seines Vereins, den Menschen die Natur zugänglich zu machen – allerdings "zu Fuß!", so Breitenberger: "Wir sind gegen Neuerschließungen und neue Großprojekte. Die Alpen sind an der Grenze der Belastbarkeit."
Eine andere Sichtweise lieferte Architekt Hugo Demetz, der die Abhängigkeit der Umwelt von der Wirtschaft in den Mittelpunkt stellte. "Wo nicht, wie in Südtirol, die Entscheidung der freien wirtschaftlichen Entwicklung getroffen wurde, kam es zu Abwanderung und Verarmung", so Demetz. Er verwies auf neue Trends wie etwa den Vier-Sterne-Urlaub auf dem Bauernhof. Die ehemalige Landesbäuerin Maria Kuenzer ließ die Entwicklung von der Selbstversorgung zum "Turbobauern" Revue passieren und kam zum Schluss, dass die Bauern, auch durch die Umweltverbände, in ihrem Umweltauftrag sehr in die Defensive gedrängt worden seien.
Der Fishbowl-Methode gemäß wurde der Expertenkreis nach einer ersten Runde für das Publikum geöffnet und neue Elemente wurden in die Diskussion eingebracht: Das Wachstumsdiktat wurde ebenso angeprangert wie der Massentourismus mit 28 Millionen Nächtigungen pro Jahr, und so stand das Spannungsfeld zwischen Natur und Tourismus im Mittelpunkt des Abends. Dabei gab es letztlich keine Einigung: Während Thomas Walch vom HGV unterstrich, dass die Bettenzahl im Lande immer zurück gehe und man folglich in der Entwicklung nicht stehen bleiben dürfe, schlug Paolo Renner vor, dass man von der Maxime "Der Gast ist König" abgehen und zum Konzept der "Verfassungsdemokratie" übergehen solle: Regeln und Grenzen seien notwendig, wenn die Umwelt und die Schöpfung erhalten bleiben sollen. Ein Ansatz, der von Peter Ortner geteilt wurde. Sein Schlusssatz war deshalb auch: "Jeder hat die Verantwortung für seinen Heimatort".
Moderiert wurde die Diskussion von Matthias Oberbacher, veranstaltet von der Projektgruppe Aktionstage Politische Bildung und den Bildungshäusern Kloster Neustift und Cusanus-Akademie.
Die nächste Veranstaltung der Reihe dreht sich um "Verantwortung und Wirtschaft", worüber der Banker Josef Prader, der Unternehmensberater Günther Reifer, OEW-Geschäftsführerin Silvia Pitscheider, LVH-Vizepräsident Martin Haller, der Geistliche Sepp Stricker sowie die Oberschüler Franziska Fauster und Selvin Severi
am Donnerstag, 28. April 2011
um 20 Uhr
im Nikolausaal, Passeiergasse 3, Meran
diskutieren werden. Die Diskussionsveranstaltung, die das Landesamt für Weiterbildung in Zusammenarbeit mit KVW Bildung und KVW live organisiert, ist für alle Interessierten frei zugänglich.
jw