Aktuelles

Rechtenthaler Gespräche über Schulgestaltung gehen heute zu Ende

LPA - Wie kann die Schule durch wirksame Fortbildung der Lehrenden die gesellschaftlichen Herausforderungen meistern? Wege dazu wurden bei den 6. Rechtenthaler Gesprächen zur Schulentwicklung im deutschsprachigen Raum aufgezeigt, die heute (Mittwoch, 18. Mai) in Tramin abgeschlossen werden.

Christine Böckelmann (CH), Rudolf Meraner, Peter Höllrigl, Franz Tutzer und Maria Luise Muther bei der Podiumsdiskussion

Stimmen Wissen und Handeln im schulischen Alltag der Lehrpersonen wirklich überein? Dieser Frage gingen die hochkarätig besetzten 6. Rechtenthaler Gespräche in der Fortbildungsakademie „Schloss Rechtenthal“ in Tramin nach. Vertretende von Bildungsministerien, Leitende von Lehrerfortbildungsinstituten und Schulämtern sowie Fortbildende aus Südtirol, Deutschland, Österreich und der Schweiz diskutieren seit Montag, 16. Mai, und noch heute, 18. Mai 2011, über Ergebnisse von Studien, die zeigen, dass Fortbildungsveranstaltungen zwar oft zu einem Wissenszuwachs, jedoch nicht immer zur Veränderung des pädagogischen Handelns von Lehrpersonen in der Schule und im Unterricht führen. Die Teilnehmenden sprachen auch über Möglichkeiten und Grenzen, Fortbildung als Instrument zur Personalentwicklung einzusetzen.

Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung am Deutschen Bildungsressort, stellte die Forschungsergebnisse zu wirksamer Fortbildung vor: „Lehrerfortbildung ist Lernen von Lehrpersonen. Deshalb müssen wir die Fortbildung verstärkt nach den Ergebnissen der Lernforschung ausrichten, vor allem die Kompetenzorientierung ist ein Thema.“

Christine Böckelmann von der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, eine ausgewiesene Expertin in Fragen der Organisationsentwicklung, hob den Anspruch der Schulleitung hervor, Fortbildung so zu organisieren, dass sie der einzelnen Schule nütze. „Genauso wie die Schule kein Recht hat, die privaten Bereiche von Lehrpersonen zu reglementieren, so hat die Lehrperson keinen Anspruch auf solche Fortbildungen, die nur sie selbst in der Entwicklung voranbringen“, so Böckelmann. Diese These wurde von den Teilnehmenden vor dem Hintergrund, dass die Persönlichkeit der Lehrkraft besonders prägend auf Unterricht und Schule wirke, kontrovers diskutiert. Einig waren sich alle darin, dass eine verordnete Fortbildung keine positiven Impulse für die schulische Entwicklung zu setzen vermöge. Direktor Franz Tutzer sprach in diesem Zusammenhang von einem kollegialen Aushandlungsprozess auf Augenhöhe zwischen Schulleitung und Lehrperson, der die Schule voranbringe.

„Davon profitieren wir alle“, sagte Andreas Jantowski, Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung  und Medien (Thillm). „So ist die schulische Entwicklung in Südtirol beim inklusiven Lernen weiter entwickelt als in Thüringen. Wir wollen hier künftig stärkere Impulse in der Fortbildung setzen und suchen dazu den Austausch. Zudem arbeiten wir derzeit an einem Europäischen Schulentwicklungsglossar, mit dem wir das Verständnis für die vielfältigen Gestaltungsideen von Schule und Unterricht in den Ländern der Europäischen Union stärken wollen. Das Deutsche Bildungsressort in Südtirol hat dazu bereits Unterstützung signalisiert. Gespräche zur Vertiefung der Kooperationsbeziehungen werden im Oktober dieses Jahres in Thüringen stattfinden.“

Die Rechtenthaler Gespräche zu bildungspolitisch bedeutsamen Themen finden alle zwei Jahre statt. Dabei geht es um einen Blick über den Tellerrand, um einen Austausch der Konzepte und Ideen für die Unterstützung des Lehrpersonals bei der Gestaltung guter Schule über Landesgrenzen hinweg. Veranstaltet werden sie vom Bereich Innovation und Beratung am Deutschen Bildungsressort und dem Deutschen Schulamt. Die Ergebnisse der Gespräche werden nach deren Abschluss auf www.schule.suedtirol.it/pi veröffentlicht.

jw

Bildergalerie