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Landesabteilung Bildungsförderung: Tagung über Steuerung der Studienwahl

LPA - Ausgehend von der Tatsache, dass Frauen nach wie vor bevorzugt geisteswissenschaftliche Studienrichtungen wählen, befasste sich die von der Landesabteilung Bildungsförderung organisierte Tagung an der Eurac mit der "Steuerung der Studienwahl".

"Wir werden uns," unterstrich Schul- und Bildungslandesrätin Sabina Kasslatter Mur, "vor allem dafür einsetzen, junge Frauen zu fördern und damit einer ungleichen Verteilung in den Studienrichtungen entgegenwirken." Alle Tagungsteilnehmenden begrüßten eine Mitarbeit am Projekt "FIT - Frauen in die Technik" der Universität Innsbruck, in Zukunft soll dieses Projekt auch in Südtirol angeboten werden. Weiters wird es als sinnvoll erachtet, eine Informationsveranstaltung über das MINT-Studien-Angebot (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in Tirol, Südtirol und dem Trentino zu organisieren, bei der auch Betriebe über Berufschancen informieren. Werkstattseminare für Mädchen nach dem Modell von Femtec der Technischen Uni Berlin sollen gemeinsam mit der Uni, der Eurac und den Schulen angeboten bzw. weiterentwickelt werden. Die Abteilung Bildungsförderung plant eine Sensibilisierungskampagne für MINT-Studien, die differenziert auch auf den Südtiroler Arbeitsmarkt eingehen wird; dabei wird den geschlechtesspezifischen Aspekten besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Günther Andergassen, Direktor der Landesabteilung Bildungsförderung, Universität und Forschung, gab einen Überblick, welche Studiengänge Südtiroler Studierende wählen und welche geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Studienwahl bestehen. Die kürzlich vom Landesstatistikinstitut veröffentlichten Daten belegen, dass insgesamt die Anzahl der Studierenden im Bereich der Geisteswissenschaft am größten ist, im technischen und naturwissenschaftlichen Bereich bedeutend niedriger.

Im Wintersemester 2009/2010 haben die Studierenden aus Südtirol an österreichischen Universitäten inskribiert: 33,7 Prozent eine geisteswissenschaftliche; 34,3 Prozent eine technische (16,5) – naturwissenschaftliche – inkl. Psychologie - (17,8); 17,3 Prozent eine sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Studienrichtung. Hinzu kommen noch 2,5 Prozent, die Montanistik, Bodenkultur und Veterinärmedizin studieren, weitere 4,7 Prozent Medizin.

An den italienischen Universitäten wählten 2009/2010 36,2 Prozent einen geisteswissenschaftlichen Studiengang; 15,4 Prozent einen technischen (7,1) – naturwissenschaftlichen (8,3); 16,0 Prozent einen wirtschaftswissenschaftlichen und 13,9 Prozent einen medizinischen Studiengang (inkl. Pflegewissenschaften).

Abteilungsleiter Andergassen berichtete zudem über Initiativen zur Förderung von MINT-Studien in Deutschland und Österreich; dabei handelt es sich vor allem um Sensibilisierungskampagnen, mit denen insbesondere Frauen angesprochen werden. Auf EU-Ebene wird hingegen ein besonderes Augenmerk  auf die Verbesserung der naturwissenschaftlichen Erziehung und einen erneuerten Schulunterricht in naturwissenschaftlichen Fächern durch neue pädagogische Methoden gelegt. Die Expertengruppe empfiehlt besonders, darauf zu achten, die Beteiligung der Mädchen in naturwissenschaftlichen Schulfächern zu erhöhen und ihr Selbstbewusstsein in Naturwissenschaften zu steigern.

Rosa Maria Rainalter Treffer von der Universität Innsbruck stellte das Projekt "FIT – Frauen in die Technik" vor: Mit dieser österreichweiten Initiative wird beabsichtigt, die Aufmerksamkeit der Mädchen für naturwissenschaftliche und technische Studien zu wecken.

Thomas Aichner vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO ging in seinem Referat der Frage nach, was Südtirols Wirtschaft braucht (Studium und Arbeitskräftebedarf – Naturwissenschaft und Technik). Laut einer Umfrage der Unioncamere geht vor allem bei Ingenieuren die Kluft zwischen Angebot und Nachfrage weit auseinander. Obwohl Südtirol  in der Ausbildung von Ingenieuren anteilsmäßig über dem europäischen Schnitt liegt, gibt es ein Unterangebot für den Südtiroler Markt. Rund 98 Prozent der Stellen für Ingenieure sind laut Angaben der Wirtschaft schwer besetzbar. Dies kann daran liegen, dass "falsche" Studiengänge gewählt werden. Es gibt aber eine Vielzahl an Unternehmen, die an Absolventen der Gewerbeoberschule (bzw. nach der Oberschulreform: Fachoberschule für den technologischen Bereich) interessiert sind und diese aktiv rekrutieren. Dadurch sinkt die Motivation, ein Studium aufzunehmen, u.a. auch, weil Oberschulabsolventen mit technischer Ausbildung ein attraktives Gehalt erwarten können. Feststellen kann man, dass der Frauenanteil unter den Studierenden sehr gering ist.

Anders sieht es im Bereich naturwissenschaftlicher Studien aus: Obwohl das Verhältnis 15 Absolventen auf 10 offene Stellen beträgt, sind über 27,8 Prozent der Stellen für Naturwissenschaftler schwer besetzbar. Dies kann bedeuten, dass andere, von der Wirtschaft nicht nachgefragte Studiengänge gewählt werden. Es könnte aber auch daran liegen, dass die ausgebildeten Naturwissenschaftlerinnen und Naturwissenschaftler nicht nach Südtirol zurückkehren, um dort zu arbeiten.

mac