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15. September: Eröffnung der Ausstellung zur Psychiatrie-Geschichte der Euregio

LPA - „Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten.“ Diese Aussage eines Psychiatriepatienten aus dem Jahr 1903 haben Südtiroler Landesarchiv und Arbeitsgruppe „Geschichte und Region" als Titel für die gemeinsame Ausstellung zur Geschichte der Psychiatrie im Raum Tirol, Südtirol und Trentino gewählt. Eröffnet wird die Schau am 15. September an der Uni Bozen.

Die Ausstellung - die bisher in Hall zu sehen war - wurde im Rahmen des Interreg-IV-Projektes Italien-Österreich "Psychiatrische Landschaften. Die Psychiatrie und ihre Patientinnen und Patienten im historischen Raum Tirol-Südtirol von 1830 bis zur Gegenwart" als eines von insgesamt fünf zweisprachigen Vermittlungsprojekten verwirklicht. Die Federführung des Interreg-Projekts lag beim Institut für Geschichtswissenschaft und Europäische Ethologie und Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Innsbruck, das mit dem Südtiroler Landesarchiv und der Arbeitsgruppe "Geschichte und Region" zusammengearbeitet hat.  

Die vom Südtiroler Landesarchiv getragene Ausstellung gibt Einblick in das Schicksal von Frauen und Männern, die im historischen Raum Tirol zwischen den 1830er und den 1970er Jahren psychiatrisch behandelt wurden. Bisher wurde die Geschichte psychiatrischer Patientinnen und Patienten die in den beiden Tiroler Anstalten Hall (gegründet 1830) und Pergine (gegründet 1882) sowie an der Innsbrucker Klinik (gegründet 1891) behandelt wurden, kaum wahrgenommen.

Die Grundlage der Ausstellung bilden ausgewählte Krankenakten, welche die psychiatrische Praxis mit ihren unterschiedlichen Facetten dokumentieren, den Zwangscharakter ebenso wie Therapiemaßnahmen und Aspekte der Fürsorge. Manchmal werden diese Akten durch Briefe, Tagebücher und Zeichnungen der Patientinnen und Patienten ergänzt.

Ziel der Ausstellungsmachenden war es, die Funktion der Psychiatrie für die Gesellschaft und die Wahrnehmung von psychischem Kranksein in der jeweiligen Zeit zu verstehen. Gleichzeitig soll an die Auswirkungen politischer und gesellschaftlicher Ereignisse auf die an den sozialen Rand gedrängten und leidenden Mitmenschen erinnert werden. Erzählt wird "eine Geschichte von Scham und Stigmatisierung, die bis in die Gegenwart andauert und auch in den alltagssprachlichen Drohungen 'Du kommst nach Hall' oder 'Du kommst nach Pergine' zum Ausdruck kommt", wie es im Faltblatt der Ausstellung heißt. 

Die Ausstellung "Ich lasse mich nicht länger für einen Narren halten" wird

am Donnerstag, 15. September 2011
um 19 Uhr
an der Freien Universität Bozen
Universitätspaltz 1

eröffnet und ist dann bis 8. Oktober 2011 jeweils von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr und am Samstag von 8 bis 13 Uhr zu sehen. 

jw