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Archäologische Ausgrabungen in Terlan: einzigartige Funde freigelegt

LPA - Die unter archäologischer Aufsicht durchgeführten Aushubarbeiten unmittelbar neben der Pfarrkirche von Terlan haben zum Nachweis außergewöhnlicher Funde geführt. Denkmalpflegelandesrätin Sabina Kasslatter Mur hat diese heute (Montag, 5. September) im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt.

Taufbecken mit Steinplatte

Zu den Funden war es im Zuge des Aushubes für einen Hausbau unmittelbar neben der Pfarrkirche von Terlan gekommen. Die Ergebnisse der archäologischen Grabungen wurden heute (5. September) von Landesrätin Sabina Kasslatter Mur, Leo Andergassen, Direktor der Landesabteilung Denkmalpflege, und Catrin Marzoli, Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler, vor Ort an der Grabungsstätte in Terlan präsentiert.

So gehen die ältesten freigelegten Funde neben der Pfarrkirche von Terlan auf die Römerzeit, auf die ersten nachchristlichen Jahrhunderte, zurück. "Dazu zählt ein römerzeitliches Gebäude, das mit einer Hypokaustenanlage - einer Fußbodenheizung - ausgestattet war", berichtet Leo Andergassen, Direktor der Landesabteilung Denkmalpflege. Von der Anlage seien noch die kleinen Pilaster, zwischen denen die warme Luft zirkulierte, erhalten.

Weiters konnte nachgewiesen werden, dass knapp zwei Jahrhunderte später, im 4. Jahrhundert, auf dem untersuchten Areal Bestattungen angelegt wurden. "Die Gräber enthielten Beigaben, Gegenstände aus dem Alltagsleben, die dem Toten für seine Reise ins Jenseits mit ins Grab mitgegeben wurden", so Catrin Marzoli, Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler. Zwei Gräber waren jeweils mit einem Gefäß für Speisen und einem weiteren für Getränke ausgestattet. Erwähnenswert sind, so Marzoli, drei besonders gut erhaltene Specksteingefäße.

Auch in der Folgezeit sei das Areal zu Bestattungszwecken aufgesucht worden. Vermutlich im Frühmittelalter (5.bis 7. Jahrhundert n. Chr.) wurden in dem in der Zwischenzeit zu einer Ruine verfallenen römischen Haus Tote bestattet. Bestattungen konnten aber auch im restlichen Grabungsareal nachgewiesen werden.

"Der bedeutendste und außergewöhnlichste Fund wurde jedoch im nördlichen Bereich der Baustelle gemacht. Es handelt sich nicht nur für Terlan, sondern auch für die frühe Geschichte Südtirols um einen einzigartigen, bisher nicht nachgewiesenen Fund", freut sich Denkmalpflegelandesrätin Sabina Kasslatter Mur.

Konkret konnte im nördlichen Bereich der Baustelle eine kreisförmige, im Fundamentbereich erhaltene Mörtelmauer nachgewiesen werden, in deren Zentrum sich ein in den Boden eingetieftes Becken befindet. In diesem aus römerzeitlichen Ziegeln und aus Steinen gefertigten Becken mit den Maßen 160 x 100 Zentimeter fanden die Archäologen eine massive Steinplatte aus ammonithischem Kalkstein, der aus dem Trentino stammt.

"Daraus schlieβen wir, dass die Struktur ursprünglich mit Steinplatten verkleidet war und erst zu einem späteren Zeitpunkt, im Mittelalter, geplündert wurde", erklärt die Direktorin des Landesamtes für Bodendenkmäler, Catrin Marzoli. "Im Umfeld geborgene Bleireste deuten darauf hin, dass die Platten versiegelt waren, und das Becken daher Wasser aufnehmen konnte. Die wahrscheinlichste, doch bisher nicht gesicherte, Annahme ist, dass es sich um ein frühchristliches Baptisterium mit Taufbecken gehandelt haben könnte."  Es sei zwar nicht auszuschließen, dass es sich um einen monumentalen römerzeitlichen Grabbau gehandelt haben könnte, dafür würden jedoch weniger Hinweise sprechen, so Marzoli.

Die Weiterführung der Ausgrabung kann erst erfolgen, wenn der Neubau fertig errichtet ist. "Die weiteren Arbeiten werden hoffentlich zur Klärung der aufgetretenen, spannenden Fragen führen", unterstrich Landesrätin Kasslatter Mur, die den Eigentümern, allen voran Richard Schenk, für die gute Zusammenarbeit dankte. Zwecks Konservierung eines Teiles der aufgefundenen Struktur haben die Eigentümer auf zwei Garagenplätze verzichtet, so Kasslatter Mur.

mpi

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