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PISA-Ergebnisse 2009 bei Tagung an der Eurac vorgestellt

LPA - "PISA", unterstrich Schullandesrätin Sabina Kasslatter Mur bei der Eröffnung der Tagung, "verändert nicht die Bildungswelt, aber PISA akzentuiert Entwicklungen und verstärkt Trends". Schullandesräte, Schulamtsleiter, Führungskräfte und Experten haben heute (27. September) an der Tagung in der Eurac teilgenommen, bei der die Ergebnisse der PISA-Studie 2009 vorgestellt wurden (erste Ergebnisse waren bereits am 9. Dezember 2010 präsentiert worden).

PISA wichtigster Gradmesser für Bildungssysteme: LRin Kasslatter Mur (re.), LR Berger (2.v.re.), LR Tommasini (li.) bei der Tagung über die PISA-Ergebnisse 2009 in der Aula der Eurac in Bozen.

"PISA", hob  Schullandesrätin Kasslatter Mur hervor, "ist der wichtigste Gradmesser für Bildungssysteme". Sie wisse, führte sie aus, dass PISA nicht alles abdeckt, sondern Lesekompetenz und mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung. Auch Gegenargumente seien ihr bekannt: dass Herzensbildung, soziale Kompetenz und Kreativität wichtiger seien. Dies, führte die Landesräin aus, könne aber nicht gegeneinander ausgespielt werden. Vielmehr könne man ohne Lesekompetenz und ohne mathematische und naturwissenschaftliche Grundbildung in unserer Gesellschaft nicht bestehen. Außerdem ist der Kompetenzbegriff bei PISA sehr weit gefasst. "Für mich", betonte sie, "ist PISA von großer Bedeutung. Ich erinnere mich, welchen Aufschwung die Schulwelt nach der Vorstellung der PISA-Ergebnisse 2003 genommen hat: Lehrer und Lehrerinnen, Eltern und Jugendliche, die gesamte Gesellschaft waren stolz auf unsere Schule. Aber vor allem: Wir haben einen Gradmesser, der international anerkannt ist und der uns sagt, dass wir ganz gut dastehen." Vor PISA hätte die Schule mit deutschsprachigem Unterricht in Südtirol einen Minderwertigkeitskomplex aufgewiesen, denn: "Wir meinten immer, wir könnten mit Österreich und Deutschland nicht mithalten. Das ist heute anders geworden." Erfreulich, so Kasslatter Mur weiter, seien die überdurchschnittlichen Leistungen in Mathematik und in den Naturwissenschaften sowie die Tatsache, dass die deutsche Schule das EU-Ziel, den Anteil der Risikoschüler und -schülerinnen im Lesen auf 15 Prozent zu senken, fast erreicht habe. Aber, bemängelte die Schullandsrätin, bei der Förderung der guten Leser und Leserinnen oder überhaupt der leistungsstarken Schüler und Schülerinnen sehe sie großes Entwicklungspotential: "Hier besteht Handlungsbedarf für Begabte." Froh sei sie hingegen darüber, "dass wir nach wie vor zu jenen Bildungssystemen gehören, die besser als andere Chancengerechtigkeit umsetzen: Schüler und Schülerinnen aus bildungsferneren Schichten haben in Südtirol eine größere Chance, zu guten Schulleistungen zu kommen. Das ist eine Stärke unseres Systems, darauf müssen wir auch in Zukunft setzen." Notwendig seien ein frühes Erkennen von Schwierigkeiten und ein schnelles Eingreifen, dies gelte nicht nur bei Kindern mit Beeinträchtigung, sondern müsse zu einem allgemeinen Prinzip werden. Sorge bereite ihr, dass PISA ausweisen konnte, dass der Grad an Selektivität an Südtirols Schulen deutlich gestiegen ist: Über 4 Prozent der 15-Jährigen sind noch in der Mittelschule und haben zwei oder mehr Klassen wiederholt; über 23 Prozent der 15-Jährigen haben mindestens einmal eine Klasse wiederholt. "Gleichzeitig", legte die Schullandesrätin dar, "machen alle Studien darauf aufmerksam, dass Klassenwiederholungen keine Probleme lösen, sondern sie im Gegenteil verstärken. Dieses Thema habe ich schon im Zusammenhang mit der Oberstufenreform aufgeworfen, bin aber noch nicht auf großes Gehör gestoßen - auch hier sehe ich eindeutig Handlungsbedarf." Die Rahmenbedingungen, vor allem die Ausstattung der Schulen mit Ressourcen, seien hingegen exzellent. Es sei, wandte sich Kasslatter Mur an die Schulführungskräfte, höchste Zeit, damit aufzuhören, im Kampf um noch mehr Ressourcen sogar Eltern vorzuschicken. Glücklich sei sie darüber, dass durch PISA so klar herauskommt, wie wichtig die frühkindliche Bildung ist: "Ich habe diesem Bildungsbereich immer große Bedeutung beigemessen und es ist gelungen, den Kindergarten ganz klar als Bildungsinstitution zu etablieren und den Bildungsauftrag des Kindergartens herauszustreichen." Ganz wichtig sei auch die frühe Leseförderung. Die ersten Kinder, die mit Büchern des Landesprojektes "Bookstart" ausgestattet wurden, kommen nun in die Grundschule; es sei abzuwarten, ob sich die frühe Leseförderung in der Schule auswirkt. "Ich erwarte mir", schloss Kasslatter Mur an die Tagungsteilnehmer gewandt, "dass Sie sich nun die Ergebnisse genau anschauen und analysieren, wo die Stärken und Schwächen liegen. Schützen und verstärken Sie das, was Ihnen schon gut gelingt. Setzen Sie einige Maßnahmen dort, wo Sie Handlungsbedarf ausmachen."

Der italienische Schul-Landesrat Christian Tommasini hob die Bedeutung der Investition in Bildung und Kultur hervor. "PISA", unerstrich der, "ist ein Instrument, um zukünftige Herausforderungen anzunehmen". Die Selbsteinschätzung sei wichtig, funktioniere aber ohne Beurteilung von außen nicht.

Der ladinische Schulamtsleiter Roland Verra bezeichnete in Vertretung von Landesrat Florian Mussner PISA ein nützliches Werkzeug für Entscheidungsträger und Schulleute. Für die ladinische Schule sei es schwierig, Daten aus der Studie herauszulösen, da ladinische Schülerinnen und Schüler Schulen mit deutscher oder italienischer Unterrichtssprache besuchen. Das Ergebnis, schloss er, "ist recht ansehnlich, und wir freuen uns alle darüber."

Die PISA(Programme for International Student Assessment - Programm zur internationalen Schülerbewertung)-Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 im Drei-Jahres-Rhythmus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und zum Ziel haben, alltags- und berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten 15-Jähriger zu messen.

Im Rahmen der Tagung "PISA 2009 - Ergebnisse der Schule in Südtirol im nationalen und internationalen Vergleich" (Tagungs-Programm als PDF im Anhang) haben referiert: Bernhard Hölzl von der Dienststelle für Evaluation für die deutsche Schule über die Lesekompetenz der 15-Jährigen, Dienststellen-Koordinator Franz Hilpold über Lesemotivation und Lernstrategien, Paolo Lorenzi, Inspektor am Italienischen Schulamt, über Schülerleistungen in Mathematik und Naturwissenschaften, Maria Teresa Siniscalco, Koordinatorin von PISA 2003, über Chancengerechtigket im Bildungssystem, und Rudolf Meraner, Leiter des Bereichs Innovation und Beratung am Deutschen Bildungsressort über den Einfluss von Schule und Schulsystem an die Lesekompetenz der Schülerinnen und Schüler. Eine Synthese aller Referate findet sich als Word-Datei im Anhang.

PISA 2009: der vollständige Bericht kann im Web heruntergeladen werden:

www.schule.suedtirol.it/pi/themen/pisa09.htm

www.evaluationsstelle.it/de/evaluationsstelle/studien-berichte.html

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