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LR Mussner in Graubünden: Austausch über Standard-Ladinisch

Über die Erfahrungen, die der Kanton Graubünden in rund 25 Jahren seit Einführung einer Standardsprache gesammelt hat, hat sich Landesrat Florian Mussner gestern (23. Mai) vor Ort informiert. Sein Fazit: Eine Standardsprache dürfe nicht von oben verordnet werden, sondern müsse stetig von unten wachsen. Daher plädiert Mussner für die Einführung einer länderübergreifenden Neologismen-Kommission.

Regierungsmitglied trifft Regierungsmitglied: LR Mussner mit Regierungsrat Martin Jäger

Mit Schulamtsleiter Roland Verra, der Spitze des ladinischen Kulturinstituts sowie Vertretern seines Ressorts standen für Mussner gestern eine ganze Reihe von Treffen mit Vertretern der Bündner Regierung, der romanischen Dachorganisation "Lia Rumantscha" sowie Vertretern des Münstertals auf dem Programm. Es ging dabei in erster Linie um die Erfahrungen, die die Bündner mit der Einführung und Verwendung eines einheitlichen Rumantsch gesammelt hatten. Ein solches war 1986 in den romanischen Gemeinden im Kanton Graubünden als Verwaltungssprache eingeführt worden, anstatt auf die fünf verschiedenen Idiome der einzelnen Talschaften zu setzen. Im Schulunterricht sind - nach entsprechenden Referenden - allerdings gerade in den letzten Monaten wieder einige Gemeinden zur Verwendung ihrer Idiome zurückgekehrt.

"Die gestrigen Gespräche haben mich in der Haltung bestätigt, dass eine solche Standardsprache nichts sein kann, was von oben verordnet wird", so Landesrat Mussner nach dem Austausch in Graubünden. Das Standard-Rumantsch sei zu schnell und ohne Beteiligung der Bevölkerung eingeführt worden und habe so keine Chance gehabt, als Sprache zu wachsen. "Die einheitliche Sprache konnte sich so auch nicht von unten entwickeln", betont Mussner.

Für die Dolomitenladiner schwebt dem Landesrat daher ein stetiges Zusammenwachsen ihrer fünf Idiome vor. Ein erster Schritt dorthin könne eine Arbeitsgruppe sein, die sich mit der Einführung neuer Termini befasst, wobei diese Neologismen-Kommission nicht auf Südtirol beschränkt bleiben solle. "Ich werde mich dafür einsetzen, dass eine solche Arbeitsgruppe tälerübergreifend arbeitet", erklärt Mussner, der so allen Dolomitenladinern die Möglichkeit geben möchte, sich am "Wachstumsprozess" einer gemeinsamen Sprache zu beteiligen.

chr

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Landesrat Mussner in Graubünden: Austausch über Standard-Ladinisch

Landesrat Mussner über das Für und Wider einer ladinischen Standardsprache

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