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Erinnern ist eine Kunst: Jahresbericht "Denkmalpflege 2010" erschienen
LPA - "Besonders in unserer schnelllebigen Zeit", hob Kulturlandesrätin Kasslatter Mur hervor, "arbeitet die Denkmalpflege drohenden Entwurzelungen entgegen." Der von der Landesabteilung Denkmalpflege erstellte Bericht über die Arbeiten im Jahr 2010 ist heute (31. Mai) stilgerecht im Ansitz Rottenbuch vorgestellt worden.
"Denkmal", führte Landesrätin Sabina Kasslatter Mur aus, "taucht als Begriff erstmals bei Martin Luther mit der Bedeutung von Gedächtnisstütze auf - und diese Bedeutung wird bestehen bleiben. Mit dem Wissen um die Vergangenheit gerüstet wird es uns gelingen, die Gegenwart besser zu leben und die Zukunft besser zu planen."
In Zeiten notwendiger Sparmaßnahmen, unterstrich Kasslatter Mur vor ausnehmend zahlreich erschienenem Publikum, konnten die Ausgaben für die Denkmalpflege nahezu auf dem Stand der Vorjahre gehalten werden: Im Jahr 2010 wurden 9,1 Millionen Euro für die Belange der Denkmalpflege bereitgestellt, davon flossen 5,5 Millionen in die Erhaltung und Restaurierung von Bau- und Kunstdenkmälern, 2,2 Millionen in archäologische Ausgrabungen und 100.000 Euro in das Landesarchiv.
Hinter dem Jahresbericht, legte Abteilungsdirektor Leo Andergassen dar, steckt sehr viel Anspannung, Arbeit und Konzentration. "Erinnern", erklärte er, "ist eine Kunst; die Kunst zu erinnern bewahrt vor dem Vergessen." Andergassen ging auch auf die "Emotionalität der Wahrnehmung" ein: "Alles, was da ist, hat eine Ausstrahlung und führt zu einem Dialog. Der Schutz des materiellen Zeugnisses ist die Folge der emotionalen Wahrnehmung des Denkmals." Sorgen, erklärte Andergassen, bereiten die zahlreich errichteten Fotovoltaikanlagen auf den Dächern denkmalnaher Gebäude, die eine Beeinträchtigung darstellen.
Aus den fünfzehn 2010 erfolgten Unterschutzstellungen griff der Abteilungsleiter einige hervor, etwa das Lutzenhaus in Brixen, die Stube mit barockem Leistengetäfel im Musshof in Mals, die Rienzbrücke in Olang und den Obergolserhof in Sexten.
Waltraud Kofler Engl, Direktorin des Landesamtes für Bau- und Kunstdenkmäler, nannte als wichtigste Aufgaben "Überzeugungs- und Vermittlungsarbeit neben Beratung und Verwaltung." Von den 5,5 Millionen Euro floss der Löwenanteil in die Beiträge: 40 Prozent in sakrale und 60 Prozent in profane Bauten. "Baudenkmalpflege", sagte die Amtsdirektorin, "ist der Gradmesser für die Kultur einer Gesellschaft." Der Jahresbericht solle bewusst machen, was Restaurierung bedeutet. Mit 101 Eingriffen an Kirchen und Kapellen stellen die sakralen Baudenkmäler den größten und am stärksten wahrgenommenen Bereich dar. Das Titelbild des Berichtes zeigt spätgotische Rankenmalereien im Netzgratgewölbe der Kirche St. Cäsarius in Flutsch von Laatsch im Vinschgau. "Bürger und Schlösser", erklärte Kofler Engl, "gehören zu unseren Spitzenwerken, auch hier wären die Arbeiten ohne Beiträge nicht durchführbar, das gilt besonders für Ruinen wie etwa Caldiff bei Neumarkt, die als Dokumentation für die Zukunft nur gesichert und nicht rekonstruiert wird."
Catrin Marzoli, geschäftsführende Direktorin des Amtes für Bodendenkmäler, griff als Beispiel archäologische Grabungen auf dem Ritten heraus, mit dem man sich erstmals intensiv auseinandersetzt hat, etwa im Brandgrab am Zaberbachl. Schutz und Erhaltung archäologischer Güter gehören zu den wichtigsten Aufgaben ihres Amtes, wies Marzoli hin, dazu kommen die Veröffentlichungen über die Funde und die Herausgabe wissenschaftlicher Schriften.
Die Amtsdirektorin des Landesarchivs Christine Roilo nannte als eine der wichtigsten Aufgaben des Berichtsjahres jene am Nachlass von Silvius Magnago. Weiters gehe es auch in ihrer Arbeit um Forschung und Vermittlung, beispielsweise in der Ausstellung über die Straße auf den Valparola-Pass im Naturparkhaus Fanes-Sennes-Prags. Außerdem wurden zwei Bände in der Schriftenreihe veröffentlicht und eine Tagung über die Option und ihre Folgen abgehalten. Zu den Arbeiten an den Beständen gehört etwa die Erschließungsarbeit von Bildarchiven und Schriftgut, etwa der Haushaltungsschule Bühlerhof in Sarns bei Brixen.
Die Landesabteilung Denkmalpflege hat ihren Sitz im Ansitz Rottenbuch in der Armando-Diaz-Straße 8 in Bozen, Telefon 0471 411900, Fax 0471 411921, E-Mail denkmalpflege@provinz.bz.it
www.provinz.bz.it/denkmalpflege/
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