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Erstes gemeinsames Geschichtsbuch der drei Sprachgruppen nun vollständig

LPA - Auseinandersetzung mit Geschichte und Aufeinander-Zugehen: Das, unterstrich Landesrätin Kasslatter Mur, sei ein wesentlicher Baustein für gelingendes Zusammenleben in Südtirol. Gemeinsam mit ihren Amtskollegen Tommasini und Mussner hat sie heute (9. Mai) den dritten und letzten Band des ersten gemeinsamen Geschichtsbuchs aller drei Sprachgruppen vorgestellt.

"Übergänge und Perspektiven. Grundzüge der Landesgeschichte. Südtirol seit 1919" vorgestellt (v.li.): LR Tommasini, LRin Kasslatter Mur, LR Mussner.

"Sichtweisen auf Geschichte sind verschieden", hob Schul- und Kulturlandesrätin Sabina Kasslatter Mur hervor, "es geht nicht darum, Haltungen und Empfindungen zu verändern, sondern das Bewusstsein zu stärken. Mit dem Erscheinen dieses Bandes über die jüngste Geschichte unseres Landes verknüpfe ich die Hoffnung, dass  Auseinandersetzungen und Diskussionen folgen und das Verständnis füreinander wächst." Durch Kenntnis von Geschichte erfolge ein Anstoß zur Veränderung: vom neuen Umgang mit Ossarien in Südtirol über den Aufbau des Dokumentationszentrums unter dem Siegesdenkmal bis zum Beginn der Arbeit im Zentrum für Regionalgeschichte. "Wir brauchen Vermittler", erklärte die Landesrätin und erinnerte an den am 23. Februar verstorbenen Historiker Christoph Hartung von Hartungen.

"Das Buch", erklärte Landesrat Christian Tommasini, "war eine große Herausforderung, die bewältigt worden ist. Es war ein notwendiger Schritt für ein geglücktes Zusammenleben, ein wesentlicher Beitrag, den wir in Schulen und Bibliotheken nutzen werden. Die Kenntnis der anderen Landessprache, des Territoriums und der Geschichte tragen dazu bei, dass vor allem Jugendliche sich beheimatet fühlen".

Auch Landesrat Florian Mussner wies auf die Notwendigkeit hin, die eigene Geschichte kennen zu lernen: "Ein gemeinsames Schreiben und Aufarbeiten der Geschichte sind grundlegend für den Frieden." Ausdrücklich dankte er Landesrätin Kasslatter Mur, "die vorgeschlagen hat, diesen Weg gemeinsam zu gehen", und den Autorinnen und Autoren.

"Text und Bild dieser drei Bände", sagte Koordinator Rudolf Meraner, Direktor des Bereichs Innovation und Beratung im Deutschen Bildungsressort, "sollen die Geschichte beleuchten, ein didaktisches Beiwerk soll in einem zweiten Moment erarbeitet werden. Diese Bücher sind für Oberschülerinnen und Oberschüler und alle Interessierten gut lesbar."

Geschichtsschreibung müsse nicht Wahrheiten liefern, sondern solle vielmehr als Schlüssel für die Interpretation dienen, unterstrich Autor Giorgio Mezzalira. Das Werk, führte Autorin Martha Verdorfer aus, sei ein "Lehrstück in Sachen Proporz" und habe gezeigt, "dass ein Regelsystem notwendig und zu respektieren ist". Verdorfer bezeichnete die Sprache als enorm wichtig und erinnerte daran, dass eine ethnisch getrennte Geschichtsbetrachtung zu vielen Missverständnissen geführt habe, wenn man etwa an Begriffe wie "Katakombenschule" und "Feuernacht" denke. Auch die Übersetzung der Texte sei schwieriger als gedacht gewesen, denn: "Übersetzen heißt Ufer verbinden."

Autoren und Autorinnen von "Übergänge und Perspektiven. Grundzüge der Landesgeschichte. Südtirol seit 1919", Athesia, Bozen 2013, 268 Seiten, Auflage: 7.000 Exemplare: Stefan Lechner (geboren 1964 in Bruneck) ist Mittelschullehrer und Verfasser wissenschaftlicher Arbeiten; Giorgio Mezzalira (geboren 1954 in Padua) ist ebenfalls Lehrer und Verfasser von regionalgeschichtlichen Arbeiten zur Zeitgeschichte; Luciana Palla (geboren 1950 in Livinallongo) hat wissenschaftliche Arbeiten zur Geschichte der Ladiner geschrieben; Alessandra Spada (1959 in Brixen geboren) ist Lehrerin an einer Fachoberschule und Verfasserin regionalgeschichtlicher Arbeiten mit Schwerpunkt in den Bereichen Frauen- und Sozialgeschichte; Martha Verdorfer (1962 in Lana geboren) ist Oberschullehrerin und Autorin regionalgeschichtlicher Arbeiten zur Zeitgeschichte sowie zur historischen Frauenforschung. Die wissenschaftliche Beratung erfolgte durch Vincenzo Calì, Brigitte Mazohl, Andrea Di Michele, Günther Pallaver, Leopold Steurer, Roland Verra. In Band 1 wurde die Frühgeschichte bis zum späten Mittelalter behandelt, der zweite Band befasste sich mit der Neuzeit. Der soeben erschienene Band 3 mit den Kapiteln "Zwischenkriegszeit" und dem mit "Im Schatten Deutschlands" überschriebenen über die Jahre 1939 bis 1945, dem Abschnitt vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Annahme des Pakets und dem Kapitel über den Ausbau der Autonomie ist in identischer Aufmachung in deutscher und italienischer Sprache erschienen; es wird an die Schulen und Bibliotheken in Südtirol verteilt und ist um 19,90 Euro im Buchhandel erhältlich.

Informationen zum Buch finden sich unter www.schule.suedtirol.it/pi/faecher/geschichte_land3.htm

mac

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