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Ausstellung Schloss Tirol: "Brautbecher" wesentlich älter als angenommen

LPA - Die österreichische Bundesministerin Claudia Schmied hat sich dafür eingesetzt, dass für das diesjährige Jubiläum "650 Jahre Tirol bei Österreich" eine originalgetreue Nachbildung des "Brautbechers" der Margarete Gräfin von Tirol, der letzten Landesfürstin Tirols aus der Tiroler Linie, hergestellt werden konnte.

Vor der Nachbildung des "Brautbechers" der Gräfin Margarete von Tirol (v.li.): LRin Kasslatter Mur, Bundesministerin Schmied, Schloss-Tirol-Direktorin Paula Mair.

Ursprünglich der Schatzkammer auf Schloss Tirol zugehörig, wurde dieses Kleinod im 19. Jahrhundert in die Sammlungen von Schloss Ambras bei Innsbruck überstellt, wo es noch heute - dem Kunsthistorischen Museum Wien angehörig - verwahrt wird. Die Replik wurde in einem aufwändigen Verfahren von Norbert Hessenberger der Hessenberger GmbH in Attnang-Puchheim in Oberösterreich hergestellt. Dafür musste das Original vermessen und gewogen sowie kunsthistorisch und metallurgisch untersucht werden. Diese Arbeitsschritte brachten neue, zum Teil grundlegende Erkenntnisse für die Wissenschaft: So konnte der Becher - traditionsgemäß der letzten Tiroler Landesfürstin Margarete als Brautgeschenk ihres Gatten Ludwig von Brandenburg zugeschrieben - jetzt um einiges zurückdatiert werden. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen "Brautbecher" aus dem Jahr 1340, sondern um einen klassischen Minnebecher, der wesentlich älter ist und zum Schatz Meinhards II. oder seines Sohnes Heinrich, Margaretes Vater, gehörte. Die Neudatierung und Neubewertung haben Assistenzprofessorin Christina Antenhofer vom Institut für Geschichtswissenschaften an der Universität Innsbruck und Andreas Zajic von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften vorgenommen und im Rahmen einer Tagung im Mai (Programm im Anhang) vorgestellt.

Jetzt, knapp einen Monat nach seiner offiziellen Vorstellung, hat ein Leihgesuch die Direktion des Museums erreicht: Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft möchte den Becher nächstes Jahr in der großen monografischen Ausstellung "700 Jahre Ludwig der Bayer" über den wittelsbachischen Kaiser und Vater Ludwigs von Brandenburg, des zweiten Gatten Margaretes von Tirol, zeigen.

Die österreichische Bundesministerin Claudia Schmied zeigte sich erfreut über das kostbare Objekt, das - zwar als Replik, aber in absoluter Gleichheit - nun seinen Weg "nach Hause" gefunden hat. Zudem freute sie sich auch darüber, dass mit dem Ankauf des Nachlasses des Kammermalers Eduard Gurk durch die Landesregierung Südtirol einen weiteren Kunstschatz beherbergt, der internationale Aufmerksamkeit hervorgerufen hat. Die erstmalige Präsentation dieses Bestandes ist bis zum 8. Dezember in der Ausstellung "Eduard Gurk. Der Griff nach der Krone. Die Krönungsreisen Kaiser Ferdinands I. nach Prag, Tirol und Mailand" auf Schloss Tirol  zu sehen. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog, herausgegeben von Landeskonservator Leo Andergassen.

mac

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