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Dokuzentrum unter Siegesdenkmal eröffnet: Historisierung und Normalisierung

Das Dokumentationszentrum unter dem Bozner Siegesdenkmal ist heute (21. Juli) eröffnet worden. "Das Siegesdenkmal zugänglich zu machen, heißt, es von seiner ideologischen Last zu befreien", so Landeshauptmann Arno Kompatscher, der bei der Eröffnung von der Notwendigkeit der Historisierung des Denkmals gesprochen hat: Der nächste Schritt sei jener hin zur Normalisierung, so Kompatscher.

Haben heute einen ersten Rundgang durchs Dokuzentrum unternommen: (v.l.) Minister Franceschini, LH Kompatscher, BM Luigi Spagnolli und LR Philipp Achammer (Foto: LPA/ohn)

Zweieinhalb Jahre lang haben Land, Gemeinde Bozen und die zuständigen staatlichen Behörden daran gearbeitet, unter dem Bozner Siegesdenkmal ein Dokuzentrum entstehen zu lassen, das die Geschichte des Denkmals, der Stadt und darüber auch des Landes in den Jahren von 1918 bis 1945 vermittelt. Heute ist dieses Dokuzentrum im Beisein von Kulturminister Dario Franceschini eröffnet worden, ein Dokuzentrum, das auch eine Lücke schließe: "Bozen verfügt nun auch über ein Museum der Zeitgeschichte", so der Landeshauptmann. Kompatscher berief sich zudem auf das Sprichwort, wonach man nicht sehen könne, was man nicht wisse: Das Zentrum sei demnach ein Beitrag dazu, der Bevölkerung ein wichtiges Kapitel Südtiroler Geschichte näherzubringen und so an einer Zukunft in Frieden zu bauen.

Noch eine weitere Funktion des Dokuzentrums hob der Landeshauptmann heute hervor: es mache das Siegesdenkmal zugänglich und befreie es so von seiner ideologischen Last. Kompatscher erinnerte in diesem Zusammenhang an Hannah Arendt, die gesagt hat, Macht fange dort an, wo Öffentlichkeit aufhöre: "Dieses Denkmal war jahrzehntelang nicht zugänglich und damit ein Symbol der Macht", so der Landeshauptmann. "Die Öffnung des Siegesdenkmals ist ein wichtiger Schritt zur Historisierung, ich hoffe, dass nun weitere hin zu einer Normalisierung folgen", so Kompatscher, der schloss: Im Dokuzentrum werde Geschichte aufgearbeitet. "Es ist dies ein Zurückschauen, aber kein Zurückfallen."

Ein Symbol der Trennung, das dank des Dokuzentrums zu einem der Gemeinsamkeit werden könne, nannte Kulturminister Dario Franceschini heute das Siegesdenkmal. "Dadurch, dass wir hier zurückschauen können, wird uns bewusst, welchen Weg Südtirol zurückgelegt hat", so der Minister, der zudem betonte, dass die Besonderheiten dieses Landes - die Vielfalt, die Mehrsprachigkeit, die Funktion als Brücke zwischen Nord und Süd - heute nicht mehr als Problem gesehen werde, sondern als Reichtum. Und diesen Weg gelte es fortzusetzen: "Die Generation, die heute 20 ist, wird ein neues Kapitel der Autonomie schreiben, in dem es vor allem um das Gemeinsame gehen wird", so Franceschini.

Als Kulturlandesrat bei der Eröffnung des Dokuzentrums dabei war heute auch Philipp Achammer: "Diese Eröffnung ist ein wichtiger Schritt, dieses Denkmal in ein Mahnmal zu verwandeln, indem gezeigt wird, was totalitäre Regime in und an Südtirol angerichtet haben", so Achammer. Die Botschaft, die vom Dokuzentrum ausgehe sei jene des "Nie wieder!", erklärte der Landesrat am Rande der Eröffnung: "Es ist heute notwendiger denn je, die Geschichte zu kennen und aus ihr die richtigen Lehren zu ziehen."

In die selbe Kerbe schlug heute auch Achammers italienisches Pendant Christian Tommasini. Das Dokuzentrum sei ein wichtiger Anlaufpunkt für Schüler aus ganz Südtirol, denen hier ein für dieses Land prägendes Kapitel vermittelt werde. "Es steht damit auch dafür, welche enormen Fortschritte in diesem Land gemacht werden, wenn man gemeinsam vorangeht", so der Landesrat, der von einem historischen Tag sprach: "Wir geben ein starkes Signal gegen Totalitarismen und für eine gemeinsame, eine europäische Zukunft Südtirols", so Tommasini.

chr

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