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100 Jahre erster Weltkrieg: Gemeinsamer Gedenkakt der Euregio in Krakau
"Nie wieder Krieg", unter diesem Schlagwort stand die heutige (18. Oktober) Gedenkfeier der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino im polnischen Krakau, zu der sich Hunderte Jugendliche, aber auch die Landeshauptleute der drei Länder eingefunden hatten.
"Wenn wir hier heute stehen und dieselbe Reise nach Galizien unternommen haben wie abertausende junge Soldaten hundert Jahre vor uns - dann legen wir hier ein Zeichen ab, ein Zeichen der Erinnerung und des Gedenkens, aber vor allem ein Zeichen und eine Botschaft für den Frieden", das sagte heute (18. Oktober) am Hauptmarktplatz von Krakau in Polen Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher bei dem gemeinsamen Gedenkakt Tirols, Südtirols und des Trentino an den Ersten Weltkrieg und die zahlreichen Opfer, die dieser gefordert hat. "Ganz gleich, ob ihr an die aktuellen Konflikte im Nahen Osten, Syrien, Irak, Afghanistan oder Libyen denkt - Ihr alle seid heute Botschafter für den Frieden", richtete sich Landeshauptmann Kompatscher an die 400 Jugendlichen aus der Euregio, die am Donnerstag im Gedenkzug vom Brenner die mehrtägige Erinnerungsreise nach Galizien angetreten hatten, wo sie von Tirols und Südtirols Landeshauptleuten verabschiedet worden waren.
Auf Initiative der EVTZ Europaregion Tirol waren die Jugendlichen - darunter 150 Südtiroler - nach Krakau aufgebrochen, wo heute ein gemeinsamer Gedenkakt mit Spitzenvertretern aller drei Länder, Vertretern der Traditionsverbände und Nachfahren ehemaliger Kriegsteilnehmer stattfand.
"Die Zukunft liegt nicht im Nationalismus", war die zentrale Botschaft des Tiroler Landeshauptmanns Günther Platter an die Jugendlichen, "Ihr alle, die ihr heute hier seid, die ihr diese Reise mitgemacht habt, tragt Verantwortung dafür, dass unser Kontinent ein Kontinent des Friedens bleibt." Der Trentiner Landeshauptmann Ugo Rossi rief die Jugendlichen dazu auf, Botschafter einer neuen Welt zu sein und heute schon damit zu beginnen, diese möglich zu machen. "Setzt alles daran, dass diese, eure neue Welt mit einer gesunden Portion Ehrgeiz wächst", so Landeshauptmann Rossi.
Von den 45.000 im Jahr 1914 ausgerückten oder bald darauf nachgeschickten Tiroler Soldaten kehrten über 12.000 gar nicht mehr, weitere 18.000 nur mehr als Kriegsinvalide oder Jahre später ausgezehrt und krank aus russischer Gefangenschaft in Sibirien zurück. "Den Opfern dieses Krieges schulden wir eine ehrende Erinnerung. Wir schulden ihnen aber auch das Bekenntnis, alles zu tun, um künftige Kriege in Europa zu verhindern", so der Tiroler Landeshauptmann und derzeitige Vorsitzende der Europaregion Platter.
Die Überwindung von Grenzen und die Sicherung des Friedens ist nicht nur ein zentrales Anliegen der Europäischen Union, sondern auch der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino waren sich die drei Landeshauptleute beim gemeinsamen Gedenken in Krakau einig. Es sei der Verdienst der Europäischen Union, jahrhundertlange Feindschaften in Europa abzubauen und durch Handel und wirtschaftliche Entwicklung Wohlstand und Frieden zu sichern.
"Never again – Niemals wieder" – so lautet auch die Botschaft, die sich durch den gesamten Gedenkakt zog. Anhand der von Jugendlichen in verschiedenen Sprachen vorgetragenen Eintragungen aus Soldatentagebüchern und historischen Filmsequenzen wurde das Kriegsgeschehen von damals mit seinen aberwitzig vielen Toten lebendig. Deutlich wurden aber auch die Lebensfreude und das Bekenntnis zu einem Europa des Friedens. Zu den Klängen der Europahymne gestalteten die Teilnehmenden am Zug nach Galizien als Abschluss des Gedenkens eine große Europaflagge, indem sie jeweils eine gelbe Nelke als Symbol der Freundschaft auf einen blauen Hintergrund steckten.
Von Krakau aus werden die Jugendlichen in den nächsten Tagen in Begleitung von Lehrpersonen und Historikern Gedenkstätten und Schauplätze der ehemaligen Ostfront des Ersten Weltkrieges aufsuchen. Aus Südtirol nehmen Schülerinnen und Schüler der Meraner Fachoberschule für Tourismus und Biotechnologie "Marie Curie", des Oberschulzentrums Sand in Taufers, der Landesfachschule für Hauswirtschaft und Ernährung Neumarkt, des ladinischen Oberschulzentrums Stern sowie der italienischen Oberschulen "Ghandi" in Meran und "Battisti" in Bozen teil. Die Rückkehr des Gedenkzugs ist für 21. Oktober geplant. Die Teilnehmenden werden um 8.00 Uhr am Bahnhof Brenner eintreffen.
Das vollständige Programm der Euregio-Initiative "100 Jahre Erster Weltkrieg - Zug nach Galizien" kann unter www.europaregion.info/galizien abgerufen werden.
Das Video:
http://we.tl/1vOrf1BZ1W
jw