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Frauen und Arbeit: Fotoausstellung wird am 2. März eröffnet

Nachdem Frauenarbeit in Südtirol jahrhundertelang bäuerliche Arbeit war, erschlossen sich Frauen im 20. Jahrhundert zunehmend andere Beschäftigungsfelder. Einblick in die Arbeits- und Berufswelt von Frauen in der Zeit von 1930 bis 1970 und deren Wandel gibt die Fotoausstellung "Frauen und Arbeit", die am 2. März in Bozen eröffnet wird.

Die Fotoausstellung "Frauen und Arbeit" wird am 2. März eröffnet und wird bis zum 13. März in der Gemeinde Bozen gezeigt

Weibliche Arbeit bedeutete in Südtirol jahrhundertelang vor allem Arbeit in der Landwirtschaft in "geschlossenen Höfen" oder im "Heimgewerbe". Noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war ein erheblicher Teil der beschäftigten Frauen (1936: 41,3 %) in der Landwirtschaft tätig. Die Arbeit der Bäuerinnen auf den Höfen war überaus entbehrungsreich. Frauen erledigten gesinde- und jahreszeitspezifische bäuerliche Arbeiten, waren zuständig für die Viehzucht und tätig als Handwerkerinnen.

Nicht nur auf dem Land, sondern ganz generell, war weibliche Arbeit in der Vergangenheit vorwiegend an das Haus gebunden, auch deshalb, weil Arbeit außer Hauses zumeist negativ bewertet wurde und als moralisch anrüchig galt. Diese Geisteshaltung prägte auch die Situation der Frauen in Südtirol, die vor allem Heimarbeit im Textilbereich leisteten.

In Südtirol wurden Frauen auch im Bergbau eingesetzt, etwa als Erzklauberinnen. Weiter fanden sich weibliche Arbeitskräfte in der Herstellung von Lebensmitteln, im Obst- und Gemüseanbau. Das 19. und das 20. Jahrhundert sind - dank der verbesserten Verkehrsinfrastruktur - geprägt vom Aufschwung des Handels und des Fremdenverkehrs, auch heute noch tragende Säulen der Südtiroler Wirtschaft. In diesen Bereichen finden Frauen als selbständige Gewerbetreibende oder Angestellte zunehmend Arbeit. Zahlreich waren auch die Gastwirtinnen und Hotelierinnen, die sich in der Führung ihrer Betriebe auszeichneten.

In anderen Beschäftigungsfeldern war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lediglich im Lehrerinnenberuf eine bedeutende Anzahl von Frauen angestellt, da dieser Bereich vermutlich als wenig prestigeträchtige, unterbezahlte Tätigkeit galt. Mit der Ansiedlung von Industriebetrieben, vor allem in Bozen und Sinich bei Meran, initiiert durch den Faschismus, um die italienische Zuwanderung zu fördern, sollten - vorwiegend für italienischsprachige - Frauen neue Arbeitsmöglichkeiten geschaffen werden. Frauen fanden Stellen vor allem als Arbeiterinnen, Angestellte, Raumpflegerinnen, Aufseherinnen, in der Kantine und in der Kinderbetreuung in den heliotherapeutischen Ferienlagern für die Kinder der Werksangestellten.

Erst in den fünfziger und sechziger Jahren entstand mit dem Wiederaufbau und dem Wirtschaftsboom allmählich auch ein für die Eingliederung der Frau in die Arbeitswelt günstiges soziales Umfeld. Die auch in den Haushalten allmählich Platz ergreifende Modernisierung erleichterte die Hausarbeit beträchtlich und setzte weibliche Arbeitskräfte für die Produktion von Gütern und Dienstleistungen frei. Die Entwicklung des Dienstleistungssektors ermöglichte es Frauen, Arbeit vor allem als Telegrafin, Telefonistin und Angestellte zu finden.

Der Zugang zur Arbeitswelt war für Frauen jedoch nach wie vor nicht einfach, ihre weitere Öffnung lief aber parallel mit der Zunahme von Frauen mit Oberschul- und Universitätsabschlüssen. In den letzten Jahrzehnten wuchs, auch in Südtirol, die weibliche Beschäftigungsquote stetig, vor allem in den Tertiärsektoren, in dem ca. 80 Prozent der Frauen beschäftigt sind, aufgeteilt auf die Bereiche "Dienstleistung" (Sektor Hotellerie und Gastronomie, Haushalts- und Reinigungsdienstleistungen, soziale Dienste), "Handel" und "öffentlicher Dienst" (Weiterbildung, öffentliche Verwaltung, Sanitätsdienste).

Einblick in die Veränderungen der Arbeits- und Berufswelt von Frauen in Südtirol vornehmlich in den Jahrzehnten zwischen 1930 und 1970 gibt die Fotoausstellung "Frauen und Arbeit", die das Südtiroler Landesarchiv, das Frauenarchiv und die Stadt Bozen gemeinsam auf die Beine gestellt haben. Die Fotoausstellung wurde von Alessandro Campaner (Südtiroler Landesarchiv) konzipiert und gemeinsam mit Alessandra Spada (Frauenarchiv), welche für Textgestaltung und Bildauswahl verantwortlich zeichnet, umgesetzt. Sie umfasst zehn Schauwände mit insgesamt 23 Bildern. Die Fotografien stammen aus verschiedenen Bildbeständen des Südtiroler Landesarchivs.

Die Ausstellung "Frauen und Arbeit - Donne e lavoro" wird im Vorfeld zum Tag der Frau

 

am Montag, 2. März 2015

um 19 Uhr

am Sitz der Stadtverwaltung (Foyer)

Bozen, Gumergasse 7

 

durch Stadträtin Patrizia Trincanato und die Leiterin des Südtiroler Landesarchivs, Christine Roilo sowie Alessandra Spada eröffnet.

Gezeigt wird die Ausstellung vom 2. bis zum 13. März 2015. Sie ist Montag und Mittwoch von 8.30 bis 17 Uhr, Dienstag und Donnerstag von 8.30 bis 18 Uhr und Freitag von 8.30 bis 15 Uhr zugänglich.

Informationen:
Südtiroler Landesarchiv, Tel.: 0471 411971, eMail: landesarchiv@provinz.bz.it, sigrid.morandell@provinz.bz.it, alessandro.campaner@provinz.bz.it

jw

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