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Gadertaler Ladinisch wird nun einfacher zu schreiben

Mit einer Vereinbarung, die die Vertreter der wichtigsten ladinischen Bildungs- und Kulturinstitutionen, darunter auch LR Florian Mussner, heute, 23. März, in St. Martin in Thurn unterzeichnet haben, kommen nun neue Regeln für die Rechtschreibung des Gadertaler Idioms des Ladinischen zum Tragen. Für die Anwendung der nun offiziell gültigen neuen Regeln gibt es eine Übergangszeit von drei Jahren.

Die Arbeitsgruppe (FOTO: LPA/rc)

Mit der Vereinfachung des schriftlichen Gadertaler Ladinischen hat sich eine Gruppe von Experten ausgiebig befasst. Wesentliches Ziel sei die Ausarbeitung einfacherer Rechtschreibregeln und vor allem einfacherer Regeln für die Akzente gewesen, so die Experten. Die neuen Regelen sollen für die Schüler einprägsamer und für die Lehrer somit auch leichter vermittelbar sein.

Die Vereinbarung über die vereinfachte Rechtschreibung des schriftlichen Gadertaler Ladinischen wurde vom Landesrat für Ladinische Schule und Kultur Mussner, sowie von Schulamtsleiter Roland Verra als auch vom Präsidenten des Ladinischen Kulturinstituts Micurà de Rü Albert Videsott unterzeichnet und wird nun offiziell in der Schule und bei neuen Publikationen angewandt. „Übergangsweise soll noch für drei Jahre, also bis zum 23. März 2018, die bisherige Version der Rechtschreibung toleriert werden", erklärt der Direktor des Istituts Ladin Micurà de Rü Leander Moroder.

„Durch die Vereinfachung der Rechtschreibregeln kommen wir allen Personen entgegen, die gern auf Ladinisch schreiben würden, denen aber die Regeln bisher zu kompliziert waren. Profitieren werden sicher auch die Schüler", sagt Landesrat Mussner. Dass zahlreiche Experten aus verschiedenen Einrichtungen im Bildungs- und Kulturbereich sich auf die Änderung geeinigt hätten, zeuge von deren Qualität und Akzeptanz, so Mussner.

Das schriftliche Gadertaler Ladinisch werde durch die Vereinfachung verstärkt Einzug ins tägliche Leben halten, ist Schulamtsleiter Verra überzeugt.

In der Expertengruppe, die die Regeln ausgearbeitet hat, waren Roland Verra, Rosmarie Crazzolara, Edith Ploner, Claudia Canins, Otto Moling, Felix Ploner, Magdalena Miribung, Cristina Castlunger, Maria Frenner, Leander Moroder, Albert Videsott, Sara Moling, Werner Pescosta, Paul Videsott und LR Florian Mussner.

Die wichtigsten Neuerungen bei der Rechtschreibung des Gadertaler Ladinischen sind:

-          der Gravis fällt weg (è, ò, ì, à), es wird nur mehr der Akut verwendet (á, é, í, ó). Beispiele: balè, fà, jì, laprò werden in Zukunft balé, jí, fá, lapró geschrieben

-          Das Akzent auf dem c „ć" fällt weg und wird nicht mehr in phonetischer Form gebraucht, einzige Ausnahme: in der Kombination„sć" (zum Beispiel tesć, desćiarié)

-          Der Akzent auf dem Konsonanten ś am Wortanfang (betontes s) fällt weg (śabla, śamare werden zu sabla, samare)

-          Der graphische Akzent wird in den folgenden Fällen verwendet: a) bei allen mehrsilbigen Wörtern, die mit einem betonten Vokal enden  (ohne Änderung, Schreibweise wie bisher) und b)  auf allen einsilbigen Formen der Verben, die mit einem betonten Vokal enden, z.B. fá, trá, lí, sté, iö ó, vá, dá, á, auch in umgekehrter Form, al dá --- dál, al stá --- stál

-          Die Verwendung des „dentalen" doppelten „-nn" wird nur mehr in sehr seltenen Fällen bei den folgenden Wörtern verwendet: altonn, ann, dantann, dann, dassënn, inn, jonn, monn, plann, pordonn, sann, malsann, sënn, sonn, tonn, toronn, intoronn. Auch bleibt das doppelte "-nn" am Wortende erhalten bei der dritten Person (Singular und Plural) der Verben der dritten Konjugation, die im Infinitiv mit -ne enden (z.B. vëne/vënn, defëne/defënn, usw.). 

-          Der Zirkumflex wird nach den gleichen Regeln des "graphischen Akzenten" verwendet, wenn der betonte Vokal lang ist, ansonsten fällt er weg und wird nicht mehr gebraucht.

Bei Fragen zur neuen Rechtschreibung des Gadertaler Ladinischen erteilen das l'Istitut Ladin Micura de Rü oder das Ladinische Schulamt Auskunft.

SAN

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