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"Rendezvous mit dem Traumberuf": Berufspraktika für Gymnasiasten
Bis vor Kurzem waren Praktika für Schüler der Gymnasien Mangelware. Ein Projekt, getragen von Schulamt und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Medizin, ermöglicht nun auch Gymnasiasten einen Einblick in verschiedene Berufe. Landesrat Philipp Achammer und Schulamtsleiter Peter Höllrigl haben die Initiative heute (15. Oktober) vorgestellt.
Die Oberschulreform sieht vor, dass alle Schülerinnen und Schüler im Laufe der fünf Oberschuljahre die Gelegenheit erhalten, ein zweiwöchiges Praktikum zu absolvieren. Damit sollen sie einen ersten direkten Einblick in die Berufs- und Arbeitswelt erhalten sowie ihre Stärken und Interessen orten und erproben.
Bereits im Schuljahr 2014-2015 hat das Deutsche Bildungsressort das Pilotprojekt "Rendezvous mit dem Traumberuf" gestartet, um auch den Schülerinnen und Schülern der Gymnasien einen Einblick in die sie interessierende Berufswelt zu gewähren. Im Schuljahr 2015-2016 wird die Initiative fortgesetzt und weiter ausgebaut. So werden im Rahmen der Projektwoche vom 26. bis 30. Oktober wieder 250 Gymnasiasten wichtige Erfahrungen in verschiedenen Einrichtungen und Betrieben sammeln können. Den angehenden Studenten stehen dabei drei Module zur Auswahl: Medizin, Recht/Wirtschaft und Wissenschaft/Forschung. Sie werden im TIS, an der EURAC, an der Universität Bozen, in den Krankenhäusern Bozen - Claudiana, Meran und Brixen sowie bei verschiedenen Einrichtungen im wirtschaftlich-juridischen Bereich in Bozen, Meran und Bruneck eine Orientierungswoche verbringen.
Bildungslandesrat Philipp Achammer, Schulamtsleiter Peter Höllrigl, Schulinspektorin Eva Maria Brunnbauer sowie Vertreter der Partnerorganisationen und Schüler, die bereits ein Praktikum absolvieren konnten, haben die Initiative heute in der Bibliothek des Realgymnasiums und der Fachoberschule für Bauwesen in Bozen vorgestellt.
"Dieses Projekt verfolgt das Ziel, den Schülerinnen und Schülern durch den direkten Bezug zur Arbeitswelt einen wichtige Entscheidungshilfe für die Berufsorientierung und die Berufswegeplanung zu geben", sagte Landesrat Achammer. "Auch auf staatlicher Ebene wird dem Zusammenspiel zwischen Schule und Arbeitswelt immer mehr Bedeutung beigemessen. Dieser Weg wird in Südtirol schon seit langem verfolgt. Gelungene Beispiele dafür sind etwa die Übungsfirmen oder Initiativen zur Stärkung des Unternehmergeistes", berichtete der Landesrat. Er hob besonders die Bandbreite der Partner hervor und bedankte sich bei ihnen dafür, dass sie wieder ein interessantes Programm für die Schülerinnen und Schüler zusammengestellt haben. "Mit diesem Projekt wird das praxisorientierte Angebot an den Schulen um einen wichtigen Baustein erweitert", so der Landesrat.
Auch Schulamtsleiter Peter Höllrigl wies darauf hin, dass die Verbindung zwischen der Schule und dem, was rundherum passiert, ständig an Bedeutung gewinnt. "Es geht darum, junge Menschen zu befähigen, sich in der Welt draußen zu bewegen", meinte der Schulamtsleiter und verwies in diesem Zusammenhang auf die zunehmende Komplexität der Wirtschafts- und Wissenschaftsmodelle. "Bildung ist immer ein Gemeinschaftserfolg", sagte er anerkennend an die Projektpartner gerichtet, die durch ihre Zusammenarbeit mit der Schulwelt den Schülerinnen und Schülern eine wichtige Orientierungshilfe anbieten.
Schulinspektorin Eva Maria Brunnbauer erklärte, dass das Projekt zwar kein Praktikum ersetze, dass es aber einen wichtigen Praxisbezug herstellt. Für die Schüler werden durch diese Projektwoche zudem die Bildungswege klarer, da sie sich bei den Experten auch über die einzelnen Studienzweige informieren können. "Außerdem bietet diese Projektwoche den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, Netzwerke aufzubauen", erklärte Schulinspektorin Brunnbauer und betonte, dass die Rückmeldungen durchwegs positiv waren. Dies bestätigten auch die beiden Schüler, die vergangenes Jahr am Projekt teilnahmen und über ihre Erfahrungen an der Eurac berichteten. Neben dem abwechslungsreichen Tätigkeiten gefiel ihnen vor allem die Möglichkeit, zusammen mit den Forschern zu Mittag zu essen, da sich dabei oft interessante Gespräche entwickelt haben.
Die Initiative bietet auch dieses Jahr vielfältige Möglichkeiten der Begegnung mit zahlreichen hochkarätigen Vertretern der unterschiedlichsten Berufsbilder in Medizin, Naturwissenschaft, Recht und Wirtschaft.
Das Krankenhaus Bozen ermöglicht beispeilsweise realitätsgetreue Einblicke in die Blutbank und in die Pathologie. Praktische Übungen zur Krankenpflege stehen in der Landesfachhochschule Claudiana ebenso auf dem Programm wie der Besuch des Geburts-Simulationszentrums und der verschiedenen Dienste der Landesrettung des Weißen Kreuzes. Für die Teilnehmer wird zudem eine eigene Vorlesung organisiert, damit sie einen Einblick in die nicht-medizinischen Gesundheitsberufe erhalten.
Im wirtschaftlich-rechtlichen Bereich ermöglicht der simulierte Aufbau eines Skikarussells einen handlungsorientierten Einblick in die verschiedenen Tätigkeitsfelder der Freiberufler. Die Schülerinnen und Schüler schnuppern anschließend „Rechts-Luft" im Landesgericht Bozen, indem sie von Vertretern des Präsidiums und der Staatsanwaltschaft eine kurze Einführung ins Gerichtswesen erhalten oder bei einem Rundgang den Richtern und Polizei-Kommissaren über die Schulter schauen dürfen. Auch die Banca d'Italia gewährt einen Einblick in ihre Tätigkeit.
Jugendliche, die das Modul "Wissenschaft und Forschung" gewählt haben, kommen am TIS, der Eurac oder den Fakultäten für Informatik, Industrie- und Maschineningenieurwesen sowie Agrarwissenschaften der Universität Bozen auf ihre Kosten und können sich beispielsweise als DNA-Detektive versuchen oder sich mit Bio-Archäologie beschäftigen.
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