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Reflexion über Mensch und Gesellschaft: zweite Tagung der Reihe "THEMA"

Die Veranstaltungsreihe "THEMA" der Landesabteilung für Deutsche Kultur ist als Möglichkeiten zur Reflexion über Mensch und Gesellschaft konzipiert. Der mittlerweile zweite Vortragsabend fand am gestrigen Montag, 19. Oktober, in Bruneck statt und war dem Verhältnis zwischen Daten und Wirklichkeit gewidmet.

Bei der Veranstaltungsreihe "THEMA" diskutierten diesmal Experten aus verschiedenen Sparten zum Thema Daten. Foto: LPA/Martin Sagmeister

"THEMA" ist eine Reihe der Kulturabteilung des Landes, die Möglichkeiten zur Reflexion über Mensch und Gesellschaft bietet. Ihre Veranstaltungen finden jeweils an Orten statt, die selbst auch Ausdruck von Kultur sind.

Die zweite Ausgabe der Veranstaltungsreihe befasste sich am gestrigen Montag im Krankenhaus von Bruneck mit unterschiedlichen Aspekten von Daten: Die Wirklichkeit ist von Daten erschlossen und verstellt gleichermaßen. Die Bedeutung von Daten und die Menge der Daten haben im Zuge der Digitalisierung enorm zugenommen. Sie eröffnen neue Möglichkeiten, in der Forschung genauso wie in unserem Alltag. Daten können sich zu eigenen Welten verselbständigen, und sie können zu handelbarer Ware werden. Wie zuverlässig bilden Daten die Welt ab? Was macht diese Entwicklung mit uns und unserem Umgang mit der Wirklichkeit? Mit diesen Fragen beschäftigten sich unter anderem die Referenten bei den gestrigen Vorträgen.

Für Professor Peter Liggesmeyer ist die sogenannte "Industrie 4.0" gekennzeichnet durch massenindividualisierte Produkte, wobei die Herstellung datengetrieben ist. In der Zeit vor der Industrie 4.0 wurde ebenso eine hohe Stückzahl produziert, die Struktur der Produktion war jedoch statisch. "In Zukunft geht es weniger um Big Data - also die Menge an Daten - sondern vielmehr um das Smart Knowledge, also darum, wichtige Erkenntnisse aus den Daten zu gewinnen", sagte Professor Liggesmeyer und unterstich, dass die kriminelle Energie nicht von den Daten kommt, sondern von den Menschen, die damit umgehen. Professor Liggesmeyer ist Inhaber des Lehrstuhls für Software Dependability an der Technischen Universität Kaiserslautern, Institutsleiter am Fraunhofer IESE und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Informatik.

Der Philosoph Herbert Hrachovec lehrt an der Universität Wien. Rohdaten entsprechen Eindrücken, Datenbanken hingegen Einordnungen, Verletzungen des Datenschutzes aber sind mit Einbrüchen zu vergleichen, erklärte Hrachovec. "Datenerfassung geschieht im Interesse der einzelnen Personen und der Öffentlichkeit - also beider Seiten", sagte er und gab zu bedenken, dass es in Zukunft nicht möglich sein wird, in einem Sozialstaat ohne Sozialversicherungsnummer zu leben.

In der anschließenden Diskussionsrunde wies Johanna Plasinger vom Landesinstitut für Statistik ASTAT darauf hin, dass sich die Statistik in einem gesetzlichen Rahmen bewegt: Die Befragten werden nämlich stets darüber informiert, wofür die Daten verwendet werden. Außerdem werden die Daten kritisch beurteilt. Bei vielen Angaben gelte es zu beachten, dass es sehr wohl eine Rolle spielt, welche Antwort als sozial erwünscht angesehen wird, und dies muss nicht immer der Realität entsprechen.

Josef Prader von der Prader Bank merkte an, dass das Bankensystem eines der am besten kontrollierten Systeme ist, nichtsdestotrotz könne es zu Krisen kommen.

Für Thomas Lanthaler, Sanitätsdirektor des Gesundheitsbezirks Bruneck, spielen Daten im medizinischen Bereich eine sehr wichtige Rolle, und es ist auch wichtig, dass sie im Notfall verfügbar sind. "Die verschiedenen Gesundheitsapps führen oft dazu, dass den Geräten mehr Vertrauen geschenkt wird, als dem eigenen Körpergefühl", Berichtete Lanthaler.

Der nächste THEMA-Abend mit dem Titel „Ausbrechen aus Ordnung" steht am Donnerstag, 26. Mai 2016 im Kaisersaal der Hofburg Brixen auf dem Programm.

me

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