Aktuelles

Tagung der Schuldirektoren: "Mehr Spielräume dank neuer Kompetenzen"

Die Führungskräfte aller Bildungsstufen trafen sich gestern und heute (20. und 21. Oktober) zur Herbsttagung in Brixen. Die Umsetzung der staatlichen Bildungsreform, die damit verbundenen neuen Kompetenzen, die Vorbeugung von Schulabbruch sowie Maßnahmen zum Sprachunterricht waren wichtige Themen, die auch von Landesrat Philipp Achammer und Schulamtsleiter Peter Höllrigl angesprochen wurden.

Landesrat Philipp Achammer hat bei der Herbsttagung der Schulführungskräfte unter anderem die staatliche Schulreform besprochen. Foto: LPA/me

Die staatliche Bildungsreform bringe laut Landesrat Achammer "die größte Übertragung von Kompetenzen im Bildungsbereich an das Land seit den Neunzigerjahren". Unter anderem gehe dadurch die Zuständigkeit für die pädagogisch-didaktische und fachliche Ausbildung der Lehrpersonen an das Land über, wodurch völlig neue Spielräume entstehen würden. Nun gelte es, im Dialog mit der Universität die Studienordnung zu überarbeiten, um praktische Aspekte zu verankern sowie die Abstimmung mit der Bildungspraxis zu stärken. Zudem sei inzwischen die Anerkennung der im EU-Ausland erworbenen Lehrbefähigungen durch das Land möglich geworden. Was hingegen die Umsetzung der staatlichen Bildungsreform betreffe, so müsse sich das Land aufgrund der sekundären Kompetenz im Schulbereich nur an die darin enthaltenen Grundsätze anpassen. "Die entsprechende Diskussion werden wir im Laufe der kommenden zwei Monate wiederum auf breiter Basis führen", so Achammer.

 

"Keiner darf verloren gehen", meinte Landesrat Achammer hingegen in Bezug auf den Schulabbruch und brachte seinen Wunsch zum Ausdruck, dass möglichst kein Jugendlicher die Schule ohne Qualifikation verlassen dürfe. Der Landesrat wies auch auf eine jüngst veröffentlichte Vergleichsstudie innerhalb der Euregio hin, wonach die Zahl der Schulabbrüche in Südtirol höher sei als in den Nachbarregionen. Er merkte aber zugleich an, dass diese Erhebung auf staatlichen ISTAT-Daten beruhe, was dazu geführt habe, dass beispielsweise auch Lehrlinge zu den Schulabbrechern gerechnet wurden, da diese Form der Ausbildung auf dem restlichen Staatsgebiet so gut wie unbekannt sei. Im Rahmen der Herbsttagung wurde das erarbeitete Rahmenkonzept zur Vorbeugung von Schulabbruch vorgestellt, das eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von Schulinspektor Franz Lemayr ausgearbeitet hat. "Aufgrund der Heterogenität der Bildungswelt wäre es anmaßend, zentrale Maßnahmen festzulegen", unterstrich Lemayr, "daher wurde ein Rahmenkonzept mit drei Handlungsebenen erstellt, das auf die jeweiligen Gegebenheiten an den Schulen übertragbar ist."

Die unterste Ebene dieses Konzepts ist jene der Prävention, die sich an alle Schüler richtet. Auf dieser Ebene gelte es vor allem, auf eine inklusive Didaktik zu achten.

Die übergeordnete Ebene der Intervention geht gezielt auf die Bedürfnisse von einzelnen Schülern ein, wenn Schwierigkeiten oder Probleme festgestellt werden. Dabei spielen niederschwellige Beratungsangebote - etwa auch unter Einbeziehung der Sozialpädagogen oder Beratungsstellen - eine wesentliche Rolle. Die Arbeit der ausgebildeten Fachkräfte sowie die Netzwerkarbeit seien hier von großer Bedeutung, hieß es in der Vorstellung.

Die dritte und oberste Ebene bildet das sogenannte "Time-out-Lernen". Diese "Auszeit" für Schüler müsse so kurz wie möglich und so lang wie nötig sein. "Es gibt Jugendliche, die für eine begrenzte Zeit ein anders Angebot brauchen, dabei darf aber der Kontakt mit der Schule nicht abreißen", betonten die Mitglieder der Arbeitsgruppe und hoben hervor, dass auch die Betriebe in dieser Phase oft ein großes soziales Engagement an den Tag legen, das häufig noch zu wenig Anerkennung findet.

Schulamtsleiter Peter Höllrigl wies in Zusammenhang mit der Thematik des Schulabbruchs und des Schulabsentismus zudem darauf hin, dass es fundierte Daten braucht. Daher seien seiner Meinung nach eine Zusammenschau und ein ständiger Austausch zwischen den Bildungseinrichtungen besonders wichtig. "In unseren Bildungsinstitutionen müssen wir versuchen, die Zahl von jungen Menschen, die wir verlieren, so gering wie möglich zu halten", betonte auch der Schulamtsleiter.

 

Ein weiteres Thema, das bei der Tagung breiten Raum einnahm, war die Mehrsprachigkeit. Landesrat Achammer ist es ein Anliegen, die Qualität im Zweit- und Fremdsprachenunterricht weiter zu steigern. "Qualität geht aber vor Quantität", erklärte der Landesrat. "Gerade in Bezug auf die Förderung der Mehrsprachigkeit gibt es bereits viele Projekte, die erfolgreich umgesetzt werden. Wir sollten mehr davon ins Schaufenster stellen, damit auch in der Öffentlichkeit ein Bewusstsein dafür geschaffen wird, was die Schulen bereits leisten", sagte er.

 

me

Bildergalerie