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Großes Interesse für Ausbildung und Berufe im MINT-Bereich

MINT steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Südtirols Bildungspolitik will mit der MINT-Initiative diese Fachbereiche bewerben und bei den Jugendlichen Interesse für Ausbildungen auf diesem Gebiet wecken. Etwa 500 Schülerinnen und Schüler nahmen an der heutigen (23. Oktober) Tagung an der Universität Bozen teil.

(v.l.n.r.) Michl Ebner, Walter Lorenz, Landesrat Philipp Achammer, Rolanda Tschugguel (Abteilung Bildungsförderung des Landes) und zwei Schüler bei der Eröffnung der MINT-Tagung. Foto: LPA/me

Randvoll war die Aula Magna der Freien Universität Bozen heute anlässlich des MINT-Tages, der heuer bereits zum fünften Mal stattfand. Dabei konnten sich die Schüler der Ober- und Berufsschulen selbst ein Bild davon verschaffen, wie faszinierend und interessant naturwissenschaftliche und mathematische Fächer sein können.

Die MINT-Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, Schülerinnen und Schüler sowie die Bevölkerung für naturwissenschaftliche und technische Wissens- und Wirtschaftsbereiche zu sensibilisieren sowie das Interesse an der wissenschaftlichen Kultur zu wecken und zu steigern.

Begrüßt wurden die Schüler, die aus allen Landesteilen nach Bozen gekommen waren, von Landesrat Philipp Achammer, dem Rektor der Freien Universität Bozen, Walter Lorenz, und Handelskammerpräsident Michl Ebner.

Landesrat Achammer wies darauf hin, dass in Deutschland bereits heute Tausende von Ingenieursstellen nicht besetzt werden können, weil es an ausgebildeten Fachkräften mangelt. "Alles, was uns umgibt, ist MINT", erklärte der Landesrat. "Auch der humanistische Bereich ist nicht losgelöst von den Naturwissenschaften", sagte er und führte an, dass viele Philosophen von ihrer Ausbildung her Mathematiker oder Naturwissenschaftler waren.

"Als Universität nehmen wir das Paradox wahr, dass wir in einer hochtechnologischen Zeit leben, dass aber der Zulauf zu naturwissenschaftlichen Studienrichtungen, die diesen Fortschritt erst ermöglicht haben, relativ gering ist", unterstrich Rektor Lorenz. Er wies auch darauf hin, dass die Didaktik an der Universität so aufgebaut ist, dass nicht nur die Absolventen von Gymnasien oder technischen Oberschulen ein naturwissenschaftliches Studium beginnen können: "Die Studenten werden in einen gemeinsamen Lernprozess hereingeholt, sodass alle auf das selbe Niveau kommen können", so Rektor Lorenz.

Wie Michl Ebner berichtete, hat sich die Handelskammer von Anfang an in die Organisation der MINT-Initiative eingebracht. "In Südtirol haben 70 Prozent der Betriebe Schwierigkeiten, die gesuchten Fachkräfte zu finden. Es ist daher wichtig, dass die Schüler wissen, welche Studien die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt bieten", betonte der Präsident der Handelskammer und verwies darauf, dass es im MINT-Bereich nicht einen Mangel an Angeboten gibt, wohl aber einen Mangel an Nachfrage, weshalb Initiativen wie diese so wichtig seien.

 

Chemie als Wissenschaft des Lebens

Mit der Frage, ob die Chemie als Wissenschaft des Lebens angesehen werden kann, beschäftigte sich anschließend Professorin Ines Mancini von der Universität Trient in ihrem Vortrag. "Leben ist Chemie in Aktion", so lautete eine ihrer Aussagen, "denn Chemie ist um uns, aber auch in uns." In ihren Ausführungen verglich sie die Chemie mit der menschlichen Sprache: Buchstaben seien etwa als kleinstes Element mit den Atomen vergleichbar, Worte entsprechen somit den Molekülen u.s.w. bis hin zu den umfangreichen literarischen Werken, die in ihrer Komplexität an das Zusammenwirken der chemischen Elemente in einem Organismus erinnern. Sie merkte auch an, dass sowohl Pharmaka als auch Gifte chemische Stoffe sind und zeigte anhand verschiedener Beispiele, dass zahlreiche chemische Produkte aus pflanzlichen oder tierischen Stoffen entwickelt wurden. Gerade in den letzten Jahren habe das Interesse an Meeresschwämmen zugenommen, da diese eine Vielzahl chemischer Stoffe produzieren, die in den verschiedensten Gebieten eingesetzt werden können, berichtete Professorin Mancini.

 

Graphen: vielseitiges Wundermaterial in zwei Dimensionen 

Mit dem Graphen, einem Stoff, der aus einer einzelnen Schicht von hexagonal angeordneten Kohlenstoffatomen besteht, befasste sich hingegen der aus Südtirol stammende Professor Christoph Stampfer von der Universität Aachen. Die Eigenschaften dieses erst im Jahr 2004 entdeckten Materials eröffnen ganz neue Möglichkeiten in der technischen Entwicklung. Aufgrund seiner Transparenz, Flexibilität und Leitfähigkeit wird es beispielsweise künftig möglich sein, flexible Touchscreens oder Smartphones zu entwickeln, aber auch leitfähige Farben oder Oxydationsschutz für Metall, prophezeite der Professor. Er gab aber auch zu bedenken, dass in Europa, Amerika und Asien die Zahl der wissenschaftlichen Publikationen, die sich mit Graphen beschäftigen, in etwa gleich hoch ist, während in Europa sehr viel weniger Patente angemeldet werden. Hier bestehe Aufholbedarf, meinte Professor Stampfer.

 

Nach den beiden Vorträgen konnten die Schüler an verschiedenen Workshops zu den Themenbereichen Mathematik/Physik, Informatik, Naturwissenschaften/Chemie sowie Technik teilnehmen. Dabei gewährten ihnen Experten aus den jeweiligen Gebieten einen Einblick in ihre Erfahrungen und in ihren Bildungsweg.

Informationen und aktuelle Veranstaltungen rund um das Thema MINT sind jetzt auch auf der Website www.mint.bz.it verfügbar, wo außerdem eine eigene App heruntergeladen werden kann.

me

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