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Prävention, Intervention, Time-out-Lernen – Maßnahmen gegen Schulabbruch

Das Deutsche Bildungsressort will dem Risiko des Schulabbruchs professionell und strukturell begegnen. Das Rahmenkonzept gegen den Schulabbruch hat heute Landesrat Philipp Achammer zusammen mit Vertretern der Schulwelt bei einer Presskonferenz vorgestellt. "Unser Ziel muss es sein, dass möglichst kein Jugendlicher unser Bildungssystem ohne eine Qualifikation verlässt", so Landesrat Achammer.

(v.l.n.r.) Franz Lemayr, Landesrat Philipp Achammer, Ressortdirektor und Schulamtsleiter Peter Höllrigl, Schuldirektor Martin Rederlechner und Josef Kühebacher, Koordinator des Schulverbunds Pustertal. Foto: LPA/Ingo Dejaco

Das Thema Schulabbruch steht immer wieder im Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit - auch in Südtirol und besonders dann, wenn wieder Daten zu den Schulabbruchquoten veröffentlicht werden.

Laut einer ISTAT-Erhebung weist Südtirol eine vergleichsweise hohe Rate an Schulabbrüchen auf. Dass darin allerdings die Daten der dualen Ausbildung nicht berücksichtigt wurden, weil das Lehrlingswesen auf dem restlichen Staatsgebiet in dieser Form nahezu unbekannt ist, darauf wies Bildungslandesrat Philipp Achammer gleich einleitend bei der heutigen  (30. November) Pressekonferenz an der Landesberufsschule für Handel, Handwerk und Industrie "Christian Josef Tschuggmall" in Brixen hin. Trotzdem nehmen Südtirols Schulen das Risiko des Schulabbruchs ernst.

"Das System Schule muss auf die Jugendlichen reagieren, nicht umgekehrt", erklärte Landesrat Achammer. Angesichts der zunehmenden Heterogenität an den Schulen werden individuelle Formen der Förderung und Begleitung immer wichtiger, betonte der Landesrat. Viele Schulen hätten schon wirksame Konzepte ausgearbeitet, mit dem Rahmenkonzept zur Vorbeugung von Schulabbruch werde nun aber ein roter Faden vorgegeben, an dem sich alle orientieren können. "Das Rahmenkonzept soll zudem die Netzwerkarbeit sowohl zwischen den Schulen als auch mit außerschulischen Institutionen erleichtern", so Landesrat Achammer, der in diesem Zusammenhang auch auf die wichtige Arbeit der Sozialpädagogen hinwies. 

Ressortdirektor und Schulamtsleiter Peter Höllrigl berichtete, dass besonders die Berufsbildung bereits innovative Wege beschritten hätte. Als nächster Schritt müsse das Problem der unzureichenden Datenlage zum Phänomen des Schulabbruchs angegangen werden. Dies sei schon in absehbarer Zeit in den Griff zu bekommen, zeigte sich Schulamtsleiter Höllrigl überzeugt, "anschließend soll eine Ressourcenlandkarte erstellt werden, aus der hervorgeht, wer was wo anbietet, um die Netzwerkarbeit zu erleichtern." Zudem gelte es, bei der Zuteilung der finanziellen Ressourcen vom Gießkannenprinzip abzukommen; auch hierbei seien die im Rahmenkonzept festgelegten Kriterien ein nützliches Hilfsmittel, so der Schulamtsleiter.

Franz Lemayr, Direktor der Fachstelle für Inklusion und Gesundheitsförderung, stellte das Rahmenkonzept, das von einer Arbeitsgruppe im Deutschen Bildungsressort erarbeitet wurde,  kurz inhaltlich vor. "Schulen sind autonome Organe, daher kann ein Konzept niemals für alle gleich sein", betonte Lemayr, "das Rahmenkonzept ist somit als Richtschnur gedacht." Erstellt wurde das Rahmenkonzept ausgehend von einer an den Schulen durchgeführten Befragung. Es beinhaltet drei Kernpunkte: die Prävention, die Intervention und das Time-out-Lernen. Unter Prävention sind die vorbeugenden Maßnahmen zu verstehen, die sich an alle Schülerinnen und Schüler richten. Als Intervention werden alle internen, schulnahen und externen Unterstützungs- und Beratungsangebote für Schülerinnen und Schüler verstanden, die sich in Krisensituationen befinden und somit auf ein Risiko für einen Schulabbruch hinweisen können. Als Time-out-Lernen werden dagegen die alternativen Lern- bzw. Beschäftigungsangebote in einer begrenzten Auszeit vom Regelunterricht verstanden. "Das Time-out-Lernen muss so lang wie nötig und so kurz wie möglich sein", betonte Lemayr, "Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler wieder in die Schule einzugliedern". 

Martin Rederlechner, Direktor der Landesberufsschule für Handel, Handwerk und Industrie "Chr. J. Tschuggmall" in Brixen, stellte das Projekt "Ich schaff's" vor, das an seiner Schule bereits erfolgreich umgesetzt wird. Dabei handelt es sich um ein lösungsorientiertes Konzept, das darauf abzielt, den Schülerinnen und Schülern Vertrauen und Zuversicht wiederzugeben. Die Jugendlichen werden hierbei von Mentoren begleitet, die nicht Lehrkräfte der eigenen Klasse sind. "Motivation wird vor allem durch zwei Faktoren beeinflusst: die Anziehungskraft des Ziels und das Vertrauen auf den Erfolg", mit dieser Formel brachte Direktor Rederlechner das Projekt auf den Punkt.

Josef Kühebacher, Koordinator des Schulverbunds Pustertal, stellte ein weiteres Projekt des Time-out-Lernens vor. "Schüler mit herausforderndem Verhalten brauchen Formen der Individualisierung", unterstrich Kühebacher. Der Schulverbund Pustertal bietet Jugendlichen in kleinen Gruppen die Möglichkeit an, zwar in Begleiten von Experten aber ohne ein vorgefertigtes Programm Zeit in der Natur zu verbringen, um ihr Gleichgewicht zu finden. "Dank der dabei gesammelten Erfahrungen lernen die Jugendlichen, sich selbst als wirksam zu erleben", berichtete Kühebacher.

Das Rahmenkonzept ist als Leitlinie und Unterstützung für die verschiedenen Bildungsinstitutionen gedacht. Es soll den Schulen helfen, ihre Ist-Situation zu erheben und dient gegebenenfalls als Grundlage für die Planung und Durchführung von gezielten Maßnahmen und Projekten.

me

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