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Mehrsprachigkeit: Qualität, innovative Projekte, außerschulische Netzwerke

Mehrsprachigkeit muss als Chance verstanden werden - davon ist man im Deutschen Bildungsressort überzeugt. "Die sprachlich-kommunikative Kompetenz im Zweitsprachunterricht wird gestärkt, innovative Sprachprojekte in den verschiedenen Bildungsstufen ermöglicht und außerschulische Netzwerke zur Sprachförderung neu geknüpft", so Landesrat Achammer bei der heutigen Vorstellung des Maßnahmenpakets.

(v.l.n.r.) Schulamtsleiter Peter Höllrigl, Landesrat Philipp Achammer, der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, sowie Inspektorin Laura Cocciardi. Foto: LPA/mb

"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt", so formulierte es einst der österreichisch-britische Philosoph und Logiker Ludwig Wittgenstein. Und so ähnelt auch das Lernen einer neuen Sprache dem Bauen einer Brücke in eine neue Welt.

Mit der Verabschiedung des Maßnahmenpakts zur Förderung der Mehrsprachigkeit in der deutschen Schule durch die Landesregierung stellt sich das Deutsche Bildungsressort bewusst der Herausforderung, die Förderung der Mehrsprachigkeit als eines ihrer vorrangigen Ziele festzulegen und Mehrsprachigkeit als Reichtum und Chance für vielfältige Kommunikation anzusehen.

"Südtirol zählt zu den wenigen Regionen Europas, welche die Zielvorgabe des Europäischen Rates vom März 2002 schon heute erfüllt, wonach jedes Kind in der EU von klein auf zwei Sprachen sprechen soll", berichtete Bildungslandesrat Philipp Achammer im Rahmen der heutigen (4. Dezember) Pressekonferenz zur Vorstellung des Maßnahmenpakets zur Förderung der Mehrsprachigkeit.

Die deutsche Schulwelt in Südtirol ist sich aber gleichzeitig auch bewusst, dass die deutsche Sprache - insbesondere das Hochdeutsche - für die Südtiroler und Südtirolerinnen von besonderer Bedeutung ist. Deshalb enthält das Maßnahmenpaket, welches die Landesregierung vor wenigen Tagen genehmigt hat, auch Maßnahmen zur Förderung des Deutschen als Erstsprache: "Mehrsprachigkeit ist keine Gefahr für die Erstsprache Deutsch, wenn der Erstsprache die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet wird", so Achammer. Das Maßnahmenpaket schließt daher inhaltlich an jenes aus dem Jahr 2012 an, welches zur Verbesserung des Zweitsprachenunterrichts in den deutschen Schulen verabschiedet worden war, bezieht sich aber auf Erstsprache, Zweitsprache und weitere Sprachen.

"Es muss gleichzeitig aber auch deutlich sein, dass Sprachentwicklung nicht nur die alleinige Verantwortung der Schule sein kann, sondern eine geteilte Verantwortung ist", betonte Landesrat Achammer, und dazu brauche es das Zusammenspiel aller - des Elternhauses, der Wirtschaft, der Schule, des außerschulischer Bereichs. Nur so könne eine intrinsische Motivation zustande kommen, erklärte der Landesrat, also eine innere, aus sich selbst entstehende Motivation, weil es Spaß macht, weil es sinnvoll oder herausfordernd ist, weil es interessiert.

Die im Paket enthaltenen Punkte betreffen drei Bereiche, die anschließend Ressortdirektor und Schulamtsleiter Peter Höllrigl, der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, sowie die Inspektorin für die Zweitsprache, Laura Cocciardi, gemeinsam vorstellten: Es handelt sich dabei um Maßnahmen zur Sicherung und Erhöhung der Qualität des Sprachunterrichts, innovative Projekte zum Sprachenlernen sowie Initiativen zur Sprachförderung im außerschulischen Bereich. 

"Die Anforderungen an Sprachkenntnissen sind in Südtirol im Laufe der letzten 15 Jahre massiv gestiegen", berichtete Schulamtsleiter Höllrigl, so erwarte man sich heute nicht mehr nur die Kenntnis der zweiten Sprache, sondern auch einer dritten oder sogar vierten Sprache. "Die Ergebnisse des Sprachbarometers zeigen, dass in den letzten zehn Jahren bereits viel passiert ist, und zwar nicht nur im Bereich des schulischen Lernens", so Schulamtsleiter Höllrigl, der betonte, dass das Zusammenwirken verschiedener Maßnahmen zu diesem Erfolg beigetragen habe.

Rudolf Meraner wies einleitend kurz auf die seit 2012 bereits umgesetzten Maßnahmen im Bereich des Zweitsprachenunterrichts hin, beispielsweise auf die Kurse für Zweitsprachenlehrkräfte oder die Erprobung der CLIL-Methode (Content and Language Integrated Learning) in Form eines Pilot-Projekts. Anschließend stellte er zusammen mit Inspektorin Laura Cocciardi und Schulamtsleiter Höllrigl die wichtigsten Punkte des neuen Maßnahmenpakets zur Mehrsprachigkeit vor: 

Einer der zentralen Aspekte des Maßnahmenpakets ist die Stärkung des sprachlich-kommunikativen Aspektes im Zweitsprachenunterricht aufgrund der neuen Rahmenrichtlinien: "Dies kommt einem Paradigmenwechsel von einem auf Literaturgeschichte ausgerichteten Zweitsprachunterricht zu einem kommunikationsorientierten Unterricht gleich", so Landesrat Philipp Achammer. Das Erstellen von Lernmaterialien für den Italienischunterricht an der Oberschule ist daher ebenso Teil des Pakets wie die Erarbeitung didaktischer Modelle für Klassen mit einem hohen Anteil an italienischsprachigen Schülerinnen und Schülern. Neu ist auch die Einführung eines Mehrsprachen-Curriculums, das die Kooperation zwischen allen Fächern, die an der Schule unterrichtet werden, stärken soll. Daneben sind auch Maßnahmen zur Erhöhung der Unterrichtsqualität in Deutsch als Erstsprache vorgesehen. Ebenso werden die Forschung zur Sprachdidaktik und die Nachqualifizierung der Klassenlehrerinnen und Klassenlehrer für den Englischunterricht an der Grundschule weiter verstärkt.

Der zweite Teil des Maßnahmenpakets sieht innovative Projekte zum Sprachenlernen vor. Landesrat Achammer wies in diesem Zusammenhang auch auf die Kindergärten als "bereits heute vielstimmige und vielsprachige" Lernorte hin und erklärte, dass ein spielerisches Heranführen an andere Sprachen durchaus möglich sei. Dabei müsse es sich aber um Projekte handeln und es sei auf die jeweilige sprachliche Situation an den einzelnen Kindergärten einzugehen, so der Landesrat. 

Fortgeführt und auf die zweite und dritte Klasse der Oberschule ausgeweitet werden soll beispielsweise auch der Unterricht nach der CLIL-Methode. Der Austausch von Schülerinnen, Schülern und Lehrpersonen sowie Klassenpartnerschaften - sowohl innerhalb des Landes als auch in Nachbarregionen oder im Ausland - sollen intensiviert werden. Weitere Maßnahmen betreffen die Förderung der "Digitalen Sprachschule". Damit sind beispielsweise der Ausbau der Webangebote insbesondere für mobile Geräte oder die Koordinierung virtueller internationaler Klassenpartnerschaften gemeint.

Im außerschulischen Bereich sind unter anderem die Nutzung informeller Lernsituationen oder die Bildung von Sprachpaaren zum gemeinsamen Sprachenlernen angedacht. Weiters soll ein Netzwerk mit außerschulischen Trägern wie Wirtschaftsverbänden, Vereinen, Weiterbildungseinrichtungen oder Jugendorganisationen aufgebaut werden, um außerschulische Initiativen zum Sprachenlernen zu stärken.

me

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