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CLIL-Unterricht: Evaluation zeigt positives Bild
Die durchgeführten Erhebungen zum CLIL-Projekt, das in den Schuljahren 2013-14 und 2014-15 an den deutschsprachigen Oberschulen erprobt wurde, haben gezeigt, dass Eltern wie Schüler diese Methode mehrheitlich befürworten und als sinnvoll erachten. Die Ergebnisse dazu wurden heute (15. Februar) im Rahmen einer Pressekonferenz mit Landesrat Philipp Achammer vorgestellt.
Nach zwei Jahren Erprobung der CLIL-Methode – also des auf ein Semester begrenzten Fachunterrichts in einer Fremd- oder in der zweiten Landessprache – liegt nun der Abschlussbericht von Universitätsprofessorin Stefania Cavagnoli vor, die das Projekt wissenschaftlich begleitet hat. Die wichtigsten Ergebnisse der durchgeführten Evaluation hat sie heute bei einer Pressekonferenz zusammen mit Bildungslandesrat Philipp Achammer vorgestellt.
"Zwei Drittel der Schülerinnen und Schüler sowie der Eltern haben im Rahmen der durchgeführten Erhebung das CLIL-Projekt als positiv bezeichnet", betonte Landesrat Achammer. Er wies außerdem auf die im vergangenen Jahr vom Landesbeirat der Eltern für die deutschsprachige Schule durchgeführte Elternbefragung und auf die Erhebung zum Sprachgebrauch in Südtirol durch das ASTAT aus dem Jahr 2014 hin. Beide Umfragen hätten eindeutig ergeben, dass ein Großteil der Bevölkerung Fördermaßnahmen zur Erlernung der Zweitsprache befürwortet.
"Was hingegen das Deutschsprachniveau der Südtiroler Schülerinnen und Schüler an den deutschen Schulen betrifft, entspricht dieses jenem ihren Gleichaltrigen aus dem deutschsprachigen Raum, und in einigen Bereichen weisen sie sogar einen Vorsprung auf", berichtete Landesrat Achammer, der dabei auf die Ergebnisse der PISA-Studie und einer von der Eurac durchgeführte Vergleichsstudie zwischen Südtirol, Tirol und Thüringen aufmerksam machte.
Die wissenschaftliche Evaluation zum CLIL-Projekt
Stefania Cavagnoli, renommierte Sprachwissenschaftlerin und Professorin für Linguistik an der Universität Roma Tor Vergata, die bereits an der Eurac in Bozen tätig war, stellte anschließend die wichtigsten Aspekte ihrer Untersuchung zum Unterricht mit der CLIL-Methode an den deutschsprachigen Oberschulen in Südtirol vor. Im Rahmen ihrer Forschungsarbeit wurden in den beteiligten Klassen sowohl zu Beginn als auch nach Abschluss des Projekts Spracherhebungen durchgeführt. Zur Einholung der Meinung aller Beteiligten wurden an die Schüler, Lehrpersonen und Familien ebenfalls zu Beginn und nach Abschluss des Projekts Fragebögen verteilt. Außerdem haben mehrere persönliche Treffen mit den Lehrpersonen stattgefunden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass ausgehend vom Vergleich der quantitativen und qualitativen Daten die Erprobung sowohl aus der Sicht des Sprachunterrichts als auch aus Sicht des Sachfachunterrichts gute Ergebnisse erzielt hat. "Es hat sich gezeigt, dass die von einigen Lehrkräften und Eltern zu Beginn geäußerte Sorge, die Schüler könnten dem Unterricht in einer Fremdsprache nicht ausreichend folgen, unbegründet war", sagte Cavagnoli.
Alle beteiligten Gruppen betonen, dass sich die anfänglichen Befürchtungen verflüchtigt haben und die CLIL-Methode dabei geholfen hat, die Angst zu kommunizieren zu überwinden und die emotionalen Hemmungen im sprachlichen Austausch abzubauen. Häufig wurde jedoch die Notwendigkeit unterstrichen, bereits ab der 2. Oberschulklasse mit dem Unterricht mit der CLIL-Methode zu beginnen.
Der Großteil der Schüler und Eltern steht dem Modell des Fachunterrichts in einer Fremdsprache bzw. in der zweiten Landessprache positiv gegenüber, dagegen sind nur sehr wenige mit dieser Methode nicht einverstanden, weil sie sprachliche Verwirrungen befürchten. Der Großteil der Eltern wie Schüler ist davon überzeugt, dass es wichtig ist, Italienisch bzw. Englisch besser zu lernen.
Synergien im Sprachunterricht
Der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, erklärte, dass Mehrsprachigkeit nicht die Förderung der Zweit- oder Fremdsprache, sondern die Förderung aller Sprachen bedeute: Ebenso gehe es um die Förderung der Erstsprache, die sich in Südtirol bereits auf einem zufriedenstellenden Niveau befinde, wie verschiedene Studien zeigten. Er wies auch darauf hin, dass Südtirol bei der Einführung des Mehrsprachencurriculums im gesamten deutschen Sprachraum bereits eine Vorreiterrolle einnimmt.
Schulinspektorin Laura Cocciardi führte an, dass sich die Erfahrung mit dem CLIL-Unterricht an den Schulen positiv auf die Zusammenarbeit zwischen den Fach- und den Sprachlehrern ausgewirkt hätte, wodurch verschiedene Synergien geschaffen werden konnten. Sie machte außerdem auf weitere Projekte zur Sprachförderung aufmerksam, etwa die verschiedenen Schulpartnerschaften oder den Austausch von Lehrpersonen und Schülern auch innerhalb der Europaregion.
Zudem wurden die Rahmenrichtlinien abgeändert, was geradezu zu einem Paradigmenwechsel geführt habe. So stehen nun zunehmend sprachlich-kommunikative Aspekte im Vordergrund, während der Literatur vor allem eine funktionale Rolle für den Spracherwerb beigemessen wird.
Keine flächendeckende Einführung der CLIL-Methode
Schulamtsleiter Peter Höllrigl betonte, dass die zweijährige Erprobung dank der wissenschaftlichen Begleitung zu positiven Ergebnissen geführt habe. Zudem sei die Ausweitung auf das 2. und 3. Oberschuljahr nicht nur ein häufig vorgebrachter Wunsch aller Beteiligten, sondern auch aufgrund der staatlichen Abschlussprüfung in der 5. Klasse wünschenswert, um eine zusätzliche Herausforderung für die Schüler zu vermeiden.
Landesrat Achammer wies abschließend erneut ausdrücklich darauf hin, dass keine flächendeckende Einführung des CLIL-Unterrichts geplant sei, sondern dass es sich lediglich um eine Möglichkeit handle. "Qualität geht vor Quanität", betonte Achammer, "die Ausweitung dieser Möglichkeit auf die 2. und 3. Schuljahre der Oberstufe wurde auch vom Landesschulrat einstimmig gutgeheißen."
me