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Tagung zum Internationalen Tag der Muttersprache

Anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache, der jedes Jahr am 21. Februar begangen wird, fand heute (19. Februar) im Landhaus 1 eine Tagung mit dem Soziologen Adel Jabbar und Lorenzo Zanasi von der EURAC statt.

Landeshauptman Arno Kompatscher hat die Tagung zum Internationalen Tag der Muttersprache eröffnet. Foto: LPA/me

Der Internationale Tag der Muttersprache ist ein von der UNESCO ausgerufener Gedenktag zur "Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt". Er wird seit 2000 jährlich am 21. Februar begangen. Von den rund 6.000 Sprachen, die heute weltweit gesprochen werden, sind nach Einschätzung der UNESCO die Hälfte vom Aussterben bedroht. Sprachliche und kulturelle Vielfalt stellen universelle Werte dar, die Einheit und Zusammenhalt einer Gesellschaft stärken. Der Internationale Tag der Muttersprache erinnert an die Bedeutung des Kulturgutes Sprache. Deshalb ist es wichtig die Förderung von Sprachen als Zeichen der kulturellen Identität und Tradition der Sprechenden zu unterstützen.

Anlässlich des Internationalen Tages der Muttersprache lud die Koordinierungsstelle für Integration des Landes unter der Leitung von Ressortdirektorin Vera Nicolussi-Leck bereits heute (19. Februar) zu einer Tagung mit dem Soziologen Adel Jabbar und Lorenzo Zanasi von der EURAC ins Landhaus 1.

Landeshauptmann Arno Kompatscher begrüßte die Anwesenden und wies darauf hin, dass gerade in einer globalisierten Welt sich immer mehr Menschen auf die Suche nach den eigenen Wurzeln machen. Sprachen seien nicht nur ein Kulturgut, sondern verleihen auch Sicherheit, da sie Teil der kulturellen Identität des einzelnen wie der Gemeinschaft sind, so der Landeshauptmann. "Die Mutter- beziehungsweise die Vatersprache ist untrennbar mit der Heimat verbunden", unterstrich Kompatscher. Gerade in Südtirol herrsche ein starkes Bewusstsein in Bezug auf die eigene Sprache und es werde viel für ihren Schutz unternommen. "Integration kann nur stattfinden, wenn man die Sprache des Landes lernt, in das man kommt, ohne jedoch die eigene aufzugeben", unterstrich der Landeshauptmann.

Adel Jabbar, der sich als Soziologe vor allem mit Migrationsprozessen und interkulturellen Beziehungen befasst, ging in seinem Vortrag auf das Thema der Migration und Mehrsprachigkeit ein. "Auch wenn man andere Sprachen lernen kann, so kehrt man in besonders emotionalen Momenten und im inneren Dialog doch immer wieder zu seiner Ursprungssprache zurück", berichtete Jabbar. Bei Menschen mit Migrationshintergund und insbesondere bei jenen der zweiten Generation sei der Sachverhalt allerdings oft um einiges komplexer. Wenn die Herkunftssprache nur mündlich weitergegeben wird und die Sprache – oder, wie in Südtirol, die Sprachen) der neuen Umgebung in den Familien kaum verwendet wird, dann kann dies nicht nur Probleme in der Schule oder später in der Arbeitswelt zur Folge haben, sondern auch zu einer Identitätskrise führen. Die Bildungs- und Sozialpolitik sieht sich somit mit der Herausforderung konfrontiert, den neuen Mitbürgern eine angemessen sprachliche Bildung zukommen zu lassen, so Jebbar.

Lorenzo Zanasi arbeitet am Institut für Fachkommunikation und Mehrsprachigkeit an der Eurac in Bozen. In seinem Beitrag ging er vor allem auf die Entstehung des Begriffs der Muttersprache ein und zeigte auf, wie sich die Bedeutung dieses Begriffs in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Im Zeitraum zwischen dem Jahrtausendwechsel und heute hätten sich zahlreiche neue Theorien mit der Entstehung von Muttersprachen befasst, berichtete der Forscher. Er ging in seinen Ausführungen aber auch auf das Phänomen der Bi- und Multilingualität ein, das gerade in Gegenden mit mehreren offiziell anerkannten Sprachen wie Südtirol vorkommt.

 

Zur Geschichte des Internationalen Tages der Muttersprache :

Historisch nimmt der Tag der Muttersprache Bezug auf den 21. Februar 1952. Damals fand in Dhaka, der Hauptstadt des damaligen Ost-Pakistan, eine Demonstration gegen den Beschluss der Regierung statt, die Sprache Urdu zur Amtssprache zu erheben. Urdu war die Sprache der herrschenden Schichten in Pakistan und die Sprache der Muslim-Liga, auf deren Betreiben der Staat Pakistan gegründet wurde. Urdu wurde nur von etwa drei Prozent der Bevölkerung gesprochen, während über 56 Prozent der Gesamtbevölkerung West- und Ost-Pakistans Bengali (Bangla) als Muttersprache pflegten. In Ost-Bengalen, dem damaligen Ost-Pakistan, lag der Anteil sogar bei 98 Prozent. 1971 erklärte Ost-Bengalen nach neunmonatigem Bürgerkrieg seine Unabhängigkeit von Pakistan, Landessprache im neuen Staat Bangladesch war fortan Bengali.

 

 

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