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Südtirol und Bayern gehen in Bildungs- und Kulturfragen gemeinsame Wege

Zwischen Südtirol und Bayern existieren zahlreiche kulturelle Gemeinsamkeiten und enge, historisch gewachsene Beziehungen. Dank einer intensiven Zusammenarbeit in Fragen der Bildung, Wissenschaft und Kultur sollen die beiden Länder künftig noch enger zusammenrücken. Landesrat Philipp Achammer und Bayerns Kultusminister Ludwig Spaenle haben die entsprechende Absichtserklärung heute unterzeichnet.

Bayern und Südtirol rücken zusammen: Kultusminister Ludwig Spaenle und Bildungslandesrat Philipp Achammer mit den Vereinbarungen. Foto: LPA/Ingo Dejaco

Es war mehr als nur ein symbolisches Zeichen der Südtiroler-Bayerischen Freundschaft als Landesrat Philipp Achammer und der Bayerische Staatsminister Ludwig Spaenle heute (26. Februar) im Bozner Waltherhaus ihre Unterschrift unter die gemeinsame Absichtserklärung zur Zusammenarbeit in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Kunst setzten – es war vor allem ein Akt der gegenseitigen Wertschätzung und des Vertrauens.

Landesrat Achammer erinnerte daran, dass die Idee für die Vereinbarung bei einem Treffen mit Staatsminister Spaenle im Jahr 2014 entstanden ist. Er zeigte sich davon überzeugt, dass die Zukunft in der Kooperation zwischen Regionen liege. "Die Zusammenarbeit zwischen Bayern und Südtirol hat eine lange Tradition und basiert auf Freundschaft und Verbundenheit, aber auch auf gemeinsamen Werten", betonte Landesrat Achammer. Gerade in der Bildung und Kultur bestünde eine enge Verbindung zwischen beiden Ländern, stellte Achammer fest: "Die Vereinbarung ist kein Startpunkt, sondern eine Weiterführung der Freundschaft."

In seinen Grußworten hob auch Staatsminister Spaenle die gemeinsamen Wurzeln hervor. "Die Frage ist nicht, warum es dieses Abkommen braucht, sondern warum es dieses nicht schon seit langem gibt", meinte Spaenle, der darauf hinwies, dass mit der Tschechischen Republik ebenfalls ein vergleichbares Abkommen besteht. "Dieses Rahmenabkommen trägt auch zu einer anderen Wahrnehmung der Gemeinsamkeiten und der Geschichte, die uns verbindet, bei", erklärte der Staatsminister. Angesichts der heutigen Herausforderungen in Europa lobte er das Abkommen als "Signal für das Zusammenwirken starker Regionen im Herzen Europas".

Die Vereinbarung zwischen dem Freistaat Bayern und dem Land Südtirol bildet die Grundlage für die gegenseitigen Beziehungen in den drei angeführten Bereichen – Bildung, Wissenschaft und Kunst – und beinhaltet die Absicht der beiden Länder, den kulturellen Dialog und die gegenseitige Verständigung zu vertiefen. Im Besonderen ist darin auch die Präsentation von Kultur, Kunst und Geschichte vorgesehen.

Die in der Absichtserklärung festgelegten Ziele umfassen den Austausch im Kultur- und Bildungsbereich, die Bewahrung und Weiterentwicklung des gemeinsamen kulturellen und historischen Erbes, die Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Kultureinrichtungen sowie die Stärkung der Beziehungen in der allgemeinbildenden und der beruflichen schulischen Bildung.

Zu diesem Zweck streben Südtirol und Bayern die Entwicklung direkter Kontakte und den Austausch von Experten und Erfahrungen an. Im Kulturbereich wird beispielsweise die engere Zusammenarbeit zwischen Museen, Dokumentationszentren, Galerien, Theatern, Bibliotheken und bibliothekarischen Fachorganisationen ins Auge gefasst. Aber auch auf dem Gebiet der Denkmalpflege, der Förderprogramme der EU oder der Digitalisierung und Zugänglichmachung des kulturellen und historischen Erbes wollen die Partnerländer intensiver kooperieren. Im Bereich der schulischen Bildung bezieht sich die angestrebte Zusammenarbeit auf die Unterrichts-, Schul- und Lehrplanentwicklung sowie die Fachdidaktik, die duale und die Meisterausbildung, die Vermeidung von Schul- und Lehrabbruch, Inklusion und musikalische Bildung.

Als Formen der Zusammenarbeit sind die Durchführung gemeinsamer Tagungen und Projekte ebenso vorgesehen, wie gegenseitige Gastspiele von Künstlern, die Teilnahme an Kunstfestivals, die leihweise Überlassung von Exponaten für Museen oder Ausstellungen, Schulpartnerschaften, Schüleraustausch oder Hospitationsaufenthalte von Lehrpersonen.

Peter Silbernagl, Direktor des Südtiroler Kulturinstituts, beendete den Festakt mit einem gleichermaßen tiefsinnigen wie humorvollen Rückblick, der von der Eröffnung der Brennerbahnlinie im Jahre 1867 bis in die heutige Zeit reichte. Zudem wies er auf die zahlreichen Gastauftritte von Bayrischen Orchestern und Theatergruppen in Südtirol hin. "Südtirol ist für Bayern mehr als nur der sonnige Balkon im Süden. Und Bayern ist für Südtirol mehr als nur Oktoberfest und die Allianz Arena", kommentierte Silbernagl das Verhältnis der beiden Länder.

Bei der Unterzeichnung anwesend waren auch Ressortdirektor Peter Höllrigl und Ressortdirektorin Vera Nicolussi-Leck, der Direktor des Bereichs Innovation und Beratung, Rudolf Meraner, der Direktor des Bereichs Deutsche Berufsbildung, Hartwig Gerstgrasser, und Abteilungsdirektor Armin Gatterer. Besonders gefreut über den hohen Besuch aus Bayern und die nun besiegelte Vereinbarung haben sich die Mitglieder der Bayern-Südtirol-Gesellschaft, die dem Festakt ebenfalls in großer Zahl beiwohnten.

 

Beispiele für die bisherige Zusammenarbeit

Schulen, Hochschulen und kulturelle Einrichtungen Südtirols und Bayerns haben gezeigt, dass die Zusammenarbeit bereits zur gelebten Realität in beiden Ländern gehört. Beispiele hierfür sind das Berufsschulzentrum Schwandorf und die Landesberufsschule für das Gastgewerbe "Savoy" in Meran, das Bayerische Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung und das Schulamt in Bozen oder das Bayerische Staatsschauspiel und das Südtiroler Kulturinstitut, aber auch der 2002 unterzeichnete Kooperationsvertrag zwischen der Freien Universität Bozen und der Universität Augsburg. Ein anschauliches Beispiel für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist ebenso die Berufsausbildung im Bereich Pferdewirtschaft: Hier können Südtiroler Auszubildende den praktischen Teil der Ausbildung an einem Betrieb in Südtirol absolvieren, während der theoretische Teil dank einer Vereinbarung an der Staatlichen Berufsschule München-Land stattfindet.

Das Amt für Bibliotheken und Lesen des Landes pflegt ebenfalls seit vielen Jahren Kontakte mit Bayern und plant gemeinsam mit den Kollegen der Fachstelle München, welche Schwerpunkte angegangen werden. Vom 5. bis 6. Oktober 2016 steht etwa die Teilnahme am Bayerischen Bildungstag unter dem Motto "Bibliotheken – Orte des digitalen Wandels" auf dem Programm.

 

me

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