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Schenna: Zwei römerzeitliche Häuser und frühchristliche Kirche ausgegraben

Ende dieser Woche werden die archäologischen Grabungen des Landesamts für Bodendenkmäler in der Alten Pfarrkirche von Schenna beendet. Neben Münzen und Keramikteilen sowie einer Gewandspange wurden zwei Gebäude aus der Römerzeit und eine Kirche aus dem frühen Mittelalter ausgegraben. LR Florian Mussner hat sich heute, 14. März, vor Ort mit Archäologin Catrin Marzoli die Ausgrabungen angeschaut.

Archäologin Catrin Marzoli und LR Florian Mussner schauen sich die Mauerreste der römerzeitlichen Gebäude genauer an (FOTO: Angelika Schrott/www.provinz.bz.it/news)

Landesrat Mussner bezeichnete die archäologischen Funde unter der alten Pfarrkirche in Schenna als wertvolle Schätze, die es ermöglichen würden, Geschichte besser kennenzulernen und zu verstehen. „Die Funde sollten möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden, damit mehr Menschen sensibler für Geschichtswissen im Speziellen und Kultur im Allgemeinen werden“, betonte der für die Bodendenkmäler zuständige Landesrat. Mussner nutzte die Gelegenheit, der Direktorin des Landesamts für Bodendenkmäler Catrin Marzoli und ihrem Team für die „wertvolle Kulturarbeit“ zu danken. „Wir wollen den eingeschlagenen Weg des Erinnerns und Wiederentdeckens weiter gehen und viele Menschen mitnehmen“, sagte Mussner.

Die archäologischen Funde von Schenna seien nicht nur für das Dorf wichtig, sondern auch für das das ganze Land, da sie zeigen würden, was vor vielen Jahrhunderten in Südtirol war, unterstrich der Bürgermeister von Schenna Alois Peter Kröll. Pfarrer Hermann Senoner beschieb die Funde als Zeichen des Lebens und Möglichkeit des Nachdenkens über Gewesenes und Kommendes.

Die archäologischen Grabungen haben laut Archäologen zu bedeutenden Erkenntnissen geführt, welche die Anfänge der Kirche betreffen. „So konnte nachgewiesen werden, dass vor der romanischen Kirche bereits ein Vorgängerbau bestand, und zwar eine kleine mit einer halbrunden Apsis versehene Kirche, deren Entstehung in das Frühe Mittelalter zurückreicht“, erklärte die Archäologin Marzoli. „An derselben Stelle, unmittelbar unter der Kirche gelegen, bestand bereits zur Römerzeit, in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, ein Gebäude (1. Jahrhundert nach Christus), an das ein weiteres römisches Haus (3. Jahrhundert nach Christus) gebaut wurde, beide Gebäude waren also in strategisch hervorragender Position“, sagte die Archäologin.

An römerzeitlichen Kleinfunden bargen die Archäologen Scherben von Keramikgefäßen, eine Aucissa-Fibel (Gewandspange) aus dem 1. Jahrhundert nach Christus, verschiedene Münzen aus dem 3. Jahrhundert nach Christus sowie einen Mahlstein.

Die archäologischen Untersuchungen hat das Landesamt für Bodendenkmäler im Zuge der Restaurierung der Alten Pfarrkiche Maria Himmelfahrt von Schenna gemacht. „Die Grabungen haben gezeigt, dass die romanische Kirche mit Querannexen versehen war - um 1400 erfuhr die Kirche einen Umbau im Auftrag des Adelsgeschlechtes der Starkenberg und wurde im Westen vergrößert“, erklärt Archäologin Marzoli. Am Beginn des 16. Jahrhunderts wurden laut Marzoli das Langhaus und der Chorbereich erhöht. 1513 weihte der Bischof von Trient die Kirche. Im Innenbereich der Kirche konnten die Archäologen zahlreich Gräber freilegen.

Dem Kirchenhügel von Schenna kam laut Archäologen seit der Römerzeit eine besondere Bedeutung zu. Seit dem Frühmittelalter verlief im Meraner Becken die kirchliche Grenze zwischen dem Bistum Chur und dem Bistum Trient. Die Ausgrabungen haben gezeigt: In diesem Grenzbereich, in das Etschtal dominierender Position, bestanden sowohl auf dem zu Chur gehörenden Hügel von Tirol als auch auf dem zum Bistum Trient gehörenden Hügel von Schenna, seit alters her Kirchenbauten.

 

SAN

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