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eFuture-Day Tirol: Lernen mit digitalen Medien

Vertreter der Deutschen Berufsbildung tauschten sich beim 4. eFuture-Day Tirol mit ihren österreichischen Kollegen über die aktuellen Entwicklungen aus.

Am mittlerweile 4. eFuture Day Tirol nahmen auch Vertreter der Deutschen Berufsbildung aus Südtirol teil.

Der eFuture-Day wird alljährlich vom Tiroler Medienzentrum in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Tirols, dem Tiroler Bildungsservice, dem Tiroler Bildungsinstitut und dem Landesschulrat von Tirol organisiert. Die Tagung setzt sich unter anderem immer wieder mit den Themen "Mobile Learning", digitale Kreativität und sicheres Internet auseinander.

Bei der diesjährigen Ausgabe, die vergangene Woche im Bildungsinstitut Grillhof in Vill bei Innsbruck stattfand, hoben die Vertreter der verschiedenen Ministerien hervor, dass es an Österreichs Schulen schon viele digitale Medien gibt, es nun aber darum gehe, digitale Bildungsressourcen, die durch die schnelle Entwicklung des Internets offener werden, nicht nur zu nutzen sondern auch zu didaktisieren und den Schulen entsprechende Unterstützung zu gewähren. Die Herausforderung heute steckt weniger in der Überwindung der "digital divide" (digitale Spaltung in der Bevölkerung), sondern auch in der noch nicht sonderlich beachteten Problematik der "didactic divide" (didaktische Spaltung).

Achtzig Prozent der Lehrpersonen und neunzig Prozent der Schüler in Österreich halten digitale Lehrmaterialien laut einer aktuellen Befragung für wichtig. Dass es noch immer einige Killerargumente gegen deren Einsatz gibt, liegt für Hauptredner Thomas Strasser von der Pädagogischen Hochschule Wien auch an der "Verbotskultur" in den Klassenräumen. Diese sei kontraproduktiv, das Smartphone sollte besser in den Unterricht integriert als ausgegrenzt werden. Einen suboptimalen Unterricht würden digitale Hilfsmittel nicht bessern machen, einen guten Unterricht hingegen sehr wohl, erklärte Strasser, der einen schrittweisen und überlegten Kurswechsel einforderte.

Martin Bauer vom Unterrichtsministerium in Wien merkte an, dass achtzig Prozent der Lehrpersonen in Österreich ihre Schüler schon jetzt digital vorbereiten. Aber nur jeder zweite Pädagoge setzt dann die Elemente effektiv auch im eigenen Unterricht ein. Den zahlreichen anwesenden Lehrpersonen und Fortbildnern erklärte er, dass man die "gap" (die Lücke) zwischen Unterrichtsvorbereitung und Unterrichtseinsatz Schritt für Schritt in den nächsten Jahren schließen möchte.

Am Nachmittag gab es dann mehrere interessante Impulsreferate. Als Beispiel seien hier die Erfahrungen des Referenten Thomas Narosy mit Tablets-Versuchsklassen genannt, der die Entwicklung in diesem Bereich seit Beginn an mitverfolgt. Anhand seiner Erfahrung bei der Einführung von Tablets an Schulen entstand ein Leitfaden, der nützliche Hinweise für die ersten 100 Tage Einsatz dieser Geräte enthält.

Ein weiterer interessanter Schwerpunkt war der Vortrag von Stefan Schmid über die Nutzung digitaler Medien in der Flipped-Classroom-Didaktik. Im Mittelpunkt standen dabei Erfahrungsberichte von Versuchsklassen. Flipped-Classrom (umgekehrter Unterricht) ist eine Strategie, das Erarbeiten der Lerninhalte teilweise nach Hause zu verlagern, damit anschließend während des Unterrichts mehr Zeit für die Besprechung von Inhalten und offener Fragen bleibt. Auch kann so vermehrt gemeinsam im Klassenraum geübt werden.

Helene Swaton berichtete von den Bestrebungen an österreichischen Schulen, keinen Jugendlichen ohne digitale Kompetenzen die Neue Mittelschule (5. bis 8. Schulstufe) verlassen zu lassen. Sie beschrieb den Einsatz didaktischer Hilfsmittel einer Lernplattform der Stadt Wien anhand von praktischen Unterrichtsbeispielen für einen lernerzentrierten Unterricht. Bemerkenswert ist auch, dass schon Fünftklässler lernen, selbst erstellte Materialien urheberrechtlich korrekt zu zitieren.

Interessant zu erfahren war auch, dass Österreichs Bildungsinstitutionen in der Verwendung von Unterrichtsmaterialien unter Creative-Commons-Lizenzen in Europa eine führende Rolle einnehmen. Materialien unter Creative Commons werden für alle Lehrpersonen frei zur Verfügung gestellt. Diese können dann je nach Lizenz frei verändert, kopiert und weitergegeben werden.

Vielfältige Initiativen gibt es auch bei digitalen Lehrbüchern. Wobei ab Juni 2016 für alle Schulen Österreichs die Einführung digitaler Schulbücher geplant ist. Mittelfristig sollen dann alle gedruckten Lehrbücher durch eine Online-Version ergänzt werden, die von den Schülern bzw. Lehrpersonen auch kostenlos vom Internet heruntergeladen und offline genutzt werden kann.

Als Resümee meint der Koordinator der Bildungsplanung der Deutschen Berufsbildung Markus Costabiei: "Es ist immer wieder lohnenswert, über die Grenzen hinauszuschauen, speziell nach Österreich, das relativ viel Geld und Ressourcen in die Entwicklung digitaler Infrastruktur und die Förderung digitaler Literacy investiert. Ziel für die Deutsche Berufsbildung ist es, aus den Erfahrungen anderer zu lernen und beschleunigt aktuelle Entwicklungen dazu zu nutzen, um möglichst einen reibungslosen Erwerb digitaler Kompetenzen für Lehrende und Lernende an Südtirols Berufsschulen durch Verwendung innovativer didaktischer Modelle zu unterstützen."

Ausführlichere Informationen zum eFuture Day Tirol finden sich unter: http://www.efuture-day.tsn.at/content/vortr%C3%A4ge

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