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Lehrlingspakt: Vertragspartner ziehen ein Jahr nach Umsetzung Resümee

Vor einem Jahr wurde der Lehrlingspakt mit den Sozialpartnern unterzeichnet. Zwischenbilanz zogen sie kürzlich bei einem Treffen mit Landesrat Achammer.

Landesrat Philipp Achammer (1. v.l.), die Direktorin des Amtes für Lehrlingswesen und Meisterausbildung Gertraud Aschbacher (2. v.l.) und der Direktor des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung Stefan Luther (3. v.l.). Foto: LPA/me

Mit dem Ziel, die duale Ausbildung als Erfolgsmodell zu stärken, haben die Vertreter der Arbeitnehmerorganisationen, der Gewerkschaften sowie der Landesverwaltung vor fast genau einem Jahr (am 25. Juni 2015) den Lehrlingspakt unterzeichnet. Beim mittlerweile zweiten gemeinsamen Monitoringtreffen am Mittwoch, 22. Juni 2016, haben sie nun eine Bilanz über die Umsetzung der vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen gezogen. Das Amt für Arbeitsmarktbeobachtung hat zudem die Arbeitsmarkt-News vorgestellt, die inhaltlich dem Lehrlingspakt gewidmet ist.

Der Lehrlingspakt ist auf drei Jahre (2015-18) angelegt und enthält eine Reihe von Maßnahmen, die dazu beitragen sollen, die Zahl der Lehrlinge von 2014 zumindest zu halten sowie die Qualität der dualen Ausbildung zu fördern.

"Es ist aus wirtschafts-, bildungs- und arbeitsmarktpolitischer Sicht wichtig, dass die duale Ausbildung gestärkt wird", sagte Landesrat Philipp Achammer beim Treffen: Für die Wirtschaft sei es wichtig, dass sie auf gut ausgebildete Fachkräfte zurückgreifen kann. In Bezug auf die Bildungspolitik habe sich gezeigt, dass der Schulabbruch dort geringer ist, wo ein Ausbildungsangebot vorhanden ist, das Theorie und Praxis vereint. "Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht ist schließlich festzustellen, dass die Jugendarbeitslosigkeit in Ländern mit einer dualen Berufsbildung deutlich niedriger ist", führte der Landesrat an.

Der Lehrlingspakt ist in vier Bereiche gegliedert: die Unterstützung der Jugendlichen beim Einstieg in die Arbeitswelt, die Entlastung der Lehrbetriebe und die Wertschätzung ihrer Ausbildungsleistung, Maßnamen, um den Jugendlichen die Vorteile der dualen Ausbildung näherzubringen und schließlich die Förderungen der Qualität in der Lehrlingsausbildung.

Im Laufe des Treffens wurden die einzelnen Maßnahmen unter die Lupe genommen, um festzustellen, welche bereits erfüllt wurden, bei welchen die Umsetzung derzeit stattfindet und bei welchen sie noch nicht begonnen hat. Dies soll auch dazu dienen, Leitlinien für die nächsten beiden Jahre zu erstellen.

Aus den Wortmeldungen ging hervor, dass der Lehrlingspakt sehr wohl bereits Früchte trägt: So sind die Bevölkerung, die Unternehmen und die Schulwelt durch die zahlreichen Initiativen verstärkt auf die Lehre und ihre Bedeutung für Südtirol aufmerksam geworden. Als besonders positive Maßnahme erachteten die Teilnehmer z.B. die Integrierung der Sicherheitskurse für Arbeitnehmer in die Grundausbildung. Dies habe zu einer bedeutenden Entlastung für die Unternehmen geführt. Auch die Tatsache, dass Lehrlinge – gleich wie andere Schüler auch – das Abo+ für den öffentlichen Transport in Anspruch nehmen können, wurde als konkreter Schritt und Erleichterung angesehen.

Schwierigkeiten gibt es hingegen weiterhin bei den Rahmenbedingungen für die Beschäftigung von Minderjährigen, da in Italien sehr strenge Jugendschutzbestimmungen zur Anwendung kommen.

Als ein möglicher weiterer Schritt zur Aufwertung der Lehre wurde etwa die Prämierung der besten Absolventen aller Berufsbildungsrichtungen ins Auge gefasst, so wie dies bereits bei den Maturanten der Fall ist, die die Höchstpunktezahl erreichen.

Eine besonders wichtige Maßnahme stellt laut Landesrat Achammer außerdem die Einführung eines berufsbegleitenden zweijährigen Vorbereitungslehrgangs für die Matura dar, der bereits in der neuen Ordnung der Lehrlingsausbildung verankert werden konnte. Im Schuljahr 2017/18 soll damit erstmals gestartet werden.

Eine weitere Initiative, die allgemein sehr positiv bewertet wurde, ist das Projekt "Jugendliche Lehrabbrecher holen die Lehrabschlussprüfung nach". Bei dieser Maßnahme, die mit Mitteln aus dem Rentenfonds der Region finanziert wird, werden Jugendliche, die in den letzten fünf Jahren eine Lehre ohne Abschluss abgebrochen haben, kontaktiert und auf die Möglichkeit hingewiesen, die Lehrabschlussprüfung nachzuholen.

Bei einigen Maßnahmen wurde auch festgestellt, dass diese noch nicht umgesetzt werden konnten oder aus verschiedenen Gründen nicht realisierbar sind.

 

Arbeitsmarktstudie zum Lehrlingspakt


Im Rahmen des Treffens stellte Stefan Luther vom Amt für Arbeitsmarktbeobachtung die neueste Ausgabe der Arbeitsmarkt-News vor, die sich mit dem Thema "Lehrlingspakt 2015-2018: Eine erste Bilanz" befasst.

Luther stellte fest, dass die Zahl der Lehrverträge in der dualen Ausbildung in den letzten zehn Jahren konstant rückläufig war. Allerdings scheint sich die Situation in letzter Zeit stabilisiert zu haben.

Die Studie hat aber auch gegensätzliche Entwicklungen ans Tageslicht gefördert: So ist etwa im Handel bei der traditionellen Lehre ein weiterer Rückgang zu verzeichnen. Davon sind vor allem Mädchen betroffen. Im Bereich Bauwesen und produzierendes Gewerbe war hingegen eine Trendumkehr festzustellen, und für die Zukunft zeichnet sich ein leichter Zuwachs ab. Eine Sonderrolle mit relativ stabilen Lehrlingszahlen stellt das Gastgewerbe dar.

Die Zahl der gemeldeten offenen Lehrstellen ist von 71 im Jahr 2014 auf jeweils 117 in den Jahren 2015 und 2016 gestiegen.

"In den ersten fünf Monaten des Jahres 2016 ist die Zahl der Lehrlinge im Vergleich zu 2015 zwar leicht gestiegen, trotzdem sind aber immer noch weniger Lehrlinge beschäftigt als im selben Zeitraum 2014", berichtete Luther. Als Fazit stellt er fest, dass es einige positive Signale gibt, die aber noch nicht ausreichen, um die mit dem Lehrlingspakt angepeilten Ziele zu erreichen. "Besonders nach Geschlecht, Alter und Wirtschaftssektor zeigt sich ein sehr unterschiedliches Bild", merkte Luther abschließend an.

 

me

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