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Schulabsentismus – eine Handreichung unterstützt Schulen und Eltern

Das Deutsche Bildungsressort hat eine Handreichung zum Umgang mit Schulabsentismus herausgegeben. Landesrat Philipp Achammer hat die Publikation vorgestellt.

Landesrat Philipp Achammer (2. v.l.), Schulamtsleiter Peter Höllrigl (1. v.l.) und die Schulberaterinnen Roswitha Raifer (3. v.l.) und Julia von Spinn (4. v.l.) haben die Handreichung bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Foto: LPA/Ingo Dejaco

Um dem Risiko des Schulabbruchs professionell und strukturell zu begegnen, hat das Deutsche Bildungsressort ein Rahmenkonzept entwickelt. Als Teil dieses Konzepts haben die Mitarbeiter im Bereich Innovation und Beratung nun eine Handreichung zum Umgang mit Schulabsentismus erstellt.

Die Handreichung hat das Ziel, Schulführungskräfte, Lehrpersonen, Eltern und im weiteren Sinne alle am Schulsystem beteiligten Akteure für das Thema Schulabsentismus zu sensibilisieren, Anregungen für pädagogische Umgangsformen in den Bereichen Prävention und Interventionen zu geben sowie ein Bewusstsein und tieferes Verständnis dieses komplexen Phänomens zu schaffen. Sie dient als Unterstützung bei der Entscheidung, ab wann eine Schule reagieren sollte, wo die Verantwortung der Eltern liegt und was das gesamte System machen kann, um zu verhindern, dass sich das Fernbleiben von der Schule chronifiziert.

"Jeder Jugendliche, der die Schule ohne Qualifikation verlässt, ist einer/eine zu viel", sagte Bildungslandesrat Philipp Achammer bei der heutigen (1. Dezember) Vorstellung der Handreichung, "unsere Aufgabe ist es, jungen Menschen eine Perspektive zu geben. Und Qualifikation schafft Perspektive.“ Daher sei es notwendig, frühzeitig hinzuschauen: „Schulen müssen aufmerksam sein und die ersten Anzeichen für einen möglichen Schulabbruch frühzeitig erkennen, um darauf gezielt reagieren zu können", stellte der Landesrat fest, dabei komme es jedoch nicht auf die Schulen alleine an, sondern es brauche ein Netzwerk.

Schulamtsleiter und Ressortdirektor Peter Höllrigl wies unter anderem auf die wichtige Rolle der Schulsozialpädagogen hin und formulierte drei Zielsetzungen der Handreichung. "Zum einen soll die Publikation dazu dienen, dass Schulen negative Entwicklungen frühzeitig und bewusst wahrnehmen", erklärte der Schulamtsleiter. Weiters soll sie dazu beitragen, dass sich alle Beteiligten einer gemeinsameren Sprache bedienen, indem Begriffe einheitlich formuliert und festgelegt werden, denn – so gab der Schulamtsleiter zu bedenken – das Thema könne nur multiprofessionell angegangen werden, da auch die Gründe für den Schulabsentismus vielfältig seien. "Und schließlich enthält die Handreichung Informationen darüber, wer mit welchen Kompetenzen an welchem Thema arbeitet", berichtete Höllrigl. Dies sei nicht zuletzt deshalb wichtig, weil die Schulen auf diese Weise befähigt werden, im Netzwerk mit den Partnern tätig zu werden.

 

Schulabsentismus und Schulabbruch

Die beiden Schulberaterinnen Julia von Spinn und Roswitha Raifer gingen anschließend auf das Phänomen des Schulabsentismus ein und stellten die Handreichung vor.

Schulabsentismus zählt zu einem der wichtigsten Risikofaktoren, die zum Schulabbruch führen können. Als Schulabbrecher gelten Personen, die bis zum 25. Lebensjahr weder einen Abschluss der Oberstufe noch eine abgeschlossene berufliche Ausbildung besitzen. Unter dem abstrakten Begriff Schulabsentismus werden dagegen verschiedene Formen von zeitweiligem Fernbleiben einer Schülerin oder eines Schülers von der Schule ohne eine vom Gesetz vorgesehene Begründung verstanden. Das kann sich vom Fehlen einzelner Stunden und Tage bis hin zu einer längeren Abwesenheit und der totalen Abkoppelung erstrecken. Dazu zählen Schulschwänzer, angstbedingte Schulverweigerer und Kinder und Jugendliche, die von den Erziehungsverantwortlichen aus verschiedenen Gründen vom Schulbesuch zurückgehalten werden.

Ein definitiver Schulabbruch kann weitreichende Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden dieser jungen Menschen haben und auch hohe Kosten für die Gesellschaft verursachen. Ihre Chancen, auf sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Ebene an der Gesellschaft teilzuhaben, können sich verringern, das Risiko der Arbeitslosigkeit nimmt zu. Daher ist es wichtig, dass die öffentliche Hand gezielte Maßnahmen setzt, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken.

Das vom Deutschen Bildungsressort erarbeitete Rahmenkonzept zur Vorbeugung von Schulabbruch ist als Leitlinie und Unterstützung für die verschiedenen Bildungsinstitutionen gedacht. Es definiert ein gemeinsames Grundverständnis von Prävention, Intervention und Time-out-Lernen und zeigt auf, welche Maßnahmen auf den verschiedenen Ebenen umgesetzt werden sollten.

 

Die Handreichung zum Umgang mit Schulabsentismus

Die nun vorliegende Handreichung stellt ein Instrument zum Umgang mit Schulabsentismus in der Praxis dar.

Die Schulberaterin Julia von Spinn wies darauf hin, dass es sich vor allem um ein digitales Dokument handelt, das auf der Homepage des Bereichs Innovation und Beratung allen zur Verfügung steht. Dadurch könne es laufend aktualisiert werden und sei jederzeit zugänglich.

Der Schwerpunkt des Dokuments liege zwar auf der Intervention, von großer Bedeutung sei aber auch die Prävention, stellte die Schulberaterin Roswitha Raifer fest, dabei spiele immer auch die Kooperation mit dem Elternhaus eine zentrale Rolle.

Die Erfahrung zeigt, dass Schulabwesenheiten oft zu spät festgestellt werden bzw. sehr viel Zeit vergeht, bis die ersten Interventionsschritte getätigt werden. Die Handreichung soll die Schulführungskräfte, Lehrpersonen und Eltern unterstützen, erste Anzeichen von Schulmeidung zu erkennen und schnell zu reagieren. Sie dient dabei als "Wegweiser" für Handlungsmöglichkeiten und für ein abgestimmtes, gemeinsames Vorgehen der beteiligten Institutionen.

Aufgrund der multifaktoriellen Hintergründe ist in manchen Fällen ein ganzes Helfernetzwerk notwendig, um die betroffenen Kinder und Jugendlichen wirkungsvoll zu unterstützen. Die Handreichung bietet eine schnelle Übersicht der verschiedenen Hilfsangebote und Netzwerkpartner, zielt aber gleichzeitig darauf ab, dieses Helfernetz zu stärken. Es engmaschig zu spannen und zu führen, ist oft der einzige Weg, um zu verhindern, dass Kinder und Jugendliche durch den Rost fallen.

Die Beraterinnen und Berater der Pädagogischen Beratungszentren werden die Handreichung, die auch in gedruckter Form vorliegt, den Schulführungskräften und den Netzwerkpartnern im jeweiligen Bezirk vorstellen und somit die Möglichkeit zum gemeinsamen Austausch bieten.

Die Publikation ist in digitaler Form bereits auf der Homepage des Bereichs Innovation und Beratung (www.bildung.suedtirol.it -> Publikationen -> Handreichungen) zugänglich.

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