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Nationaler Antimafia-Staatsanwalt Franco Roberti trifft Bozner Schüler
Mehr als 300 Schüler und Lehrpersonen nahmen an einer Tagung mit dem Nationaler Antimafia-Staatsanwalt Franco Roberti im Rainerum in Bozen teil.
Im Rahmen des Projekts des italienischen Schulressorts zum Thema Zivilcourage war heute (7. Dezember) der Nationale Antimafia-Staatsanwalt Franco Roberti zu Gast in Bozen. Organisiert wurde die Veranstaltung gemeinsam mit der regionalen Sektion der gesamtstaatlichen Richtervereinigung. Über 300 Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen der italienischen Oberschulen und der dritten Mittelschulklassen nahmen im Rahmen des Projekts „Testimoni di coraggio civile“ (Zeugen der Zivilcourage) an der heutigen Tagung teil.
Bereits am Vormittag stand der Vortrag des nationalen Antimafia-Staatsanwalts Franco Roberti auf dem Programm. Die Anwesenden hatten zudem die Möglichkeit dem aus Kampanien stammenden Antimafia-Staatsanwalt Fragen zu stellen.
"Bei meiner Tätigkeit als Richter in Sant’Angelo dei Lombardi hatte ich mit der organisierten Kriminalität zu tun", berichtete Staatsanwalt Roberti, "daher habe ich mich entschlossen, als investigativer Staatsanwalt tätig zu werden. Vor allem war mir die Bekämpfung der Unterwanderung der Wirtschaft durch die Camorra ein Anliegen, die besonders in den 80er-Jahren Fuß gefasst hat. Durch öffentliche Ausschreibungen und die damit verbundene Korruption sind auch Menschen in den Sog der Kriminalität geraten, die keine Mitglieder von kriminellen Vereinigungen waren." Laut Robert bezieht die Mafia ihre Kraft vor allem aus der Fähigkeit, Beziehungen aufzubauen und sich in die Politik, die Bildung und die Wirtschaft einzuschleichen.
"Das größte Geschenk an die Mafia ist es, wenn der erste Teil der italienischen Verfassung nicht zur Anwendung kommt", meinte Roberti. In den Artikel 1 bis 54 seien nämlich die Grundwerte des Rechts auf Arbeit, der Gleichheit, der Freiheit und der Solidarität festgelegt. "Die Mafia nistet sich dort ein, wo soziale Ungleichheit herrscht. Sie macht Geschäfte mit den Reichen und rekrutiert die Armen und Verzweifelten", sagte der Staatsanwalt. Laut einer Untersuchung seien sechs von zehn Jugendlichen bereit, für die Mafia zu arbeiten. Dies sei nur dort möglich, wo die Mafia in der Lage ist, Arbeit und Geld zu geben und somit die Stelle des Staates einnimmt.
Roberti zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass es heute gelingen kann, die Mafia zu besiegen. "Um dieses Ziel zu erreichen, muss der Staat eine Kultur der Legalität und Rechtsstaatlichkeit fördern, Sport- und Freizeiteinrichtungen für die Jugendlichen schaffen und dafür sorgen, dass die Prinzipien der Verfassung eingehalten werden", betonte Roberti.
Unter anderem berichtete er auch, warum sich die Antimafia-Staatsanwaltschaft vorsichtig für die Legalisierung leichter Drogen ausgesprochen hat. Seiner Meinung nach habe die Repression versagt: "Der Drogenkonsum hat trotz des Einsatzes erheblicher Ressourcen sogar zu- statt abgenommen", stellte er fest. Zudem würde durch die Legalisierung der Kriminalität eine wichtige Finanzquelle entzogen.
Was den internationalen Terrorismus anbelangt, wies Roberti darauf hin, dass kein Land sich in absoluter Sicherheit wiegen könne. "Italien hat aber alle erdenklichen Maßnahmen ergriffen, um Terrorangriffe vorzubeugen", gab Roberti bekannt.
Im Rahmen der Tagung wurde auch der Startschuss für den Kunstwettbewerb "Testimoni di coraggio civile" gegeben, an dem die Schülerinnen und Schüler teilnehmen können. Die Preisverleihung findet dann im Rahmen des Festivals der Widerstände am 24. April statt.
me