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Pflanzenschutz im Wandel: Workshop am Versuchszentrum Laimburg
Fachleute vertiefen Herausforderungen des Pflanzenschutzes – Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung verweist auf Bedeutung einer wissenschaftsbasierten Risikobewertung
PFATTEN (LPA). Der Zugang zu Pflanzenschutzmitteln wird durch strengere europäische Regelwerke immer komplexer, besonders im Hinblick auf die Zulassung neuer Wirkstoffe. Die Zulassungsverfahren in der EU zählen zu den strengsten weltweit. "In Zukunft wird es daher immer wichtiger sein, verschiedene Strategien zu kombinieren, um nachhaltige Lösungen zu finden; dabei werden biologische Alternativen und moderne Pflanzenschutzmethoden eine größere Rolle spielen“, unterstreicht der Direktor des Versuchszentrums Laimburg Michael Oberhuber. Über 80 Fachleute aus Wissenschaft, Landwirtschaft und Politik haben im Versuchszentrum Laimburg die aktuellen Herausforderungen und die Zukunft des Pflanzenschutzes thematisiert. Eingeladen waren auch Experten des deutschen Bundesinstituts für Risikobewertung, um über die Bewertung und Zulassung von Pflanzenschutzmitteln in Europa sowie die Herausforderungen biologischer Alternativen zu diskutieren.
"Die Landwirtschaft ist das Rückgrat Südtirols", betont Landwirtschaftswirtschaftslandesrat Luis Walcher: "Um die Betriebe zu stärken und um unseren Konsumentinnen und Konsumenten nachhaltige Qualitätsprodukte zu gewährleisten, müssen wissenschaftliche Fortschritte genutzt und in die Praxis umgesetzt werden. Entscheidend dafür sind ein kontinuierliche Wissensaustausch, innovative Lösungsansätze und eine enge Vernetzung mit europäischen Forschungseinrichtungen, wie sie am Versuchszentrum Laimburg aktiv vorangetrieben werden. Denn auch in Zukunft werden wir im Hinblick auf die Ernährungssouveränität in Europa, die angesichts globaler Krisen wieder stark in den Fokus gerückt ist, Pflanzenschutzmittel brauchen."
Der Präsident des Bundesinstituts für Risikobewertung BfR Andreas Hensel verwies bei dem Workshop auf die Bedeutung einer unabhängigen, wissenschaftsbasierten Risikobewertung: "Unsere Aufgabe ist es, faktenbasierte Einschätzungen frei von wirtschaftlichen und politischen Einflüssen bereitzustellen. Nur so können wir objektiv bewerten, welche Risiken bestehen und welche Maßnahmen erforderlich sind."
Ein zentrales Thema der Diskussion war der Paradigmenwechsel in der Pflanzenschutzbewertung. Während sich die EU zunehmend an einem gefahrenbasierten Ansatz orientiert, besteht die Notwendigkeit, das reale Risiko zu berücksichtigen. Es gehe nicht nur darum, ob eine Substanz potenziell gefährlich sei, sondern in welcher Dosis und unter welchen Bedingungen sie tatsächlich schädlich wirke, erklärte BfR-Vizepräsident Tewes Tralau.
LPA/red/mac